Gesellschaft | "Reichts iatz"?

Danke an alle Einheimischen,

die gegen die hiesigen Rassisten schreiben.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Mit der Facebook- Seite „Iats reichts“ geht‘s mir wie bei einem schlimmen Unfall oder beim versehentlichen Einschalten von Prekariatsfernsehen. Man muss trotzdem hinschauen, obwohl man es ja eigentlich gar nicht sehen möchte, weil man ja weiß, dass es falsch ist, sich das anzusehen.

Ich bin seit der ersten Stunde „Iats reichts“-Mitglied, weil ich wissen wollte, ob und wenn ja, in welchem Ausmass sich meine Befürchtungen von Mitte Januar denn bewahrheiten würden und meine Befürchtungen wurden leider bei weitem „übererfüllt“. Ich lese jetzt seit ungefähr sechs Wochen nahezu täglich auf deren Seite die allermeisten Posts  und bin mehr als entsetzt über das, was dort von den Einheimischen an rassistischem Dumpfsinn alles ausgekübelt wird. Noch mehr entsetzt bin ich, dass das in der Mehrzahl recht junge Menschen zu sein scheinen, vielleicht so zwischen zwanzig bis dreißig Jahre alt. Und bei den allermeisten kann ich eigentlich keine Existenznot erkennen, sondern allenfalls Engstirnigkeit und mangelnde Bildung, in jedem Fall aber linguistische Insuffizienz.

Ab und zu gibt es ein kleines Hoffnungsschimmerchen in Form von aufgeklärten Jugendlichen (teilweise erst 16 Jahre alt), die dann versuchen etwas Vernunft in die Diskussion zu bringen, was aber leider von den Admins gnadenlos gelöscht wird. (Im Gegensatz zu den Law-and-Order Posts der rechtspopulistischen Parteien, die NICHT gelöscht werden, obwohl sie mit den Zielen des Seitenbetreibers eigentlich auch nichts zu tun haben).

Ich komme ja aus dem Land, in dem die Menschenverfolgung und Menschenvernichtung industriell perfektioniert wurde und in dem trotzdem schon wieder eine PEGIDA aufflammen kann, in der der gleiche Mob mitläuft, der Hitler damals an die Macht geschrieen hat, und das heute aber „Spaziergang“ nennt. Solche Idioten wird es immer geben und ich bin als Münchner ein kleines bisserl stolz darauf, dass die vielen, vielen Gegendemonstranten den Rassisten dort die Luft rausgelassen haben und PEGIDA nach nur einem halben Jahr eigentlich keine Rolle mehr spielt.

Diese Gegenbewegung vermisse ich leider in Südtirol nahezu komplett und diese Gegenbewegung muss aber genauso von innen kommen, denn das können wir Ausländer weder leisten und schon gar nicht bewirken.

Beim Südtiroler Frühling bin ich im Mai 2014 auf deren Facebookseite über den Satz von [...] Astrid Weinreich gestolpert, nämlich dass „die Südtiroler sowieso ALLES Rassisten seien“. Der junge Mann, der ihr damals zusammen mit mir sehr vehement widersprochen hat, Lukas Rier, ist leider -wie so viele andere kluge Köpfe- jetzt im Ausland. Es macht mich schon ziemlich hoffnungslos, dass sich insgesamt nur so wenige gegen diese vielen hiesigen Rassisten wehren und ich denke mir dann manchmal, ob Astrid Weinreich vielleicht doch recht hatte? Vielleicht sollte ich auch einfach nur aufhören, diese „Iats reichts“-Seite zu lesen….?!

Jedenfalls danke ich allen von Herzen, die sich in den Posts gegen die Rassisten wehren und damit eine kleine Kerze der Mitmenschlichkeit anzünden.

Und noch ein kleiner Trost: Diejenigen, die uns für unsere humane und christliche Grundeinstellung versuchen mit dem Etikett „Gutmenschen“ zu diskreditieren, die nenne ich dann konsequenterweise einfach „Schlechtmenschen“, gell Sigmar Stocker, Sven Knoll und Andreas Pöder?

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Markus Lobis Do., 26.02.2015 - 10:01

Sehr gut, Harry! Teile ich vollinhaltlich!

Mir wurde oft vorgeworfen, ein Gutmensch zu sein. Mittlerweile erachte ich es als Ehrentitel. Vor allem, wenn man betrachtet, was der der Gegenentwurf zum Gutmenschen ist. Wie Du richtig schreibst: Der Schlechtmensch.

Do., 26.02.2015 - 10:01 Permalink
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Oskar Egger Do., 26.02.2015 - 10:13

Ja, schlimm, wozu eine, legitime, Verunsicherung immer wieder führt. Engstirnigkeit, mangelnde Bildung, irgendein Mangel...sicher nicht an antiautoritärer/tiver Erziehung und das bedrückt mich! Ob die fehlenden (Macht)Worte den Menschen ins Gegenteil drängen, eben zu unkontrolliert ausagierter Aggression?

Do., 26.02.2015 - 10:13 Permalink
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Markus Lobis Do., 26.02.2015 - 10:19

Antwort auf von Oskar Egger

Ich rechne diese gesellschaftlichen Kosten zu den Auswirkungen der Ära Durnwalder. In der um zehn Jahre zu langen Amtszeit wurden Intelligenz und Kritik, Kritikfähigkeit und Dialektik gering geschätzt. Manch einer möchte nun dieses allgemeine gesellschaftliche Versagen den "Neuen" zurechnen, die "nicht durchgreifen". Das ist hochgradig ungerecht.

