Kultur | Salto Afternoon

Green Book

Ein Film im „Ziemlich beste Freunde“ Stil. „Green Book“ schafft es den Saal mit Gelächter zu füllen und von einem Moment zum anderen das Publikum nachdenklich zu stimmen.
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CoverGreenBook
Foto: Universal Pictures

Ich hatte das Glück an der Europapremiere von „Green Book“ in Zürich teilzunehmen und konnte erfreut feststellen, dass das Ticket jeden Rappen wert war. Diese hervorragend dramaturgisch aufgebaute Komödie des Regisseurs Peter Farrelly, der mit seinem Bruder bereits durch Filme wie „Dumm und Dümmer“ sein Geschick in diesem Genre beweisen konnte, spiegelt die Zeit der 60er Jahre mit Witz und Drama grandios auf der Leinwand wieder, ohne dabei das ernste Thema Rassismus, das auch heute noch sehr aktuell ist, zu bagatellisieren.
Denn während „Dumm und Dümmer“ den Zuschauer durch das idiotische und absurde Verhalten der Protagonisten zum Schmunzeln bringt, sind es unerwartete Details und fantastische Szenen die einem in „Green Book“ hellauf lachen lassen.

Green Book Trailer #1 Deutsch / German (HD)

Viggo Mortensen, der durch seine Rolle als Aragorn in der „Herr der Ringe“ Trilogie berühmt wurde, spielt einen italo-amerikanischen Türsteher aus der New Yorker Bronx namens Tony Lip. Dank seines „Talents“ Streitigkeiten zu lösen bekommt er das Angebot den erstklassigen, schwarzen Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) als Fahrer auf eine Konzerttournee von Manhattan in die Südstaaten zu begleiten. Doch da in den 60ern, besonders in den Südstaaten, nicht jedes Hotel Farbige beherbergte, muss sich Tony auf das "Green Book" verlassen, ein Handbuch, das die wenigen Restaurants, Bars und Hotels auflistet, die damals für die schwarze Bevölkerung sicher und zugänglich waren. Während dieser Road Trip-ähnlichen Reise treffen sie auf das verachtende und heutzutage meist unverständliche Verhalten der Menschen gegenüber der schwarzen Bevölkerung, jedoch erfahren die beiden Reisenden unter sich auch unerwartete Offenheit und Humor und müssen sich letztendlich ihrer gegenseitigen Befangenheiten entledigen. Daher wird so mancher Parallelen zwischen „Green Book“ und „Ziemlich beste Freunde“ erkennen und vermuten dass es sich auch hierbei um einen voraussichtlich preisgekrönten Film handelt.

Dieser Film ist einer von Wenigen die es schaffen die Echtheit der Erzählung einzufangen und wahrheitsgetreu auf der Leinwand wiederzugeben. Die Szenen wirken weder gekünstelt noch erzwungen, einfach nur Geschichten wie sie zusammen im Freundeskreis entstehen - der Realismus der Handlung ist wahrhaftig spürbar. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Farrelly das Drehbuch zusammen mit Nick Vallelonga, dem Sohn von Tony „Lip“ Vallelonga, geschrieben hat und Viggo Mortensen und Mahershala Ali in ihrer Glanzleistung zu sehen sind. Das italienisch behaftete Englisch von Mortensen, die fabelhafte Kulisse der 60er und die ausgezeichneten pianistischen Fähigkeiten von Ali, tragen sehr zur Authentizität bei. Allumfassend handelt es sich um einen Film höchster Qualität, der voraussichtlich mit mehreren Oscars, Awards und am wichtigsten mit der Anerkennung des Publikums belohnt werden wird.