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Das Missverhältnis

Landeshauptmann Arno Kompatscher wird schon bald weniger verdienen als viele Manager der Landesgesellschaften. Eine Spurensuche.

Michl Ebner lancierte die Nachricht durchaus als Warnung. Das Durchschnittseinkommen in der Provinz Bozen belief sich im Jahr 2013 auf 21.620 Euro. Der Handelskammerpräsident präsentierte Anfang dieser Woche die Statistiken der Steuererklärungen des Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen.
Es bedarf keiner Politikergehälter, um zu zeigen wie schief die Gehaltspyramide in Südtirol inzwischen ist. Man braucht nur eine Blick auf die Entschädigungen der Manager der öffentlichen Landesgesellschaften zu werfen. Dann wird klar, dass das Verhältnis schon lange nicht mehr stimmt.

Vergoldeter Abgang

Was der Durchschnittssüdtiroler im Jahr verdient, erhielt Christoph Engl im Monat. Der Topverdiener unter den öffentlichen Südtiroler Managern erhielt als SMG-Direktor 2012 ein Jahresgehalt von 279.216,40 Euro. Das sind genau 23.268,03 Euro im Monat.
Im Februar 2013 wurde aus den SMG eine Inhouse-Gesellschaft des Landes gemacht. In der Öffentlichkeit wurde dieser gesellschaftsrechtliche Umbau auch als Sparmaßnahme verkauft. Nur Engls-Gehalt ist damit noch einmal deutlich angestiegen. Christoph Engl arbeitete 2013 genau 8 Monat als SMG-Direktor bevor er nach Deutschland in die Privatwirtschaft ging.
Im Jänner und Februar arbeitete Engl noch in der alten Struktur und verdiente dabei 42.345,54 Euro. Vom 1. März bis zum 31. August war er dann Direktor der neuen Inhouse-Gesellschaft Agentur Südtirol Marketing. Sein Verdienst dabei 196.793,59 Euro.Das sind genau 32.798,93 Euro brutto im Monat. Christoph Engl hat damit im letzten Halbjahr noch eine deutliche Gehaltsvorrückung bekommen und soviel verdient wie nie zuvor.

SMG-Direktor Christoph Engl hat im letzten Halbjahr trotz Inhouse-Gesellschaft soviel verdient wie noch nie: 32.798,93 Euro brutto im Monat.
 

Wird nach Engl Abgang alles besser und billiger? Auf dem Papier ja, in der Praxis wohl kaum. Denn Christoph Engl muss ein Übermensch sein. Es bedarf zwei Personen um jene Lücke zu schließen, der der Tourismusmanager hinterlassen hat. Seit 1. September 2013 wird die Agentur Südtirol Marketing von einer Doppelspitze geführt: Greti Ladurner und Marco Pappalardo geführt. Beide verdienen deutlich weniger als ihr Vorgänger: Pappalardo erhielt für die vier Monate vom September bis Dezember 2013 38.243,97 Euro. Ladurner 33.097,11 Euro. Damit kostet die SMG-Spitze dem Steuerzahler jährlich hochgerechnet auch weiterhin 214.023,24 Euro.

Armer Landeshauptmann

Aber auch das Gehalts-Verhältnis zwischen den vielgescholtenen Politikern und den Landesmanager stimmt längst nicht mehr. Landeshauptmann Arno Kompatscher verdient derzeit jährlich rund 230.000 Euro brutto. Es ist nicht nur deutlich weniger als SMG-Chef Christoph Engl jahrelang verdient hat, sondern auch viel weniger als Kompatschers Vorgänger Luis Durnwalder. Landeshauptmann Durnwalder erhielt rund 308.000 Euro brutto im Jahr.
Auf Arno Kompatscher kommt aber noch in diesem Jahr eine grundlegende Kürzung zu. Das Land Südtirol muss die Monti-Reform umsetzen. Dann wird der Landeshauptmann in Zukunft ein Jahresgehalt von 166.000 Euro erhalten.
Wie absurd diese Kürzung aber ist, wird klar, wenn man weiß, dass es dann über ein Dutzend Direktoren öffentlicher Gesellschaften in Südtirol geben wird, die mehr verdienen als der Landeshauptmann.
Zum Beispiel der Direktor der „Selnet GmbHLuis Amort mit 168.913,94 Euro (2013),
In der Gehaltsklasse des Landeshauptmannes stehen dann TIS-Direktor Herbert Hofer (163.413,00 Euro), Messe-Direktor Reinhold Marsoner (160.596,00 Euro), BLS-Direktor Ulrich Stofner (157.737,00 Euro).
Noch deutlicher wird dieses Missverhältnis aber in der Sanität. Der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Andreas Fabi bekam 2013 393.676,57 Euro. Das liegt auch einer Nachzahlung, die Fabi bekam. Fabis Entschädigung allein für 2013 liegt bei 242.797,56 Euro. Damit verdient er bereits jetzt mehr als der Landeshauptmann. Noch mehr als allerdings verdient Sanitätsdirektor Oswald Mayr. 2013 waren es 261.658,87 Euro.
Es gibt 12 Primare in Südtirol die bereits jetzt mehr verdienen als Landeshauptmann Arno Kompatscher. Mit der Kürzung der LH-Entschädigung werden fast 100 Primare mehr bekommen.

