Chronik | Diskussion

Der Duce muss weg

Laura Boldrini fordert die Entfernung des Schriftzugs "Mussolini Dux" am Obelisken im Foro Italico. Und tritt damit eine Welle der Kritik los. In Südtirol freut man sich.

“Es ist an der Zeit, zumindest den Schriftzug zu entfernen.” Mit dieser Idee hat die Präsidentin der Abgeordnetenkammer Laura Boldrini am Wochenende für viel Wirbel gesorgt. Am Freitag war bei einer Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestags des italienischen Widerstands im Montecitorio-Palast einer der betagten Partisanen an Boldrini herangetreten. Er forderte sie auf, “die Straßen vom Faschismus zu säubern und den Obelisken im Foro Italico einzureißen”. Die SEL-Poliitkerin hatte ihm daraufhin geantwortet, dass zumindest der Schriftzug “Mussolini Dux” von der Säule, die dem faschistischen Diktator gewidmet ist, zu entfernen.

Kritik hat Boldrini dafür nicht nur von den italienischen Mitte-Rechts-Parteien geerntet, sondern auch aus dem eigenen Lager. Doch der Reihe nach. Der Parteisekretär von La Destra, Francesco Storace warf Boldrini vor, dass ihr die italienische Geschichte anscheinend Unbehagen bereite. Auf Twitter ging er hart mit ihr ins Gericht:

Als “absurd”, “rückschrittlich” und “integralistisch” bezeichneten Vertreter von Forza Italia den Vorschlag Boldrinis. Und verglichen ihn mit den Taten des IS: “Certe opere, peraltro mirabili, non possono certo essere ricoperte da un drappo rosso con falce e martello sopra o infrante come accaduto a Mosul per mano dei miliziani dell’Isis”, so der römische FI-Politiker Dario Rossin. “Welchen Kunsthistoriker Sie auch fragen, ein jeder würde bestätigen, dass kein einziges architektonisches oder künstlerisches Erbgut Gegenstand von Kirchturmpolitik oder Demagogie sein kann oder darf – auch die Hinterlassenschaften des Faschismus nicht, die übrigens weltweit bewundert und studiert werden.” Ein bekannter Kunstkritiker forderte indes den Rücktritt der Kammer-Präsidentin. Vittorio Sgarbi warf Boldrini Ignoranz vor: “Rappresenta la ignoranza italiana, si deve dimettere.”

Um diesen Schriftzug geht es. "Mussolini Dux/Duce!" auf dem Obelisken im Foro Italico.

Die Kritik aus den eigenen Reihen kamen vor allem vom PD. Die Schleifung von Denkmälern sei ein “Zeichen von Schwäche”, so der Präsident des nationalen PD, Matteo Orfini. Er würde die Schrift dort lassen, wo sie ist. “Wir haben es nicht nötig, unsere Erinnerung zu löschen, auch wenn sie abschnittsweise noch so dramatisch sein sollte.” In die gleiche Kerbe schlug der PD-Politiker Stefano Pedica: “Rom ist eine antifaschistische Stadt, die keine Angst vor ihrer Vergangenheit hat. Die Erinnerung soll eine Mahnung an die kommenden Generationen sein, damit die Fehler der Geschichte nicht mehr wiederholt werden.”

Ganz anders einige Reaktionen in Südtirol. Der Südtiroler Heimatbund zeigt sich in einer Aussendung “erfreut” über den Vorschlag Boldrinis. SHB-Obmann Roland Lang kündigt an, der Präsidentin der Kammer das Buch “Il monumento del regime” über das Bozner Siegesdenkmal zukommen zu lassen. “Denn wenn Frau Boldrini die Beseitigung faschistischer Relikte ernst meint, ist es unsere Aufgabe, sie auf Südtirol aufmerksam zu machen”, so Lang. Er sieht nun auch die Landespolitik in die Verantwortung: “Möge sich der Landeshauptmann ein Beispiel an dieser mutigen Frau nehmen!” Der Wink mit dem Zaunpfahl scheint bei Arno Kompatscher angekommen zu sein. Auf der Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbunds bezeichnete der Landeshauptmann den Vorschlag Boldrinis nämlich als “gute Lösung” und versprach ihr seine volle Unterstützung und Solidarität.