Gesellschaft | Doping

Rispolis Schützenhilfe

Laut dem Bozner Staatsanwalt Guido Rispoli könnten die im Fall Schwazer gesammelten Unterlagen dazu beigetragen haben, den Dopingskandal in Russland aufzudecken.

Haben die Ermittlungen der Bozner Staatsanwaltschaft dazu beigetragen, dass die internationale Antidoping-Behörde WADA dem Mega-Skandal im russischen Leichtathletik-Verband auf die Spur gekommen ist? Es scheint so. “Ich kann nicht genau sagen, ob die Vermutung zutrifft. Aber ich neige dazu zu glauben, dass dem so ist, weil wir sofort bemerkt haben, dass es sich um wichtige Dokumente handelte, für die wir keine territoriale Zuständigkeit hatten.” Mit dieser Vermutung meldete sich der Bozner Staatsanwalt Guido Rispoli während der Nachrichtensendung “Effetto Giorno” auf dem italienischen Radiosender Radio 24 am Dienstag zu Wort.

Wie am gestrigen Montag, 9. November, bekannt wurde, kommt die WADA zum Schluss, dass in Russland eine “tief verwurzelte Betrugskultur” im Sport vorherrsche. In ihrem Dopingbericht wirft die unabhängige Ermittlungskommission der Antidoping-Agentur dem russischen Leichtathletikverband “systematischen Dopingbetrug” vor. Unter dem Material, dass es der WADA erlaubt hatte, den Skandal aufzudecken, soll sich auch jenes der Ermittler befinden, die sich mit dem Fall von Alex Schwazer befasst haben. “Wir haben all unsere Unterlagen an die WADA weitergeleitet”, so Rispoli. Ob diese Materialen schlussendlich wirklich jene sind, die auch für die Ermittlungen im Fall Russlands herangezogen wurden, “das müssen Sie die WADA fragen”, meint der Staatsanwalt zum Journalisten, “aber ich glaube ja”. Er erklärt: “Im Zuge unserer Nachforschungen zu Schwazer wurde Einiges beschlagnahmt, darunter auch eine Datenbank, die eine Reihe von Informationen enthielt, die wir zu den Akten genommen haben und in die die WADA Einsicht erlangt hat.”

Es könnte also durchaus sein, so Staatsanwalt Rispoli, dass der Ermittlungserfolg der WADA im russischen Leichtathletikverband auch auf diese Materialien zurückzuführen sei. Mittlerweile hat die Antidoping-Behörde empfohlen, Russland aus dem Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF und damit auch von den Olympischen Spielen auszuschließen und fünf russische Athleten sowie fünf Trainer auf Lebenszeit zu sperren. Auslöser für die Ermittlungen soll laut deutschen Medienberichten übrigens die ARD-Dokumentation “Geheimsache Doping – wie Russland seine Sieger macht” gewesen sein.