Wirtschaft | Sparkasse

Ungeschickter Vergleich

Die Sparkasse präsentiert die beste Halbjahresbilanz der letzten zehn Jahre. Der Jubel hat aber auch seine Schattenseiten.
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Foto: Südtiroler Sparkasse
Wir sind eine Bank, die wirtschaftlich wächst, ihre Effizienz steigert und sich von den Risiken entlastet“, erklärt der Präsident der Südtiroler Sparkasse Gerhard Brandstätter. Sein Stellvertreter Carlo Costa assistiert: „Die Sparkasse ist heute eine moderne und effiziente Bank mit dem Ziel, die Qualität der angebotenen Dienstleistungen weiterhin zu optimieren. Wir sind überzeugt, dass die Ergebnisse in den kommenden Jahren weiter gesteigert werden können.
Auch Generaldirektor Generaldirektor Nicola Calabro ist durchaus zuversichtlich: „Die Bank hat sich weiter gefestigt und wächst, sie erreicht mit der Halbjahresbilanz 2018 das beste Ergebnis der letzten 10 Jahre.
 

Die Halbjahresbilanz

 
Der Reingewinn der Gruppe Sparkasse beträgt zum 30. Juni 2018 14,1 Millionen Euro, jener der Bank 14,3 Millionen Euro. Die Zahlen für das erste Halbjahr zeigen eine deutliche Steigerung gegenüber jenen des Vergleichszeitraum des Vorjahres.  "Die Bank verzeichnet im ersten Halbjahr eine bedeutende Geschäftsentwicklung eine verbesserte betriebliche Effizienz und eine weitere Entlastung von Risiken", heißt es in der Presseaussendung der Sparkasse.
Die wesentlichen Ergebnisse auf Gruppenebene des ersten Halbjahres im Vergleich zur Jahressbilanz 2017.
stellen sich wie folgt dar:
 
  • Die direkten Kundeneinlagen, bestehend aus Girokonten und Spareinlagen, belaufen sich auf 6,5 Milliarden (Mrd.) Euro, ein Plus von 3,2% gegenüber den 6,3 Milliarden Euro zum Jahresende
  • Das Vermittlungsgeschäft, das im Wesentlichen aus Kundenanlagen in Investmentfonds besteht, beläuft sich auf 1,41 Mrd. Euro, eine Zunahme von 4,5% gegenüber den 1,35 Milliarden Ende 2017
  • Die Gesamtausleihungen an Kunden betragen rund 6,0 Mrd. Euro und sind weitgehend stabil
  • Die Problemkredite verringern sich auf 682 Millionen (Mio.) Euro, was einem Rückgang von 15,5% gegenüber den 807 Millionen Euro von Ende 2017 entspricht
  • Im ersten Halbjahr wurden mittelfristige Neukredite an private Haushalte und Unternehmen in Höhe von insgesamt 441 Mio. Euro vergeben, ein Anstieg von 13,1% gegenüber den 390 Mio. Euro des gleichen Zeitraums 2017
  • Die Bilanzsumme beträgt 9,4 Mrd. Euro, ein Zuwachs von 4,5% gegenüber den 9,0 Mrd. Euro Ende 2017
 
Auch mit dem Halbjahrsbilanz 2017 steht die Sparkasse durchaus positiv da:
 
  • Die Gesamterträge betragen 111,3 Millionen Euro und liegen um 8,0% über den 103,0 Mio. Euro des ersten Halbjahres 2017
  • Die Gesamtkosten belaufen sich auf 69,1 Mio. Euro und sind damit, nach Abzug der Kosten die nicht die gewöhnliche Geschäftstätigkeit betreffen, im Wesentlichen auf Vorjahresniveau
  • Das Gruppenergebnis der Bank beträgt 14,1 Mio. Euro (+52,5%) gegenüber den 9,2 Millionen Euro des ersten Halbjahres 2017
 
Besondere Bedeutung misst die Sparkassenspitze den Indikatoren in der Risikovorsorge und den Vermögens- und Liquiditätskennzahlen zu. Im Vergleich zur Jahresbilanz 2017 hat die Sparkasse die Solidität „Cet1 Ratio“ von 11,4 % auf  11,8% steigern können. Die Liquidität „LCR Ratio“ verbesserte sich auf 129,2% auf 154,6%.
Im selben Zeitraum hat das Risiko Kreditportfolio „NPL Ratio – brutto“ von 13,3 % auf 11,5% abgenommen. Das Netto-Risiko der Kredite ist von 7,1% auf 5,6% zurückgegangen.
Gleichzeitig wurde der Deckungsgrad für Problemkredite von 50% auf 54%. Ebenso konnte die betriebswirtschaftliche Effizienz gesteigert werden. Die „Cost Income Ratio (CIR)“ weist mit 64,3% einen weiteren Rückgang gegenüber dem Wert von 69,9% von Ende 2017 auf.
 

Hinkender Vergleich

 

Dass die Sparkassenspitze auf die geleistete Arbeit für „die beste Halbjahrsbilanz der letzten 10 Jahre“ (Titel der Pressemitteilung) stolz ist, dürfte durchaus verständlich sein.
Der Jubel hat allerdings auch einige Schattenseiten.
Die Sparkassenaktie bei der letzten Kapitalerhöhung 2015 mit 12,5 Euro dotiert und um 10 Euro verkauft, wird seit Jahresbeginn um 9,8 Euro gehandelt. Zudem hat sich das Rating der Sparkasse im Vorjahr noch einmal verschlechtert.
Vor allem aber dürfte der von der Sparkassenspitze bemühte Zehn-Jahres-Vergleich äußerst ungeschickt sein.
2008 wurde die Sparkassenaktie (berücksichtigt man den 2015 erfolgten Aktiensplitt 1:10) von der Bank und der Stiftung um 35,9 Euro an die Anleger verkauft. Zehn Jahre später ist sie noch 27,6 Prozent davon Wert.
Eine ähnliche Entwicklung machte auch die Dividendenausschüttung durch. 2008 schüttete die Sparkasse eine Dividende pro Aktie von 4,90 Euro aus. In den zwei Jahren zuvor waren es jeweils 7 Euro gewesen. Von 2013 bis 2016 konnte die Bank keine Dividenden auszahlen. 2017 kehrte man in die Gewinnzone zurück. Im abgelaufenen Geschäftsjahr zahlte man eine Dividende pro Aktie von 0,069 Euro aus. Umgerechte auf den 1: 10 Aktiensplitt, sind das 69 Cent.
Das sind die nüchternen Fakten: Die Sparkasseführung hat eine Schubumkehr geschafft. Doch bisher ist auch  „die beste Halbjahresbilanz der letzten zehn Jahre“ nur ein Tropfen auf einem sehr heißen Stein.