Gesellschaft | Gesetzesvorschlag

„Wir brauchen unsere Feiertage“

Dem Bischof und den Gewerkschaften gefällt’s mit Auflagen, Otto Mahlknecht kann nur lachen: die Feiertags-Diskussion geht weiter.

L’Italia non può permetterselo”, findet Karl Zeller angesichts des wiederaufgekochten Ansinnens seiner Nachfolger im Senat zur Wiedereinführung von abgeschafften kirchlichen Feiertagen. „Wir brauchen nicht mehr freie Tage, wir brauchen unsere Feiertage“, gibt sich dagegen Bischof Ivo Muser als überzeugter Unterstützer einer solchen Wiedereinführung – wenn auch mit Auflagen. Bereits 2014 hätte er beim Treffen mit der Südtiroler Landesregierung die Wiedereinführung des Josefitages (19. März) als gesetzlichen Feiertag in Südtirol angeregt. Auch jetzt sei er sehr für die Initiative.  „Die Motive und Begründungen, die 1977 in Italien zur staatlichen Abschaffung dieser Festtage geführt haben, überzeugen mich nicht. Und diese Abschaffung empfinde ich als kirchlich-gesellschaftlichen Verlust“, erklärt der Bischof. Seine Bedingung lautet jedoch, die Feiertage dann auch tatsächlich als solche zu begehen: „Wenn Sonn- und Feiertage nicht mehr sind als freie Tage, nur mit der Möglichkeit, ‚ponte‘ zu machen, länger zu schlafen, wegzufahren, noch mehr zu konsumieren und zu produzieren, dann brauchen wir sie nicht“, ist der Bischof überzeugt.

Denn Sonn- und Feiertage seien ein hohes Kulturgut im Dienst der Gemeinschaft, der verbindenden Werte, der Zusammengehörigkeit, des Glaubens. „Wir brauchen den Sonntag und unsere Feiertage mit ihren sozialen, familiären, kulturellen und religiösen Chancen, mit dem Gottesdienst als Mittelpunkt dieser Tage.“  Der Umgang mit den bestehenden Sonn- und Feiertagen ist für den Bischof deshalb ein wichtiger Maßstab, um zu zeigen, „wie ernst es uns mit dem Vorhaben der Wiedereinführung ist“. 

Ein praktisches Beispiel dazu liefern Südtirols Gewerkschaften. Auch sie sind davon überzeugt, dass „diese wiedereingeführten Feiertage in unserer schnelllebigen Zeit einen Moment der Ruhe und des Innehaltens und mehr Zeit für Freunde und Familie bedeuten könnten.“ Gleichzeitig nutzen die Landessekretariate Handel und Dienstleistungen von CGIL, CISL, UIL und ASGB die wiederaufgeflammte Diskussion, um einmal mehr auf die Problematik der Sonn- und Feiertagsarbeit hinzuweisen. Gerade im Handel müssten viele Beschäftigte am Sonntag arbeiten, da die gesetzlichen Bestimmungen die Sonntagsöffnung ermöglichen und sich Südtirols Handelstreibende schnell an die Ausdehnung der Öffnungszeiten angepasst hätten. Selbst Feiertage seien dabei nicht mehr heilig. Denn: „An den drei bevorstehenden Feiertagen, dem 25.April, dem 1. Mai und dem Pfingstmontag werden auch in Südtirol viele Geschäfte geöffnet sein.“

Die Beschäftigten im Handel erinnern die Gewerkschafter deshalb daran, dass die Arbeit an Feiertagen, im Gegensatz zur Sonntagsarbeit, freiwillig ist. Dies würden mittlerweile einige Gerichtsurteile, auch des Obersten Gerichtshofs, bestätigen. „Es reicht, wenn betroffene Beschäftigte, die am Feiertag aber nicht arbeiten möchten, eine entsprechende Mitteilung an den Betrieb richten.“ Von Südtirols Parlamentariern würden sich die Gewerkschaften dagegen auch einen Einsatz für die Einschränkung der Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen wünschen, um  die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten im Handel zu verbessern. 

Den freiheitliche Kultursprecher Otto Mahlknecht findet den SVP-Vorschlag zu denStaatsfeiertagen dagegen vor allem lächerlich. Glauben sie tatsächlich als Hinterbänkler für ganz Italien gleich fünf zusätzliche Feiertage einführen zu können?“, fragt er. Viel sinnvoller wäre es laut Mahlknecht als Südtiroler endlich eine autonome Feiertagsregelung zu erreichen, wie beispielsweise in Deutschland, wo es in den Bundesländern unterschiedliche Feiertage gäbe. Derzeit dürfe Südtirol nur einen einzigen Feiertag, aktuell den Pfingstmontag, selber festlegen. Man könnte aber hierzulande den Tag der Republik am 2. Juni  abschaffen, mit dem Südtirol nichts zu tun habe, und dafür beispielsweise Fronleichnam wieder als Feiertag einführen, so Otto Mahlknecht. 

 

 

 

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Sepp.Bacher Do., 19.04.2018 - 11:21

Zum Josefi-Tag, meinem Namenstag: Die kath. Kirche hat zwei Josefs-Feiertage: am 19 März Josef der Nährvater - wurde dann auch zum Vatertag - und Josef der Arbeiter am 1. Mai. Nun ist der 1. Mai schon ein staatlicher Feiertag, da läge es wohl nahe, diesen auch zum kirchlichen Feiertag zu ehren des heiligen Josef zu machen. So einfach wäre es!
Als 1977 in Italien einige Festtage abgeschafft wurden, gingen diese freien Tage für uns Arbeitnehmer ja nicht verloren, sondern sie wurden zu den Urlaubstagen dazu gehängt. Eine Wiedereinführung einiger Feiertage könnte folglich zur Reduzierung der Urlaubstage führen, davon profitiert wohl niemand!

Do., 19.04.2018 - 11:21 Permalink