Gesellschaft | Pilgerweg

Der Osttiroler Pilgerweg „Hoch & Heilig”

Nach innen wandern, über Berge und Grenzen.
Hinweis: Das ist ein bezahlter Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: ©Martin Schönegger

Ich habe mich in eine Art Trance gelaufen. Meine Schritte sind langsam, aber rhythmisch. Wie automatisiert setzt sich ein Fuß vor den anderen und überwindet den Widerstand meiner müden Muskeln, ohne dass ich an dieser Bewegung bewusst beteiligt bin. Die Sorge es nicht zu schaffen ist bereits nach den ersten Tagen einem Gefühl der Dankbarkeit und Zuversicht gewichen. Dankbarkeit für mein regelmäßiges Schnaufen, für die Luft, die nach Wiesenkräutern riecht und für das ständige laute Zirpen der Grillen, das meine Gedanken übertönt und meinen Kopf leerpustet. Ich bin zuversichtlich für alles was noch kommt: in den vergangenen neun Tagen habe ich meine Erschöpfung und meine Zweifel immer wieder aufs Neue gespürt und überwunden. Ich sehe schon den Turm der Wallfahrtskirche von Heiligenblut, das Ziel der letzten Etappe meiner Wanderung von Osttirol über Südtirol nach Oberkärnten. Freude steigt mir warm vom Hals ins Gesicht und aktiviert die letzten Kraftreserven in meinen schweren Beinen. Ich hab’s geschafft.

 

Die letzten Meter nach einer mehrtägigen Wanderung sind ein besonderes Hochgefühl. Mit jedem Wandertag sammelt sich mehr Müdigkeit an, dafür wirft man aber auch mit jedem Kilometer ein Stück mentalen Ballast ab. Man konzentriert sich immer mehr auf den eigenen Atem, spürt vermehrt die körperlichen Bedürfnisse wie Hunger, Durst und die Grenzen der eigenen Kraft. Auch der Kopf schaltet auf Sparmodus und wird selektiver in seinen Gedanken: der Alltag wird zum leisen Hintergrundgeräusch und das Wesentliche rückt in den Vordergrund. All das gilt insbesondere für den neuen Osttiroler Bergpilgerweg Hoch & Heilig. Er schlängelt sich vorwiegend durch Osttirol, mit Abstechern nach Südtirol und Kärnten. Insgesamt neun Etappen führen durch uralte Wallfahrtsorte, vorbei an authentischen Bergdörfern, durch traumhafte Hochtäler, über Joche und Staatsgrenzen hinweg. Und wer bei Pilgerwegen an flache, bequeme Wege für den Sonntagsspaziergang alter Damen denkt, der liegt hier falsch. Ja, es ist ein Weg, der uns an stille Wallfahrtsorte führt und für diejenigen, die es möchten, gibt es für jede Etappe ein besonderes spirituelles Thema, über das man beim wandern meditieren kann. Aber: jede der neun Etappen des Bergpilgerwegs Hoch & Heilig ist im Durchschnitt 20 Kilometer lang und hat eine durchschnittliche Gehzeit von 8 Stunden. Die Schwierigkeit der Etappen steigert sich am Anfang von leicht auf mittel, die letzten 3 Tage/Etappen sind dann aber durchaus anspruchsvoll. Auch den höchsten Punkt erreicht der Hoch & Heilig Weg auf seiner letzten Etappe: 2.654 Meter, am neunten Tag, mit bereits 8 Tagen Wanderung in den Beinen! Aber die Etappen des Weges sind so gut portioniert, dass man nie überfordert ist. Im Gegenteil: aus der bewussten Überwindung der eigenen Müdigkeit entsteht erstaunlicherweise neue Kraft und man merkt, dass die eigentliche Grenze eher die eigene mentale Einstellung war.
 

In den kommenden Wochen werden wir Euch die neun Etappen des Bergpilgerwegs Hoch & heilig vorstellen.

 

In Zusammenarbeit mit Hoch und Heilig
Texte von Hoch und Heilig und Lucia De Paulis

 

Gefördert wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Interreg-V-A Italien-Österreich 2014-2020.