Kultur | Salto Afternoon

Freilichtspiele Unterland Reloaded

Südlich von Bozen kursieren Gerüchte über einen Weibsteufel und einen neuen Obmann. Was geht da vor?
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Foto: FSU

Ein Mann, eine Frau und ein Grenzjäger. Ersterer verdient sich mit Schmuggelware eine goldene Nase und ermöglicht so seiner hübschen Frau ein sorgenfreies Leben. Der Jäger ist indes auf die Beförderung aus, die auf die Überführung des Halunken ausgesetzt ist. Sind die Theaterspezialisten der Freilichtspiele Südtiroler Unterland (FSU) unter die Kleinkriminellen gegangen? Glücklicherweise sprechen wir hier von der aktuellen Winterproduktion des Theaters an der Etsch: „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr.

Karl Schönherr seziert hier das ungleiche Machtverhältnis zwischen Mann und Frau

Also nein, bei den FSU geht alles mit rechten Dingen zu und so wurde auch der neue Obmann ganz regulär via Stimmzettel gewählt. Nach 32 Jahren an der Spitze des Traditionsvereins hatte Zeno Bampi Ende letzten Jahres beschlossen, die Obmannschaft abzugeben. Sein leidenschaftliches Engagement für die lokale Theaterszene wird aber dazu führen, dass er den FSU sicherlich auch in Zukunft erhalten bleiben wird. An seine Stelle trat Oswald Schiefer, der von einem ebenfalls neu gewählten Vorstand unterstützt wird. Dieser setzt sich aus jeweils vier Frauen und vier Männern zusammen und besteht aus bewährten und neuen Mitgliedern. Gemeinsam möchte man nach 50 erfolgreichen Jahren neu durchstarten.  

Und daran wird schon tatkräftig gearbeitet, denn die Organisation der aktuellen Produktion nimmt alle Kräfte in Anspruch, man möchte ja seinen guten Ruf nicht verlieren. Die FSU sind nämlich das erste und älteste Freilichttheater Südtirols. Gegründet wurden sie 1968 von Luis Walter, der hauptsächlich Tiroler Autoren inszenierte. Mit Zeno Bampi und Regisseur Roland Selva fanden dann auch Stücke der klassischen Theaterliteratur ihren Weg ins Repertoire. Die heurige Winteraufführung präsentiert wieder einen Tiroler Dramatiker.

„Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr ist ein Drama über das Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau. Der Grenzjäger – ein „Frauenversteher“ – möchte das Weib umgarnen und zum Plaudern bringen. Der Mann kriegt davon Wind und wittert seine Chance: die Frau soll auf das Spiel eingehen und den Jäger ablenken, bis die Schmuggelware außer Haus ist. Doch rasch durchschaut sie die Absichten der Männer und hegt ihrerseits einen Plan. Und so nimmt die Tragödie ihren Lauf.

Karl Schönherr seziert hier das ungleiche Machtverhältnis zwischen Mann und Frau, und das, obwohl das Stück schon 1915 in Wien uraufgeführt wurde. Aktuell und alterslos, wird es im deutschsprachigen Raum wieder oft und gerne gespielt.