Arno Kompatscher wird in Zukunft soviel verdienen wie der Pflegedirektor im Südtiroler Sanitätsbetrieb

Auch der Direktor des Sanitätsbezirkes Bozen Umberto Tait verdient in Zukunft mit 197.460,34 Euro mehr als der Landeshauptmann. Siegfried Gatscher, Bezirksdirektor in Brixen (166.519,19 Euro) dürfte mit Arno Kompatscher gleichziehen.
Selbst der Verwaltungsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Marco Capello (165.077,58 Euro) und der Pflegedirektor Robert Peer mit 165.520,37 Euro werden in Zukunft gleich viel verdienen wie Arno Kompatscher.
Man brauch kein Statistiker zu sein um zu merken, dass hier etwas nicht mehr stimmt.

 

 

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laurin B. Fr., 04.07.2014 - 10:30

was ist mit den illegal doppelverdiendenden Beamten......immer noch tabu oder haben alle mehr davor Angst als vor den legalisierten Politikerbezügen....?

Fr., 04.07.2014 - 10:30 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 04.07.2014 - 10:38

"Was der Durchschnittssüdtiroler im Monat verdient, erhielt Christoph Engl im Monat." Müsste wohl heißen ".....im Jahr verdient..."!
Grundsätzlich: Ich habe jetzt keine Zahlen vorliegen, aber wahrscheinlich verdienen auch einige Spitzenbeamten beim Land so viel oder auch mehr als der Landshauptmann oder wie ihre Landesräte. Dabei haben sie eine geregelte Arbeitszeit, einen relativ sicheren Job und müssen im Unterschied zu Politikern keinen Wahlkampf bestreiten und in der Regel auch weniger öffentliche Kritik ertragen.

Fr., 04.07.2014 - 10:38 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Fr., 04.07.2014 - 16:21

Antwort auf von Sepp.Bacher

Die Beamten haben aber dann wahrscheinlich auch mehr Verantwortung als Politiker die sowieso niemanden für ihre oft hirnlosen Projekte Rechenschaft schuldig sind, ob dann diese Gehälter überzogen sind ist eine andere Frage. Von mir aus gesehen kann die öffentliche Hand es sich locker leisten ihre hohen Beamten weniger zu bezahlen, denn anders als in der Privatwirtschaft sind diese Leute mit ihren Arbeitsplatz praktisch ein leben Lang abgesichert (das Wort "unkündbar" finde ich nicht so elegant), während in der Privatwirtschaft schnell von jemand anderen ersetzt werden kann. Die "Manager" in den "öffentlichen Gesellschaften" (irgendwie ein Wiederspruch in sich) sollten auch gleich behandelt werden, da diese Gesellschaften keineswegs Profitorientiert arbeiten (siehe ABD, TIS usw...).
Alles im allen wieder mal ein guter Artikel von Herrn Franceschini!

Fr., 04.07.2014 - 16:21 Permalink
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laurin B. Fr., 04.07.2014 - 10:53

.......die öffentliche Kritik vertragen sie eben nicht sondern machen
Verleumdungsprozesse und verlangen Schmerzensgeld, das ist die bodenlose Präpotenz und Arroganz

Fr., 04.07.2014 - 10:53 Permalink
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Willy Pöder Fr., 29.05.2015 - 13:41

Vielleicht wäre es nun an der Zeit, obigen Beitrag zu aktualisieren, denn die darin kolportierte Kürzung der Zuwendungen für den Provinz-Präsidenten und dessen Ministern wurden bis heute nicht durchgeführt. Zweifellos ist dieses Versäumnis auf die pure Vergesslichkeit des Landesausschusses und des Präsidiums des Provinzrates zurückzuführen. Es Menschheit halt überall, selbst in noch so "Hohen Häusern", oder gerade dort, wann's ums persönliche Wohlergehen geht.

Fr., 29.05.2015 - 13:41 Permalink
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Profil für Benutzer Willy Pöder
Willy Pöder Fr., 29.05.2015 - 13:45

Vielleicht wäre es nun an der Zeit, obigen Beitrag zu aktualisieren, denn die darin kolportierte Kürzung der Zuwendungen für den Provinz-Präsidenten und dessen Ministern wurden bis heute nicht durchgeführt. Zweifellos ist dieses Versäumnis auf die pure Vergesslichkeit des Landesausschusses und des Präsidiums des Provinzrates zurückzuführen. Es menschelt halt überall, selbst in noch so "Hohen Häusern", oder gerade dort, wann's ums persönliche Wohlergehen geht.

Fr., 29.05.2015 - 13:45 Permalink