Gesellschaft | Schule/Uni

Braucht Südtirol die Österreicher-Quote?

Die STF setzt sich für die Beibehaltung der Quote bei Aufnahmeprüfungen für das Medizinstudium ein und übersieht dabei das eigentliche Problem.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Derzeit gibt es eine Quotenregelung für das Auswahlverfahren an den medizinischen Universitäten Österreichs. Dabei sind 75% der Studienplätze für Österreicher und Südtiroler reserviert. Diese Regelung wird von der EU kritisiert und steht auf der Kippe. Die Südtiroler Freiheit setzt sich mit einem Beschlussantrag für eine Beibehaltung der Quote ein und begründet das damit, dass es sonst zu wenige Südtiroler gäbe, die in Österreich studieren könnten. Ich halte diesen Gedankengang aus mehreren Gründen für unsinnig:

1. Wenn unsere Maturanten wirklich so schlecht sind, dass sie sich in einem freien Auswahlverfahren nicht gegen ihre deutschen Kollegen durchsetzen können, so wirft das mehrere Fragen auf: Sind unsere Maturanten wirklich nicht konkurrenzfähig? Wie können wir vor der eigenen Haustüre kehren und unsere Maturanten besser vorbereiten?

2. Es gibt nicht nur deutschsprachige Universitäten in Österreich. Mit einem guten Maturaergebnis, kann man problemlos an Universitäten in Deutschland Medizin studieren. Sogar in Ungarn gibt es deutschsprachige Universitäten – wenngleich dort Studiengebühren zu bezahlen sind.

3. Wenn die Abschaffung der Quote ein Nachteil für die Südtiroler Maturanten bei der Aufnahmeprüfung wäre, heißt das indirekt, dass die Südtiroler Maturanten schlechter als andere Maturanten naturwissenschaftiche und logische Zusammenhänge erkennen und anwenden können. Dann stellt sich die grundsätziche Frage, ob das die richtigen Menschen sind, um in Zukunft in Südtiroler Krankenhäusern zu arbeiten.

Anstatt zu jammern, sollten wir vor der eigenen Tür kehren und daran arbeiten, unsere Schüler so gut wie möglich auf die Zukunft vorzubereiten. Leider fördert unser Schulsystem nicht Leistung und Eigenverantwortung, sondern Leistungsverweigerung und Duckmäusertum. Je weniger Stoff man durchbringt, desto weniger wird abgeprüft. Wenn ein Arbeitsauftrag nicht verbessert wurde, darf er nicht abgeprüft werden. Dadurch ensteht schon allein durch das Prüfungssystem ein Anreiz für Leistungsverweigerung. Ich habe selbst miterlebt, wie Schüler zehn Minuten lang mit dem Lehrer darüber verhandelt haben, ob zwei zuätzliche Seiten im Buch auch noch zum Test kommen oder nicht. Peinlicher geht es fast nicht mehr, doch in 13 Schuljahren erlebt man so einiges.

Wenn Schüler in einer Maturaklasse ohne gemeinsames Durchgehen mit dem Lehrer nicht wissen, ob sie eine Aufgabe richtig oder falsch gelöst haben bzw. nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Aspekten eines Themas unterscheiden können, liegt der Verdacht nahe, dass der „Matura“ ihr ursprünglicher Sinn abhanden gekommen ist.

Das sollte man angehen, anstatt bei der EU-Kommission um die Beibehaltung einer protektionistischen Quote zu betteln.

Bild
Profil für Benutzer DervomBerge Tratzer
DervomBerge Tratzer Do., 25.08.2016 - 22:01

Aber wenn Südtiroler Maturanten gute Noten haben, sagen wir mal die gleich guten wie die Deutschen oder Österreicher, erhöht es ihre Chancen ungemein wenn sie um die 75 % der Plätze konkurrieren können anstatt mit dem Rest der Nicht-Österreicher um die 25 %.

Und für Österreich sind Quoten zwingend notwendig. Man bezahlt dort keine Studiengebühren und oft gibt es keine Aufnahmebeschränkungen, dadurch kommen sehr viele Deutsche mit schlechter Matura die dann auch noch auf Staatskosten studieren. Im Sinne eines europäischen Gedankens könnte man das ja akzeptieren, aber im Gegenzug sollten dann auch Österreicher in Deutschland gratis studieren dürfen bzw. der Deutsche Staat für die Leistungen aufkommen.

Do., 25.08.2016 - 22:01 Permalink