Umwelt | Biodiversität

“Artenschutz nicht in die Schublade”

Gülle, Rote Liste, Wildruhezonen: Diese Themen kamen bei einem Treffen zwischen Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Landesrätin Hochgruber Kuenzer auf den Tisch.
Blumenwiese
Foto: Othmar Seehauser

“Artenschutz – wo ist die Umsetzung?” Diese Frage beschäftigt unter anderem den Dachverband für Natur- und Umweltschutz. Dort hofft man, “dass die von der Politik Anfang Juni groß angekündigten Anstrengungen zum Schutz der Biodiversität keine reinen Lippenbekenntnisse bleiben”. Vor kurzem bot sich die Gelegenheit, Fragen und Anliegen der Landesrätin für Landschaftsschutz und Denkmalpflege vorzulegen. Samt eines Forderungskatalogs.

 

Treffen und Themen

 

Anfang dieser Woche fand ein Treffen zwischen Maria Hochgruber Kuenzer und der Führungsspitze des Dachverbandes, Klauspeter Dissinger und Andreas Riedl statt. Sie berichten: “Neben dem leidigen Thema Gülle und einigen aktuellen Beispielen, wo der angekündigte Schutz der Artenvielfalt ganz konkret umgesetzt werden kann, war die Rote Liste der gefährdeten Tierarten ebenso ein Thema wie auch die Wildruhezonen in den Naturparken.”

 

Nach der gemeinsamen Pressekonferenz von Anfang Juni, bei der Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und Landesrätin Hochgruber Kuenzer “die bisherigen und künftigen Bemühungen, um Artenvielfalt in Südtirol weiter zu festigen und auszubauen” präsentierten, lautete eine der Fragen des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz: Welche konkreten Artenschutz-Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ankündigungen sind nun von Seiten der Politik geplant oder bereits auf den Weg gebracht?

 

Gülle, Rote Liste, Wildruhezonen

 

In einer Aussendung berichten Dissinger und Riedl nun: “Einleitend kam dabei ein Beschluss der Landesregierung von März 2016 zur Sprache, der einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung der Gülle-Regelung auf den Natura-2000-Gebieten vorsieht. Auch damals hat es große politische Versprechungen gegeben. Viele der dort aufgelisteten Vorhaben sind allerdings noch immer nicht, bzw. nur teilweise oder verspätet umgesetzt. Diese halbherzigen Umsetzungen klarer Vorgaben sind natürlich keine sehr vielversprechende Grundlage für die Fülle an angekündigten Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität. In diesem Zusammenhang erwartet sich der Dachverband eine klare und kohärente Haltung der Politik in Sachen illegale Zerstörung eines Moores in Olang, Überdüngung der Arlui-Wiesen im Vinschgau und bei der geplanten Rückwidmung eines Biotops in Landwirtschaftsgebiet an der Ilstener Au. Es hilft wenig, wenn auf der einen Seite großspurige politische Ankündigungen gemacht werden ‘… um Artenvielfalt in Südtirol weiter zu festigen und auszubauen’, wir aber nicht im Stande sind, vorhandene Lebensräume auch zu erhalten und zu schützen. Um wirklich Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen, müssen wir aber viel mehr darüber wissen. Leider ist die Rote Liste der gefährdeten Tierarten Südtirols bereits 25 Jahre alt. Schon alleine dies zeigt, welchen Stellenwert und welche Priorität dieses Thema zumindest bisher hatte. Aber bereits damals zeigte die Rote Liste ganz klar auf, was die großen Treiber des Artenschwundes sind: Zerstörung der Lebensräume (durch Kulturmaßnahmen, Meliorierungen und Verlust von Brachflächen, Ufergehölzen, Auresten, Hecken, Kiesbänken usw.), Intensivbewirtschaftung (Monokulturen, Düngung, Entwässerung, Pestizide) sowie Einengung ihrer Lebensräume (durch Verbauung und Verkehrserschließung). Der überwiegende Anteil dieser Probleme steht dabei in direkter Verbindung zur landwirtschaftlichen Tätigkeit und diese hat sich in den letzten 25 Jahren sogar noch intensiviert. Auch hier muss die Politik schnellstmöglich Wege finden, um die Landwirte aus dieser Investitions-, Intensivierungs- und Abhängigkeitsspirale zu holen.”

Ein letzter Punkt, den der Dachverband bei Hochgruber Kuenzer deponierte, waren die gesetzlich vorgesehenen Wildruhezonen in den Naturparken. “Da die Kernkompetenz der Schutzgebiete bei ihrem Ressort liegt, sollte nach dem unserem Dafürhalten auch ihr Ressort federführend bei der Umsetzung dieser Zonen sein, die nicht nur auf das Wild reduziert, sondern als echte Wildniszonen in den Schutzgebieten etabliert werden sollten”, so Dissinger und Riedl.

Die besprochenen Themen wurden der Landesrätin in einem Forderungskatalog übergeben – “verbunden mit dem Wunsch, dass dieser nicht in einer der zahlreichen Schubladen verschwinden möge, heißt es vom Dachverband abschließend.

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Sepp.Bacher Sa., 16.11.2019 - 11:17

Ob die bloße Äußerung des Wunsches "...dass dieser nicht in einer der zahlreichen Schubladen verschwinden möge”" genügt? Da braucht es wahrscheinlich auch politischen Druck oder eine verbindliche Volksbefragung!
Bezüglich Zerstörung der Moore, von Biotopen und Fluss-Auen oder Abholzung von Wald müsste man eine strenge Norm schaffen, der zufolge z. B. solche Schutzgebiete nur umgewidmte werden dürfen, wenn der Antragsteller dafür sorgt, dass an anderer Stelle in der Gemeinde, (z. B. wenn für eine Ski-Piste Wald gerodet wird) die selbe Fläche mit gleicher ökologischer und wirtschaftlicher Wertigkeit wieder aufgeforstet wird!

Sa., 16.11.2019 - 11:17 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 23.11.2019 - 13:27

Antwort auf von Sepp.Bacher

Es ist erschreckend, wie wenig konkretes Interesse, dieses Thema hervorruft!
Es ist viel einfacher, mit einer tollen Idee sich zu solidarisieren, als - in diesem Zusammenhang, die Erde so der nächsten Generation zu übergeben, wie wir sie übernommen haben - etwas konkretes zu tun, was auch Auswirkungen auf uns selbst und die Art der Politik haben würde!?!

Sa., 23.11.2019 - 13:27 Permalink
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Petra Steiner Do., 28.11.2019 - 19:05

Antwort auf von Sepp.Bacher

Das Zerstören von Biotopen ist durch Neuinstallierungen an anderen Stellen in der Regel nicht wettzumachen, nicht umsonst heisst es in der Biodiversitätsstrategie der EU unter Ziel 2 M 7: "Es darf nicht zu Nettoverlusten an Biodiversität und Ökosystemen durch Entschädigungs- oder Ausgleichsregelungen kommen."

Do., 28.11.2019 - 19:05 Permalink