Politik | Freiheitliche

„Es hat zuviel Ich-AG´s gegeben“

Der neue Freiheitliche Generalsekretär Otto Mahlknecht über sein Amt, den Zustand der Partei, ein Zusammengehen mit der Südtiroler Freiheit und sein politisches Credo.
Mahlknecht, Otto.jpg
Foto: Die Freiheitlichen
Salto.bz: Herr Mahlknecht, was reizt an diesem Schleudersitz?
 
Otto Mahlknecht: (lacht) Ich glaube nicht, dass es ein Schleudersitz ist. So begehrt wie bei den Regierungsparteien sind die Posten bei dem Freiheitlichen nicht. Aber es ist auf jeden Fall eine spannende Aufgabe und Herausforderung.
 
Die Halbwertszeit der blauen Generalsekretäre ist nicht besonders lang. Michael Demanega, Simon Auer und Florian von Ach – allein in den vergangenen sieben Jahren wurden drei Generalsekretäre verschließen. Sie sind jetzt der Vierte?
 
Meine Geschichte bei den Freiheitlichen beginnt vor zwei Jahren. Damals bin ich der
Partei beigetreten, als der neue Parteiobmann Andreas Leiter Reber angetreten und gewählt wurde. Das sind meine Vergangenheit und auch der Beginn meiner Zeitrechnung bei den Freiheitlichen. Ich betrachte deshalb nicht die Jahre vorher, wo es die zum Teil zu Recht kritisierten Vorfälle gegeben hat....
 
An was denken Sie?
 
Ich denke an die Streitereien und die sogenannten Skandale, die mehr oder weniger skandalös waren. Das ist aber nicht eine Zeit, die ich zu verantworten habe. Ich schätze Andreas Leiter Reber sehr, weil er eine Person ist, die imstande ist, sehr integrativ zu wirken. Meine Aufgabe als Generalsekretär wird es sein vor allem den Landesparteiobmann zu unterstützen und gemeinsam mit ihm neuen Schwung an der Spitze hinzubringen.
Einen so riesigen Stimmverlust hat es in Südtirol noch nie gegeben.
Neuer Schwung wird nach der Watsche bei den Landtagswahlen aber nicht leicht werden?

Es ist natürlich eine richtige Watsche. Denn einen so riesigen Stimmverlust hat es in Südtirol noch nie gegeben. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass der Grund für die Stimmenverluste nicht an den falschen Themen lag, sondern ganz einfach bei den Streitereien, die von den Landtagsabgeordneten offen ausgetragen wurden. Das war ein Streit der ausschließlich persönliche Gründe hat. Es ging dabei nicht um die Ausrichtung der Partei oder politische Fragen. Es war auch kein Streit zwischen den Pustereren gegen die Bozner. Da ging ausschließlich um persönliche Animositäten. Ich bin überzeugt: Wenn diese Konflikte jetzt wegfallen....
 
Liegt das Streiten nicht in der DNA der Südtiroler Blauen?
 
Nein, ich denke nicht. Das waren Streitereien, die ich selbst nicht nachvollziehen konnte und die aus früheren Zeiten herrührten. Diese Konflikte waren von der neuen Führung nicht so leicht zu besänftigen. Inzwischen haben die meisten dieser Personen aber die Partei verlassen. Ohne diese Konflikte haben wir wieder Potential aus dieser Partei etwas zu machen.
 
Sie gelten politisch als sehr rechts?
 
Nein. Sicher sind wird rechts von der SVP. Als einzige deutschsprachige Partei. Auf der linken Seite drängen sich ja alle.
 
Ich meinte Sie persönlich. Sie gelten als radikaler Deutschnationaler?
 
Ich bin eine ausgewogene Persönlichkeit. Deshalb ist das Eigenschaftswort radikal bei Otto Mahlknecht fehl am Platz. Ich halte mich für sehr ausgewogen. Sowohl vom Charakter als auch von meine Beruf her. Als Jurist ist man gewohnt, das Für und Wider abzuwägen.
Das Eigenschaftswort radikal ist bei Otto Mahlknecht fehl am Platz.
Sie glauben ernsthaft daran den Freiheitlichen Laden in der Hand zu haben?
 
Es geht nicht um meine Hand sondern ich glaube der Landesparteiobmann, der Generalsekretär und der Vorspann müssen als Team wieder wachsen und in der Öffentlichkeit als Gruppe auftreten, die bestimmte Positionen vertritt. Als Team kann man sehr wohl Erfolg haben. Meiner Meinung nach hat es in der Vergangenheit zuviel Ich-AG´s gegeben. Ich bin eher ein Teamplayer.
 
Sehen Sie ihre Aufgabe eher organisatorisch oder politisch?
 
