Kultur | Salto Weekend

“sall wöll“

Der Volkskundler und Dialektforscher Hans Haid ist kurz vor seinem 81. Geburtstag verstorben. Ein Nachruf von Florentine Prantl.
hans haid
Foto: Foto: Pro Vita Alpina

wöll wöll
ietz isse drleaset
dear mit seir sensen
ischt keemen
olles oogemaat
hotse gehöölt
schnüerstrocks mecht i moan
in himml zebrcht auhn
olles voller muusik und geigen
deet dööbm

„Ins weacht drweilong noch ihn sein“. Wir werden ihn vermissen. Seine Poesie, sein Wissen, seine Ideen und Pläne. Hans Haid hat bis fast zuletzt geforscht und geschrieben. Er hat sich mit Projektpartner*innen, Freund*innen und Kolleg*innen getroffen, um seine Forschungen über den Alpenraum voranzutreiben und zu erweitern. Er hat immer wieder von neuen Ideen erzählt und Projekte delegiert. Das Leben im Alpenraum war ihm Herzensangelegenheit und er versuchte es durch seinen Einsatz lebenswert zu erhalten.

Er hat lautstark gefordert, wenn er meinte, dass es notwendig ist, er hat zornig gemahnt, wenn etwas zu viel wurde.

Seine POESIE lebt weiter. In zahlreichen Gedichtbänden aber auch in der Musik von TyRoll. Die Ötztaler Musikgruppe hat gemeinsam mit Hans Haid eine CD mit dessen vertonten Gedichten aufgenommen. „Drweilong“  heißt sie und sie macht die Emotion der von Hans dabei selbst gelesenen Gedichte und der darauf basierenden Lieder spürbar.

„Drweilong“ : Marlon Prantl @ TyRoll mit Hans Haid

Aktuell gibt es einen Gedichtband, herausgegeben auf der Grundlage seines Vorlasses vom Brenner-Archiv in Innsbruck. Dieser ist im vergangenen Jahr zu seinem 80er erschienen. In seinen zahlreichen kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Büchern und Publikationen können wir nachlesen, was Hans stets beschäftigt hat: Vom alten und vom neuen Leben in den Alpen, von Mythos und Kult, von Kulturorten und Kultstätten. Wir können uns in seinen literarischen Werken auf den Similaun versetzen lassen und mit der Landgeherin die Welt der Sagen und archaischen Naturgewalten gehen.

Wir dürfen uns auf die nächsten zwei Bände der Hans Haid Werkausgabe, die derzeit im Brennerarchiv im Entstehen sind, freuen.
Seine ganz eigene Art des Vortrags, sein Feuer beim Erklären seiner Pläne, sein Temperament und seine Gestik werden wir vermissen. Er war einer, der immer darüber gesprochen hat, welche Themen ihn im und um den Alpenraum beschäftigen, welche Maßnahmen in Zukunft notwendig wären, um diesen Lebensraum auch in Zukunft lebenswert zu erhalten. „Mut, Witz und Widerstand“ war eine seiner Devisen. Er hat lautstark gefordert, wenn er meinte, dass es notwendig ist, er hat zornig gemahnt, wenn etwas zu viel wurde. Er hat gepoltert und geschimpft, hatte Visionen, engagierte sich in Projekten und Initiativen, die er mit viel Kraft und Einsatz umzusetzen versuchte.

Für seinen intensiven Einsatz hat er im Laufe seines Lebens viele wichtige Ehrungen und Anerkennungen erhalten. Im Jahre 2007 wurde ihm vom Herrn Bundespräsident Dr. Heinz Fischer der Ehrentitel „Professor“ verliehen.
Wir von Pro Vita Alpina wollen versuchen seinen Geist in der Vereinsarbeit weiterleben zu lassen. Als Initiator/Mitbegründer des Vereins und langjähriger Ehrenobmann hat er ja die Vereinsinhalte und Arbeitsschwerpunkt stark mitdefiniert und beeinflusst. Wir werden uns bemühen die Arbeit weiterhin konsequent und nachhaltig mit den Gedanken von Hans Haid im Hinterkopf und in Gedenken an ihn fortzuführen.

Wir hoffen, dass Hans „in himml zebrcht auhn“ kimmt, wo Schtuben und Kaschtlen „olles völl piechr und zettle“ umha sein, „deet döubm“.