Gesellschaft | Astronomie

Griff nach den Sternen

Die Astronomiegruppe am Brunecker Cusanus-Gymnasium hat erfolgreich die Distanz zum Weihnachtskometen “46P/Wirtanen” bestimmt. Mit Hilfe aus Indien und Deutschland.
46/P Wirtanen
Foto: astrocusanus.blogspot.com

Ein wahrlicher Griff nach den Sternen ist einer Gruppe von Brunecker Oberschülern jüngst gelungen. Sie haben die Distanz zum Weihnachtskometen “46P/Wirtanen” bestimmt – gemeinsam mit Astronomen in Deutschland und Indien.

Das Objekt der Begierde wurde am 17. Jänner 1948 vom US-amerikanischen Astronomen Carl Alvar Wirtanen entdeckt. Dessen Namen trägt der Komet, der zu den zehn Schweifsternen mit der kürzesten Umlaufzeit um die Sonne zählt. 5,46 Jahre dauert seine Umlaufperiode. Um die Weihnachtszeit kam “46P/Wirtanen” der Erde besonders nahe. Anlass für Schülerinnen und Schüler der Astronomiegruppe am Sprachen- und Realgymnasium “Nikolaus Cusanus” in Bruneck, um die Entfernung zu bestimmen. Dafür verwendeten sie die Parallaxenmethode. Hinter dem komplizierten Namen verbirgt sich ein umso simpleres Prinzip, wie der Leiter der Leiter der Gruppe und Lehrer am Cusanus-Gymnasium, Christoph Wiedemair, erklärt: “Die verwendete Parallaxenmethode kann jeder selbst in einem kleinen Versuch testen. Es genügt hierzu, den Arm auszustrecken und den erhobenen Daumen abwechselnd mit dem linken und dem rechten Auge zu betrachten. Dabei fällt auf, dass die Position des Daumens vor dem Hintergrund hin und her zu springen scheint.”

Um ihre Idee umzusetzen, waren die Oberschüler auf internationale Zusammenarbeit angewiesen. In Zeiten von Facebook & Co. eine Leichtigkeit. Über die sozialen Netzwerke schloss sich die Brunecker Gruppe mit dem deutschen Astrofotografen Sebastian Voltmer und dem indischen Amateurastronomen Vikrant K. Agnihotri kurz.

Beide nahmen den Vorschlag auf. In den Weihnachtsferien war es dann so weit. Am 25. Dezember fand die verabredete gleichzeitige fotografische Beobachtung in Bruneck, Spicheren bei Saarbrücken und Rawatbhata in Rajasthan statt.

“Auf den entstandenen Bildern erscheint der Komet tatsächlich jeweils leicht gegenüber fernen Hintergrundsternen versetzt zu sein”, führt Wiedemair aus. Aus diesem qualitativen Befund musste in Folge noch ein Wert für die Entfernung gewonnen werden. Das geschah am 30. Dezember. Am vorletzten Tag des Jahres 2018 trafen sich die Schüler im Cusanus-Gymnasium, vermaßen die exakte Position des Kometenkerns auf den Bildern und bestimmten somit den genauen Winkelwert des beobachteten Versatzes.

“Mit dem Schulwissen zu Vektorrechnung und Trigonometrie war es schließlich möglich, die Kometenentfernung im Bereich zwischen 14,4 bis 15,1 Millionen Kilometern einzugrenzen”, berichtet Wiedemair. Offizielle Quellen nennen für den Stichtag eine Distanz von 15 Millionen Kilometern – “weshalb das durchgeführte Projekt als ein voller Erfolg bezeichnet werden kann”, so der Lehrer. Ihre Vorgehensweise und Erkenntnisse haben die Schüler der Brunecker Astronomiegruppe in ihrem Blog festgehalten.