Gesellschaft | Equal Pay Day

Gleicher Lohn: ein Weg voller Hürden

Der Equal Pay Day markiert statistisch gesehen den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer ab dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Fabio Petrini

Bei uns ist es im Jahr 2018 der 20. April. Als Symbol wird die „rote Tasche“ verwendet, die die Einkommensunterschiede optisch widerspiegeln soll. In Südtirol beträgt dieser Unterschied laut ASTAT durchschnittlich 17%, wobei es individuell gesehen sicherlich noch größere Abweichungen gibt. Dieses Problem betrifft die Frauen, das heißt die Hälfte der Bevölkerung und man kann daher von einer schwerwiegenden Verletzung eines Grundrechts und von einer unannehmbaren Diskriminierung sprechen. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen im Erwerbsleben, sondern ist auch die „beste“ Voraussetzung für die weibliche Altersarmut. Im heurigen Jahr wird das Augenmerk besonders auf diesen Aspekt gelenkt: die negativen Auswirkungen auf die zukünftigen Renten.

Leider laufen Tage wie diese Gefahr, zur jährlichen Routine zu werden und an Aufmerksamkeit zu verlieren. In den Sonntagsreden sind sich alle einig, dass sich hier Einiges ändern muss. Allen ist z.B. bewusst, dass in der Praxis Kinder für die Frauen meist auch einen Karriereknick bewirken. Der fehlende berufliche Aufstieg und die Tatsache, dass die Mehrzahl an Arbeitsplätzen die in Europa geschaffen werden, Teilzeitarbeit sind, die fast ausschließlich von Frauen besetzt wird, sind ein Hauptgrund für die Unterschiede beim Einkommen aus Lohnarbeit. Auch sind in bestimmten Berufen fast ausschließlich  Frauen beschäftiget. Man denke nur an die Pflegeberufe, Kinderbetreuung, Familienhilfen oder Reinigung, lauter Tätigkeiten mit einer eher geringen Entlohnung.

Gesetze gegen die Diskriminierung der Frauen gibt es seit Langem. Normen allein reichen aber anscheinend nicht aus. Es braucht hier ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft. Mit dem immer mehr um sich greifenden Konkurrenzdenken in vielen Belangen, auch auf den Arbeitsplätzen, schaut es aber mit der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie oftmals nicht gerade gut aus. Hier kann nur ein angemessenes Angebot an erschwinglichen Diensten für Entspannung sorgen, wenn man es dadurch den Familien erleichtert ihren Alltag dauerhaft organisieren zu können, bzw. frei zwischen Beruf und Familie zu entscheiden. Die Vereinbarkeit ist ganz nebenbei immer noch ein Thema, das hauptsächlich die Frauen betrifft, denn die Männer sind traditionell meist unbefristet und in Vollzeit tätig. Auch hier spielen die unterschiedlichen Einkommen eine Rolle, denn viele, besonders junge, Familien brauchen jeden Heller, um über die Runden zu kommen und auch daher sind einige Entscheidungen manchmal fast unausweichlich. Aber es gibt durchaus auch positive Aspekte. Hatten früher wenige Frauen eine bezahlte Arbeit, – in Deutschland war die Erlaubnis des Ehemannes bis lange in die Nachkriegszeit hinein sogar erforderlich – hat die Beschäftigungsquote der Frauen sicherlich zugelegt. Auch die manchmal umstrittene Quotenregelung hat in gewisser Weise Althergebrachtes aufgeweicht und verbessert. Dies zeigt, dass es möglich ist, das Ziel einer echten Gleichberechtigung zu erreichen. Ein Zeichen von guter und positiver Praxis, für die man  nicht einmal Gesetze brauchen würde, wäre ein Ausgleich zwischen den Geschlechtern bei den häuslichen Tätigkeiten. 2014  widmeten die Männer in Italien durchschnittlich  1h50’ der Hausarbeit und der Kinderpflege, während es bei den Frauen 5h13’  täglich waren.  Wenn man von einem Umdenken redet, betrifft dies nicht nur die Männerwelt, sondern auch die Frauen, die ihren männlichen Sprösslingen diesbezüglich sicherlich nützliche Anregungen geben können. Denn bereits in jungen Jahren sind die Mädchen benachteiligt und die Schere öffnet sich mit steigendem Alter andauernd. Kämen zu den familiären Aspekten dann noch bessere Chancen hinzu, sich in leitenden Positionen zu profilieren, könnte  man sicherlich auf eine nachdrückliche Verbesserung der Situation der Frauen hoffen.