Gesellschaft | Jugendarbeit

Ein Dach für die Jugend

Nach 20 Jahren ist eine Idee endlich Wirklichkeit: In Bozen hat das Haus der Jugend eröffnet. Vier Jugendorganisationen haben räumlich zusammengefunden.
Haus der Jugend
Foto: LPA/Peter Natter

Warum nicht zusammenziehen? Diese Frage stand am Anfang der Geschichte. Doch es sollte 20 Jahre dauern, bis die Idee tatsächlich Realität wird. Am gestrigen Freitag war es dann so weit: In der Bozner Goethestraße Nr. 42 wurde das Haus der Jugend eröffnet. Eine einzigartige Struktur mit langer Vorlaufzeit.

“Die Geschichte dieses unseres Hauses ist auch ein bisschen die Geschichte der Jugendarbeit in Südtirol insgesamt”, resümiert Klaus Nothdurfter, der die Eröffnungsveranstaltung am Freitag Abend moderiert. Kaum einer hat die Entwicklungen in der Jugendarbeit so hautnah miterlebt wie der langjährige Direktor des Amtes für Jugendarbeit.

“In den 1970er-Jahren begann es mit dem Entstehen und Wachsen der Jugendorganisationen, von Alpenvereinsjugend und Bauernjugend, Jungschar und Südtirols Katholischer Jugend SKJ bis zum Verein für Kinderspielplätze und Erholung VKE - Jugendorganisationen, die ihre Zusammenarbeit im Südtiroler Jugendring gefunden haben”, erzählt Nothdurfter nach. “Die 1980er-Jahre waren geprägt von der Gründung der Jugenddienste, gedacht als regionale Bezirksstellen zur Begleitung der lokalen Jugendarbeit, die in und mit der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste AGJD eine gelungene Form der Zusammenarbeit aufgebaut haben.” Aufbauend auf Erfahrungen einzelner offener Jugendstrukturen in den späten 1970er-Jahren entwickelte sich ab den 1990er-Jahren schließlich ein dichtes Netz von Jugendtreffs und Jugendzentren, die offene Jugendarbeit, die wiederum in ihrem Dachverband n.e.t.z. eine landesweite Form der Vernetzung gebildet hat.

“Im Sog dieser mitunter auch stürmischen Entwicklung kam bald die Idee auf, die landesweiten Jugendbüros der Dachverbände in einem gemeinsamen Haus zusammenzuführen”, erinnert sich Nothdurfter. Denn die Büros waren über die gesamte Bozner Innenstadt verstreut.

Es war Sabina Kasslatter Mur, die 2004 als damalige Landesrätin, unterstützt vom Landesjugendbeirat die Idee erstmals in die Landesregierung einbrachte. Es bedurfte einiger Zeit und vieler Diskussionen, bis Ende 2017 der Durchbruch gelang. Die Landesregierung kaufte das Gebäude in der Goethestraße Nr. 42, den ehemaligen “Schlüsselwirt”.

Das Haus ist eine Bozner Rarität, wie man beim Land aufzeigt: “Es handelt sich um zwei für Bozen typische Stadthäuser, die verbunden wurden, um ein neues Ganzes zu schaffen, das eine moderne Nutzung als Bürogebäude mit dem Erhalt wertvoller Bausubstanz verbindet. Das Haus steht mit seinen für ein Bozner Bürgerhaus sehr seltenen spätgotischen Wandmalereien und Balkendecken und anderen historischen Bauelementen unter Denkmalschutz. Die beiden Häuser sind mit ihren sehr schmalen und langen Grundrissen ein Teil der mittelalterlichen Stadtstruktur von Bozen.”

Im April 2018 wurden der Kaufvertrag unterschrieben und der Schlüssel übergeben. In mehreren Sitzungen wurde eine einvernehmliche Lösung für die Raumaufteilung gefunden.
Die vier Trägerstrukturen, die die Räumlichkeiten über Konzessionsverträge nutzen werden, sind die Fachstelle Jugend des Forums Prävention, n.e.t.z. – Offene Jugendarbeit, Südtiroler Jugendring, Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste.
Dann ging alles schnell. Im Sommer 2018 wurde mit dem Einzug begonnen, Büros und Gemeinschaftsräume eingerichtet.

“Dieses neue Haus”, zeigt sich Jugendlandesrat Philipp Achammer überzeugt, “ist viel mehr als eine Zusammenführung von Büros und eine gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten. Dieses neue Haus bedeutet mehr: ein Mehr an Zusammenarbeit, an Begegnung und an Synergien”. “Ich bin überzeugt, dass die 7,3 Millionen Euro, die die Landesregierung für dieses einmalige Projekt für die Jugend zur Verfügung gestellt hat, sehr gut angelegt sind”, pflichtet Landeshauptmann Arno Kompatscher am Freitag bei.

“Das Ziel ist letztlich ein relativ einfaches – aber in der heutigen Zeit vielleicht schon wieder kompliziert: Menschen, die für junge Menschen arbeiten, tun das miteinander.” Mit dem neuen Haus der Jugend sind die Voraussetzungen dafür geschaffen – jetzt liegt es an den Jugendorganisationen, den Wunsch von Klaus Nothdurfter Wirklichkeit werden zu lassen.