Umwelt | Kampagne

Zu schön, um wegzuschauen

In einer länderübergreifenden Kampagne rufen die Alpenvereine zum Schutz der Alpen auf: “Wir alle sind gefordert, vor allem jetzt, wo der Druck Richtung Wachstum steigt.”
Alpen
Foto: Südtirolfoto/Georg Kantioler

“Die Alpen sind schön. Noch. Es lohnt sich, sich dafür stark zu machen.” Mit dieser Botschaft sind die Alpenvereine in Bozen, Innsbruck und München am Dienstag zeitgleich vor die Presse getreten und haben den Auftakt zur Kampagne “Unsere Alpen – einfach schön!” gegeben. Das Ziel, das sich die Alpenvereine in Südtirol, Österreich und Deutschland auf die Fahne geschrieben haben: Den “unschätzbaren ökologischen, ökonomischen und sozialen Wert der Alpen zu bewahren”.
Denn der Lebens- und Wirtschaftsraum Alpen ist bedroht, warnen die Alpenvereine.
Nicht zufällig fällt der Start der Kampagne mit dem Beginn der Skisaison zusammen: “Derzeit findet unter den großen Skigebieten in den Alpen ein Wettlauf um die ‘Poleposition’ statt”, heißt es von den Alpenvereinen in einer gemeinsamen Aussendung. “Die Betreiber erweitern, so lange es noch geht. Maßgebend ist das Motto: Je größer, desto besser. Denn: Wenn der Klimawandel fortschreitet, dann überleben nur die Skigebiete, die einer schrumpfenden, aber exklusiven Kundschaft das Beste und Größte bieten können. Eile ist geboten, denn die gesellschaftliche Akzeptanz naturgefährdender Eingriffe schrumpft. Es ist eine der großen europäischen Fragen, wie die Alpen intakt bleiben können.”

In welcher Weise die Alpen gefährdet sind, zeigt man in München, Innsbruck und Bozen anhand lokaler Beispiele auf. “Auch Südtirols Natur und Berge stehen unter Druck”, betont Martin Schöpf vom AVS-Referat Natur & Umwelt: “Skierschließungsprojekte wie jenes zwischen Langtaufers und dem Kaunertal oder zwischen Sexten und Sillian beschäftigen das Land ebenso wie touristische Hotspots, wo der Verkehr und der Besucheransturm ausufern. Exemplarisch dafür stehen etwa der Pragser Wildsee und das Kirchlein im Villnösser Ranui mit den Geislern im Hintergrund.” Beide Orte seien auch im heurigen Sommer “geradezu überrannt” worden und stünden “für die Auswüchse der Entwicklung”, heißt es vom AVS. Dort ist man überzeugt: “Wir müssen uns die Frage nach den langfristigen Grenzen des Wachstums stellen.”
“Wir alle sind gefordert”, unterstreicht der Südtiroler AVS-Präsident Georg Simeoni. Denn die Natur und die Alpen gehen uns alle an, insbesondere in Zeiten, wo der Druck Richtung Wachstum steigt.”

Mit der Kampagne “Unsere Alpen – einfach schön!” wollen die Alpenvereine für einen sorgsamen Umgang mit der Natur sensibilisieren und nachhaltige Visionen für den Alpenraum entwickeln. Dazu bedienen sie sich einer Reihe an “Zahlen des Wandels”, die in einer eigens angefertigten Kampagnenzeitung aufgelistet sind.

Dazu gibt es Postkarten und eine Homepage, auf der auch Testimonials zu Wort kommen. Darunter Karin Thöni, Hüttenwirtin im Bergsteigerdorf Matsch. Auf 2.670 Metern Höhe bewirtschaftet die 37-Jährige die Oberetteshütte – und gesteht: “Für jemanden wie mich, die als Hüttenwirtin zum Teil vom Tourismus lebt, ist es auch immer eine Gratwanderung, wie sehr ich Entwicklungen mitmache oder ob ich nicht manchmal einfach einen Schritt zurückgehe.”

Thöni setzt auf lokale Kreisläufe, versucht, den Bedarf an Lebensmitteln für ihre Gäste mit regionalen und biologischen Produkten zu decken. “Wir können zwar nicht die Welt retten, aber zumindest einen Beitrag leisten”, meint Thöni, die am Dienstag auch bei der Pressekonferenz in Bozen anwesend war.