Kultur | Salto Afternoon

„Blues ist wie Medizin“

Agostino „Ago“ Accarino über die achte Ausgabe des Festivals „An evening with the blues“, die Mischung aus lokalen und internationalen Musikern und seine Zukunftspläne.
Blues
Foto: Claudia Murgese
Salto.bz: Herr Accarino, am Freitag und Samstag geht in St. Jakob die achte Ausgabe des Festivals „An evening with the blues“ über die Bühne. Haben Sie nicht langsam genug von diesen immer gleichen drei Akkorden?
 
Agostino Accarino: (lacht) Nein, davon bekommt man nie genug. Der Blues ist wie eine Medizin. Eine Art Lebensretter. Wenn du ihn hast, bekommst du ihn nicht mehr los. Er ist ein Teil deiner Existenz. Vor allem aber wird er nie langweilig. Deshalb kann man nicht genug davon bekommen. 
 
Der Zuspruch des Publikums ist überwältigend. Die zwei Abende sind regelmäßig ausverkauft. Was ist das Erfolgsgeheimnis dieses Festivals?
 
Es gibt kein Erfolgsgeheimnis. Ich glaube, wichtig war mit dem richtigen Fuß zu starten. Als wir das erste Festival auf die Beine stellten, war es auch für uns eine völlig Unbekannte. Wird es funktionieren? Werden Musiker kommen? Und vor allem interessiert das die Leute überhaupt? Am Ende hat alles die Erwartungen übertroffen.
 
Ihr habt ein ganz eigenes Format entwickelt?
 
Ja. Wir haben eine Homeband mit Südtiroler Musikern, die dann mit den nationalen und internationalen Gästen zusammen auf der Bühne stehen. Das war für Südtirol eine absolute Neuheit. Ich denke, das war und ist auch der Grund, warum dieses Festival einen so großen Erfolg hat.
 
Als ihr vor acht Jahren gestartet seit hätte ihr gedacht, dass die Sache so groß werden wird?
 
Nein, absolut nicht. Für uns war es anfänglich ein Spiel, einfach Spaß Musik zu machen und etwas zu organisieren. Anfänglich organisierten wir nur einen Abend. Weil die Schlange am Eingang aber so lang war, dass die Hälfte der Zuschauer keine Karte mehr bekam, haben wir gesagt: „Gut machen wir ein zweites Konzert“. So ist das Zwei-Tage-Festival entstanden. Im zweiten Jahr waren es dann schon zwei Tage. Das Ganze hat sich natürlich entwickelt. Dabei ist mir eines bewusst: Es ist nicht alltäglich, mit einem solchen Projekt zwei Abend nacheinander ein Theater zu füllen. Das ist etwas Besonderes.
 
Inzwischen kommt das Publikum aus ganz Italien?
 
Wenn ich mir die Entwicklung dieses Festivals anschaue, dann bin ich über zwei Dinge besonders glücklich. Zum einen wird das Einzugsgebiet der Menschen, die zum Festival kommen von Jahr zu Jahr größer. Es kommen immer mehr Blues-Spezialisten aus ganz Europa. Fotografen aber auch Journalisten und vor allem Begeisterte. Zum anderen erreichen uns inzwischen immer mehr Anfragen von Musikern aus der ganzen Welt, die in St. Jakob auftreten wollen. Das ist mehr als nur eine Genugtuung.
 
Das Verschmelzen der lokalen und internationalen Bluesszene auf der Bühne ist aufgegangen?
 
Vollkommen. Wir haben ganz bewusst diese Wahl getroffen. Wir wollen den lokalen Musikern die Chance geben mit nationalen und internationalen Musikern gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Dabei geht es nicht nur um das Konzert. Denn die Tage davor probt und lebt man zusammen. Dazu kommen die Workshops für Musiker, die wir anbieten. Wir versuchen dabei immer wieder Musiker zu präsentieren, die aus dem Land kommen, wo der Blues seine eindeutig größte Ausdrucksform erreicht hat. Den USA.
Mir schwebt eine Situation vor, wo die Zuhörer einen aktiven Part im Konzert übernehmen.
Sie steuern auf die 10. Ausgabe des Blues-Festivals hin. Wird es dann eine Woche lang Blues geben?
 
Ich möchte für das 10jährige Jubiläum etwas ganz Besonderes machen. Ich habe einige Ideen, wie diskutieren und wägen bereits ab. Es soll ein besonderes Format werden. Mir schwebt eine Situation vor, wo die Zuhörer einen aktiven Part im Konzert übernehmen. Aber bis dahin haben wir noch Zeit. Uns wird sicher etwas einfallen.
 
Der Blues macht anscheinend nicht müde?
 
Nein ganz im Gegenteil. Mit dem Blues wird das Leben erst richtig schön.