Ich glaube beides ist wichtig. Natürlich muss die Organisation gestärkt werden. Wir brauchen mehr Mitglieder und wir müssen in den Bezirken die Parteiorganisation stärken, um einfach mehr Rückhalt zu haben. Selbstverständlich ist das Amt aber auch ein politisches. Das lässt sich nicht trennen. Ich werde sicher nicht nur ein Sekretär sein, der im stillen Kämmerlein interne Parteiarbeit leistet, sondern ich werde mich zu passenden Themen auch zu Wort melden. In diesem Sinne werde ich auch ein politischer Sekretär sein.
Ich werde sicher nicht nur ein Sekretär sein, der im stillen Kämmerlein interne Parteiarbeit leistet, sondern ich werde mich zu passenden Themen auch zu Wort melden.
Seit über zwei Jahrzehnten kursiert in Südtirol die Vision einer gemeinsamen rechten Volkstumsliste. Teile der Bürgerunion haben bereits zu den Freiheitlichen gewechselt. Sie haben persönliche Kontakte zur Südtiroler Freiheit. Wäre ein Zusammengehen für Sie eine Option?
 
Es stimmt, ich kenne sehr viele Leute von der Südtiroler Freiheit. Es sind auch ein paar meiner Freunde in dieser Bewegung tätig. Ich persönlich glaube aber nicht, dass das eine Option oder ein Ziel für die Freiheitlichen sein kann. Denn wird haben unterschiedliche ideologische Grundlagen. Wir sind Freiheitliche. Liberale an sich. Während es dieses Element bei der Südtiroler Freiheit überhaupt nicht gibt. Dort überwiegt das Patriotische. Ich nenne es eher linkspatriotisch. Sicher gibt es das patriotische Element auch bei uns. Aber das reicht nicht aus, um zu sagen, das ist eh alles dasselbe. So sieht man es vielleicht aus der linksgrünen Sicht. Ich aber sehe hier nicht so viele Gemeinsamkeiten, dass man sich vereinigt oder gar fusionieren sollte.
 
Was ist Ihr politisches Wunschbild?
 
Mein Vorbild ist eher die FPÖ. Auf der einen Seite das liberale Denken, auch in der Wirtschaft. Das klassisch Bürgerlich-Liberale. Und auf der anderen Seite dieses Sozialpatriotische. Dass man für ärmere und schwächere Landleute eintritt. Diese zwei Seelen hat die FPÖ stark gemacht. Und das muss auch unser Weg sein.
 
Die Frage ist, was bedeutet für Sie liberal?
 
Die Grundlage eines Liberalen ist ein Menschenbild, das nicht darauf gründet versorgt zu werden – dieses sozialistisch-grüne Denken, dass der Staat alles macht - , sondern auf den schaffenden, selbstverantwortlichen Menschen, der die Gesellschaft und die Wirtschaft selbst voran bringt.
Ich würde die Arbeit der Landtagsabgeordneten so organisieren, dass sie grundsätzlich mit dem Beruf vereinbar und verbunden ist.
Die Parteikasse der Freiheitlichen ist leer. Wie wollen Sie den Neuanfang stemmen?
 
Schauen Sie: Wir haben dasselbe Problem mit denen alle Parteien in Südtirol zu kämpfen haben. Es gibt keine Parteienfinanzierung. Ich halte diesen Zustand für ein demokratiepolitisches Problem. In Deutschland oder Österreich ist es selbstverständlich, dass man als Staat die Parteien mit Steuergeldern unterstützt. Damit eben nicht private Spender oder irgendwelche Lobbyisten mit Geld etwas erreichen können.
 

Sie sind von Beruf Anwalt. Ist das Amt des Generalsekretärs ein bezahlter Vollzeitjob?
 
Nein, das ist kein Vollzeitjob. So wie nach meiner Auffassung auch Landtagsabgeordneter kein Vollzeitjob ist. Ich würde die Arbeit der Landtagsabgeordneten so organisieren, dass sie grundsätzlich mit dem Beruf vereinbar und verbunden ist. Ich glaube als Politiker muss man die Arbeitswelt und die Wirtschaft kennen. Das ist sehr wichtig.
 
Das heißt Sie arbeiten als ehrenamtlich?
 
Natürlich werde ich als Generalsekretär nicht bezahlt.
 
 

 

Bild
Profil für Benutzer Hans Hanser
Hans Hanser Do., 14.03.2019 - 09:41

Eine Partei voller selbstverliebter Vollpfosten, die sich Schritt für Schritt selbst zerstört.

Do., 14.03.2019 - 09:41 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Manfred Klotz
Manfred Klotz Fr., 15.03.2019 - 08:17

Ich erwecke nicht nur den Eindruck, deine Aussage ist Whataboutism, sondern sie ist es. Der Interviewer stellt ja nicht in den Raum, dass dieser häufige Wechsel nur bei den FH stattgefunden hat, sondern er interviewt einen Freiheitlichen und konfrontiert ihn mit diesem - nicht von der Hand zu weisenden - Fakt in seiner Partei.
Man könnte andersrum, ganz in deinem Stil, jetzt auch hergehen und sagen, ja stimmt, eklatanter Verschleiß, denn bei anderen Parteien saßen die Parteisekretäre wesentlich länger im Sattel. Wieso vergleichst du, wenn du schon einen Vergleich machen musst, nicht mit jenen?

Fr., 15.03.2019 - 08:17 Permalink