Kultur | Kunstaktion

"Deine Existenz ist mir egal"

So lautet ein Auszug aus den 7 Liebesbotschaften, die aus 180 Einsendungen ausgewählt wurden. Als Videocollagen sieht man sie im August an der Fassade des Museion.

Einige schicken Rosen, andere sprühen es als Graffiti an die Wand und dann gibt es noch jene, die ihre Liebesbotschaften mit einem Flugzeug in den Himmel schreiben. R. aus Bozen hatte eine andere Idee. Er war verliebt in eine Frau, die auf der dem Museion gegenüberliegenden Talferseite wohnt und fragte bei den Museumsorganisatoren nach, ob es möglich sei, eine Liebeserklärung an die Fassade zu projizieren. „Ich hab mir gedacht, dass sie auf diese Weise sieht, wie ernst es mir ist, denn ich wollte sie zurückgewinnen,“ so erzählt er seine Liebesgeschichte. Er und sie waren eine Paar, mehrere Jahre lang, bis es zum Zerwürfnis kam und man sich trennte.

Die Idee wurde jedoch aufgegriffen, Thomas Kronbichler und Martin Kerschbaumer vom Designstudio MUT sollten für die Medienfassade des Museion ein Textprojekt erstellen und erfuhren vom vergeblichen Ansinnen des verliebten R. „So haben wir den Gedanken aufgenommen und kurzerhand eine Webseite eingerichtet, wo die Besucher ihre Liebesbotschaften, Briefe, Gedichte oder Wünsche einsenden konnten,“ erläutert Kronbichler am Eröffnungsabend im Museion das Projekt Mut for love. Genau am Valentinstag im Februar stellten Kronbichler und Kerschbaumer die Seite online.  Kunst und Liebe inspirieren einander, das weiß man, doch so konkret zum Mitmachen, das hat schon was und ködert Verliebte wie Liebesenttäuschte, die ihren Herzen Luft machen wollen.

180 Einsendungen hat es gegeben, daraus wurden 7 Sätze ausgewählt und als Videoszenarien von den Designern aufbereitet. Sätze und Bekenntnisse auf Italienisch, Ladinisch, Deutsch und Französisch, die erahnen lassen, welche Geschichten um sie und ihn oder ihn und ihn oder sie und sie dahinterstecken. Geschichten wie jene der beiden niemals abgeschickten Mails an Georg, Absenderin unbekannt:

mein lieber (I)

lieber georg, ich schreibe dir aus dem bauch heraus, im bewusstsein, dass dich diese zeilen nie erreichen werden und in der hoffnung, irgend wann einmal in unserem leben, einen ruhigen, gemeinsamen moment zu finden. dies, weil ich glaube, dass du vielleicht der einzige bist, der meine gedanken verstehen könnte. auch wenn ich nicht alles, was du denkst, teile. beziehungsweise, nicht teilen kann, da wir uns wenig bis gar nicht kennen und ich mir in meinen farben ein bild von dir gemalen habe, das nicht mit deinen entwürfen übereinstimmt..

puttega

 

mein lieber (II)

lieber georg, ich schreibe dir ein zweites und letztes mal. auch diese zeilen werden dich sicher nie und nimmer erreichen. leider muss ich meine ersten, unversandten zeilen gänzlich revidieren. habe mich in dir getäuscht! auch in dir. windfahndln gibt es überall. vergiss unseren mail-verkehr, unser gespräch, von mir aus unser kennenlernen. du kannst mich mal, echt! ich hätte mir etwas anderes erwartet, von dir, als solch drückebergerischen zeilen. meine meinung von dir ist so tief wie niemals. ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. deine existenz ist mir egal. schade! ich denke mir nämlich immer noch, dass wir viele und interessante gespräche geführt hätten.

so soll es wohl sein.

puttega

 

Eine weitere Liebesbotschaft verbindet Essen und Liebe, ohne allzusehr ins Blumig-Romantische abzugleiten, im Gegenteil:

 

La vie sans toi

est comme

un gouda

sans cumin,

un gruyère

sans trous,

un camembert

sans odeurs,

elle n’a pas de goût.

 

Und die folgenden Zeilen, sind sie von einem Mann oder einer Frau geschrieben?

 

Voglio che il tempo

dell’Amore finalmente

abbia inizio.

Voglio che questo

mondo crolli,

per ricostruirlo insieme,

con Amore.

E la ripeto ancora

la parola Amore,

che mi manca tanto.

 

In ganz unterschiedlichen Videoszenerien haben Kronbichler und Kerschbaumer diese und 4 weitere Sätze eingebettet und als Collagen aufbereitet. Ob die Liebesbotschaft des ideengebenden R. dabei war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, er war auch so erfreut über die Aktion und gibt die Hoffnung nicht auf, dass es noch was wird mit seiner Angebeteten, gestand er. Das Projekt ist sympathisch und originell und präsentiert 7x Liebe in unterschiedlichsten Spielarten, die davon erzählen, was in den Herzen der Menschen so los ist.

Zu sehen sind die Mutforlove-Aufführungen an der Medienfassade des Museion noch am 13., 20. Und 27. August jeweils um 21 Uhr.