Umwelt | Landtagswahl 2018

Vorzeigeland? “Auch beim Umweltschutz!”

Umweltschützer fordern ein “Ende der Ankündigungspolitik vor Wahlen”. Und: Der Landeshauptmann solle Umwelt, Landschaft, Energie und Mobilität zur Chefsache machen.
Der Schlern vom Ritten aus
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Südtirol, ein Vorzeigeland. “Aber wofür? Europa schaut auf uns, heißt es – auch beim Schutz der Umwelt?” Die Frage, die der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in den Raum stellt, beantwortet man sich gleich selbst: Nein. Noch nicht. Dabei könnte Südtirol in Sachen Natur- und Umweltschutz sehr wohl eine Vorreiterrolle einnehmen. “Die Voraussetzungen dafür sind aufgrund der Kleinräumigkeit und der Autonomie des Landes mehr als gegeben”, sind die Umweltschützer überzeugt. “Es braucht politischen Willen und Druck aus der Bevölkerung.”

Weil Südtirol 2018 keine Modellregion für Naturschutz ist, tritt der Dachverband kurz vor den Landtagswahlen mit einem 10-Punkte-Katalog an die Öffentlichkeit. Gerichtet sind die Forderungen an die künftige Landesregierung. “Fünf Jahre Landespolitik, die unter dem Slogan der Erneuerung gestartet ist, hat vor allem ökonomische Agenden prioritär behandelt.” So das Resümee der Umweltschützer des Dachverbandes um den Vorsitzenden Klauspeter Dissinger: “Als Landesrat für Wirtschaft sagt Arno Kompatscher ‘Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es den Menschen gut’. Er sollte aber bedenken, dass, wenn es der Umwelt nicht gut geht, es auch den Menschen nicht gut geht.”

“Wir sind nicht gegen die Wirtschaft”, betont Dissinger nachdrücklich. “Aber wir sind für eine Wirtschaft, in der Ökologie Vorrang hat. Wir kommen um eine Symbiose zwischen Ökonomie und Ökologie nicht herum. Ohne Nachhaltigkeit bekommen wir Phänomene wie Klimawandel, Artensterben, Umweltbelastung usw. nicht in den Griff und fahren den Karren an die Wand.” Dissingers Worte sind dramatisch – auch, weil er die Programme der Parteien und Listen für die Wahlen am Sonntag studiert hat und zum Schluss kommt: “Natur- und Umweltschutz kommen zu kurz.”

“Die Sensibilität für den Naturschutz hat bei den Entscheidungsträgern in den vergangenen fünf Jahren eher abgenommen”, hat auch Georg Beikircher, Biologe und Mitglied der Umweltschutzgruppe Eisacktal festgestellt. Jüngstes Beispiel: In den Baukommissionen der Gemeinden müssen laut neuem Gesetz für Raum und Landschaft keine Vertreter von Umweltverbänden mehr sitzen. “Das schmerzt sehr”, gesteht Dissinger.

Raumordnung und Landschaftsschutz bildet mit Biodiversität, Ökologisierung der Landwirtschaft, Gewässerschutz, Tourismus, Verkehr, Autobahn, Flugplatz, Pässe und Skigebiete die zehn aktuellen Thematiken, in denen Natur- und Umweltschutz “und somit schlussendlich wir alle stärkere Berücksichtigung finden müssen”, so der Dachverband.

 

“Unsere Forderungen werden gerne vor Wahlen aufgegriffen und verschwinden danach wieder in der Schublade”, bemängelt der Wipptaler Arzt und Vorstandsmitglied im Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Wilhelm Seppi. “Es braucht endlich einen Zeitplan für die Umsetzung und nicht nur eine Ankündigungspolitik vor den Wahlen!”

Der Dachverband appelliert an den Landeshauptmann, der wohl auch in den kommenden fünf Jahren Arno Kompatscher heißen wird. “Er hat angekündigt, die Sanität zur Chefsache machen zu wollen – wir legen ihm nahe, die Agenden für Umwelt, Landschaft, Energie und Mobilität zur Chefsache zu erklären. Diese Ressorts werden künftig ja neu zu besetzen sein, da die derzeitigen Landesräte (Richard Theiner und Florian Mussner, Anm.d.Red.) ausscheiden.”