Kultur | Salto Afternoon

Keine Zacken, sondern Wellen.

Die „summer e-tour“ von Salto war auf Spurensuche in Brixen: Nach einem ersten automobilreisenden Bierbaum.
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Foto: Foto: Salto.bz

Im Rahmen der summer e-tour absolvierte ein Salto-Team "Automobilreisen" quer durch Südtirol und besuchte besondere Orte und Menschen. Aus gutem Grund wurde ein Abstecher auch in Brixen gemacht, wo vor über 100 Jahren der Schriftsteller und literarische Netzwerker Otto Julius Bierbaum nächtigte. Der Freund des aus Bozen stammenden Komponisten Ludwig Thuille war nämlich auf Durchreise und fuhr mit einem Cabrio der Marke Adler von Deutschland über Prag und Wien nach Italien.
1903 legte er seine 1902 „erfahrenen Erfahrungen“ unter dem Titel: Eine empfindsame Reise im Automobil in Buchform vor. Es war das erste Buch zu einer Automobilreise überhaupt. 

Der 1865 im schlesischen Grünberg geboren Otto Julius Bierbaum war als Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Librettist tätig. Mit seinem Buch Stilpe gilt er als Vorreiter des Bühnengenres Kabarett.
Zudem ist Bierbaum mit dem Spruch: Humor ist, wenn man trotzdem lacht immer noch fast "in aller Munde", auch wenn kaum jemand weiß, dass dieser Sinnspruch von Bierbaum erstmals niedergeschrieben wurde.

In Bierbaums Eine empfindsame Reise im Automobil machte der Tausendsassa unter anderem Rast im Hotel Elephant in Brixen:

Viel kurioser noch ist aber Brixen, wo wir, getreu unserm Vorsatze, die weniger besuchten Städte aufzusuchen, Halt machten, statt gleich nach Bozen weiter zu fahren, das wir leicht noch hätten erreichen können. Auch lockte uns hierher der Elephant, dieses berühmteste aller Tiroler Gasthäuser.

Die Fahrt von Brixen nach Bozen ist wohl die schönste, die wir bis jetzt gehabt haben. Hier vereinigt sich der Reiz der nördlichen Landschaft mit dem der südlichen. Die Vorberge waldreich und streng, das Tal üppig fruchtbar und milde, und überall als Abschluß gewaltige Berge, die aber schon die ruhigere Weise des Südens haben: keine Zacken, sondern Wellen.

Bierbaums Reise führte weiter in den Weiler Pigeno bei Eppan, wo er sich an jene Zeit erinnerte, als er einen Teil des Schlosses Englar als Schreibstube nutzte.
Im Zeitraum 1896-1899 redigierte er dort die legendäre Kunstzeitschrift PAN und brachte mit dem Buch Gugeline das erste INSEL-Buch auf den Markt – ein Vorreiterprodukt der heutigen INSEL-Bücherei.
Sogar Rainer Maria Rilke hat Bierbaum im Schloss aufgesucht – nicht mit dem Auto, sondern mit Gedichten.