Kultur | Debatte

Benko does it better?

Zwei gewichtigte Stimmen, zwei Positionen: Was sagen Reinhold Messner und Arno Kompatscher zur möglichen Verlegung des Ötzi-Museums auf den Virgl?
Ötzi
Foto: Othmar Seehauser

Seine Stimme hat in der heiß angelaufenen Debatte über die Verlegung des Ötzi-Museums auf den Virgl nicht fehlen dürfen: Als Museumsbetreiber kommt Reinhold Messner am Dienstag im RAI-Mittagsmagazin zu Wort. Ob Ötzi auf den Virgl kommen soll oder nicht, dazu will sich der Extrembergsteiger “dezidiert nicht äußern”: “Das ist eine politische Frage, über die die Landesregierung entscheiden muss.” Seine persönliche Meinung aber, die tut Messner wortgewaltig kund: Er habe “nichts dagegen”, wenn Ötzi auf dem Virgl einziehe, zumal es den Hügel ohnehin aufzuwerten gelte. Im selben Zug prangert Messner den Stillstand in Bozen bzw. auf dem Virgl an und spart nicht mit Kritik an den Kaufleuten, die sich gegen eine mögliches Ötzi-Museum über den Dächern von Bozen stellen. “Der Virgl sollte ja seit Jahrzehnten aufgewertet werden, aber es gab nie einen gescheiten Vorschlag. Jetzt kommt einer her, legt das Geld hin und sagt, ich baue euch das – und dann streitet man herum.”

 

Benko does it better?

“Einer”, damit meint Messner den Tiroler Investor René Benko, dessen Tochtergesellschaft Viva Virgolo AG das Projekt eingereicht hat, das von der Expertenkommission im Rahmen der Marktrecherche als bestes bewertet worden ist. “Was haben die Kaufleute gemacht?”, meint Messner provokant. “Haben sie einen Vorschlag gebracht? Er (Benko, Anm.d.Red.) hat einen Vorschlag gebracht, er hat konkret einen Plan hingelegt. Die anderen haben nur versucht, das zu verhindern.”

“Die Bozner Kaufleute und die Bozner Hoteliers brauchen sich keine Sorge machen – der Ötzi wird noch stärker werden in seiner Ausstrahlung, seine Faszination wird bleiben”, fährt Messner fort. Und meint: “Warum ihm nicht ein Haus schenken, wo er wirklich präsentiert werden kann, wie er präsentiert gehört?” Die aktuelle Heimstätte Ötzis in der Museumsstraße sei zwar auch “gut gemacht” worden, “aber es ist besser machbar”, findet Messner. “Und keine Sorge, wenn Benko das in die Hand nimmt, dann macht er es besser.”

 

“Ernsthafte Zweifel”

Ebenfalls seine persönliche Meinung tut am Dienstag Mittag Arno Kompatscher kund. Bozens Vize-Bürgermeister Christoph Baur hatte am Montag vor versammelter Presse verkündet, der Landeshauptmann habe ihm schon vor einiger Zeit versprochen, dass das Ötzi-Museum nicht auf den Virgl verfrachtet werde. Von einem Versprechen könne nicht die Rede sein, präzisiert Kompatscher nun. Allerdings habe er bei einer Sitzung vor einigen Monaten, bei der auch Baur dabei war, seine Sicht der Dinge dargelegt. Und zwar?

Er habe das Projekt zwar noch nicht gesehen, aber abgesehen davon hege er “ernsthafte Zweifel”: “Ich glaube nicht, dass es dieses Museum auf dem Virgl geben wird, weil ich nicht glaube, dass mit der Verlegung das Ziel des Landes erreicht würde, das historische Stadtzentrum lebendig, interessant und attraktiv zu erhalten.”

“Schaffen wir es, den Ice Man auch in Zukunft im Zentrum zu behalten, in einer Struktur auf internationalem Niveau? Das ist das Ziel.” (Arno Kompatscher)

Ein “neues bzw. besseres Museum kann auch am derzeitigen Standort entstehen – es ist alles noch möglich”, unterstreicht der Landeshauptmann abermals. Denn nur weil eines der zwei Projekte von der Kommission besser als das andere bewertet worden sei, bedeute das noch lange nicht, dass es das beste sei: “Das eine mag auch mit 100 Punkten die volle Punktzahl erhalten haben, aber das bedeutet nichts, nur, dass es relativ besser ist als das andere.”

 

Fünf Optionen für Richtungsentscheidung

In den kommenden Tagen bzw. “ein, zwei Wochen” will sich die Landesregierung mit dem Kommissionsbericht und den beiden Projekten – das zweite stammt von der Athesia AG – befassen, eventuell Zusatzinformationen einholen “und dann die Richtung vorgeben, damit wir mittel- und langfristig ein neues Museum haben werden und vor allem auch die Mittel dafür bereitstellen können”, führt Kompatscher aus – und listet dann die fünf Möglichkeiten auf, die das Land hat: “Das Museum so lassen wie es ist; versuchen, die Struktur vor Ort zu erweitern und umzubauen; im Bauleitplan eine neue Fläche von öffentlichem Interesse ausmachen und eine Enteignung vornehmen; eines der bei der Marktrecherche eingegangenen Angebote annehmen; weiter sondieren, ob noch andere Ideen da sind.”

Ob es auch möglich wäre, dass der ursprüngliche Angebot von Pietro Tosolini wieder aufgerollt wird, wird der Landeshauptmann gefragt. Der Bozner Baulöwe hatte sich bereits vor Jahren angeboten, um das Ötzimuseum in einen Museumspol unweit des aktuellen Museumsquartiers, im Ex-INA-Gebäude zu integrieren. Allerdings kam keine Einigung mit dem Land zustande, da der Preis, den Tosolini verlangte, den Schätzwert der Immobilien überstieg. “Der Preis war für eine öffentliche Verwaltung unangemessen”, erinnert Kompatscher. Heute sagt er: “Sollte es ein Angebot geben, das innerhalb des Schätzwertes liegt, wäre das eine andere Sache und könnte interessant sein.”

Jedenfalls – und das betont der Landeshauptmann mehrmals – nehme man sich nun die nötige Zeit, um sämtliche Optionen zu prüfen und auch über eine mögliche Finanzierung nachzudenken. Indes hat Benko-Statthalter Heinz Peter Hager bereits angekündigt, ein PPP-Modell vorlegen zu wollen, um die Kosten für die öffentliche Hand bei einem Neubau des Ötzi-Museums auf dem Virgl “in Grenzen zu halten”. Davon zeigt sich Kompatscher zumindest noch unbeeindruckt: “Wir sind völlig frei”, sagt er im Hinblick auf die (Richtungs-)Entscheidung der Landesregierung.