Wann wird endlich Durnwalder zur Verantwortung gezogen?

Do., 26.02.2015 - 10:19 Permalink
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JohannJosef 1 Do., 26.02.2015 - 11:25

Antwort auf von Markus Lobis

Also mit Verlaub. Als ob Intelligenz, Kritik, Kritikfähigkeit oder Dialektik in irgendeiner belibigen Prä-Durnwalder Äre hierzulande geschätzt worden wären. Diese Behauptung setzt meine dialektische Kompetenz nun tatsächlich vor eine größere Herausforderung ;)

Do., 26.02.2015 - 11:25 Permalink
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Markus Lobis Do., 26.02.2015 - 10:25

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch mal bei den Zwei- und Mehrheimischen bedanken, die sich in unserem Land einbringen. Und das obwohl sie mit schon fast pathologischer Insistenz ständig darauf hingewiesen werden, dass "Du net von do pisch und des net verschteasch!"

Mir geht das Herz auf, wenn ich Ariane Löbert, Nina Schröder und vor allem Gudrun Esser höre und so geht es vielen, die sich im Inneren oder auch in der Öffentlichkeit immer wieder über dieses rabiate "Miar sein miar" ärgern. Sie stehen beispielhaft für viele "von auswärts", die hier leben, arbeiten und wirken. Ob das jetzt ein Manager ist, eine Professorin, eine Journalistin oder ein Kurier-Fahrer: Danke, dass Ihr Euch hier einbringt, wir brauchen Euch!

Do., 26.02.2015 - 10:25 Permalink
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Harald Knoflach Sa., 28.02.2015 - 16:23

Antwort auf von Markus Lobis

übrigens: ich bin auch ausländer, habe aber von dieser "pathologischen insistenz" mir gegenüber noch nichts mitbekommen. ich bin in südtirol - bilde ich mir zumindest ein - herzlich aufgenommen worden. habe viele neue freunde gewonnen. mein "einmischen" wurde mir noch nie vorgeworfen bzw. wurde mir das recht dazu noch nie abgesprochen (außer von gadilu :-))

Sa., 28.02.2015 - 16:23 Permalink
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Alfonse Zanardi Do., 26.02.2015 - 10:27

Ich halte die Inhalte die in solchen Gruppen artikuliert werden für keine Novität. Bisher wurden solche Inhalte aber lediglich verbal und meist nicht-öffentlich geäussert.
Neu ist dass durch die Online-Kommunikation diese sehr oft unerträglichen bis strafbaren Äusserungen nun dauerhaft festgehalten und multipliziert werden und dadurch eine grosse Wirkung entfalten.
Es gibt bei den Autoren noch kein Bewusstsein dafür dass es einen enormen Unterschied macht ob eine Äusserung im Dorfgasthaus mündlich vor 5 oder online schriftlich vor 10000 Personen gemacht wird.

Do., 26.02.2015 - 10:27 Permalink
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Oskar Egger Mo., 06.04.2015 - 15:04

Antwort auf von heinz herrman

"Ich halte das Wort "Gutmensch" nicht für ein Unwort. Ich finde, es beschreibt einen Typus, für den es ein Wort geben muss. Natürlich ist es richtig, für "das Gute" zu sein. Was "das Gute" im Einzelnen ist, wird ewig umstritten sein, aber auf ein paar Sachen können wir uns vermutlich einigen – keine Gewalt, Menschenrechte und so weiter. Der Gutmensch glaubt, dass er, im Kampf für das, was er für "das Gute" hält, von jeder zwischenmenschlichen Rücksicht und jeder zivilisatorischen Regel entpflichtet ist. Beleidigungen, Demütigungen und sogar Gewalt sind erlaubt. Der FAZ entnehme ich die Nachricht, dass die Berliner Antifa, antifaschistische Kämpfer also, eine Apotheke in Neukölln verwüstet hat, weil der Besitzer sich weigerte, die "Pille danach" zu verkaufen. Andere Antifaschisten haben – "in bester deutscher Tradition", wie es in der Zeitung ironisch hieß – einem Verband von Abtreibungsgegnern die Schaufenster zertrümmert und Parolen auf die Hauswand gesprüht.

Neben dem Geschlechtstrieb bestimmt kein Bedürfnis das Handeln des Menschen so sehr wie die Sehnsucht nach moralischer Überlegenheit. Dieser Satz stammt von Franz Werfel. Gutmenschentum ist gefährlich, es macht die Leute gemein, hochmütig und rücksichtslos. Wir alle sollten uns stattdessen lieber ein wenig mehr dem Geschlechtstrieb widmen."

Harald Martenstein ist Redakteur des Tagesspiegels.

Diesen Artikel finden Sie als Audiodatei im Premiumbereich unter

Mo., 06.04.2015 - 15:04 Permalink
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Harald Knoflach Sa., 28.02.2015 - 16:27

Antwort auf von Teseo La Marca

dieses heine-zitat ist aber schon ein bissi unpassend, oder?
würde ich hinausposaunen: die albaner sind schön, ehrlich, brav und von einer unergründlichen geistesbeschränktheit, würdest du mich zurecht als rassisten beschimpfen.
auf ein plädoyer für toleranz und menschlichkeit offensichtlich zustimmend mit einem rassistischen zitat zu antworten, finde ich einigermaßen paradox.

Sa., 28.02.2015 - 16:27 Permalink
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Teseo La Marca Mi., 04.03.2015 - 09:50

Antwort auf von Harald Knoflach

Rassist ist man, wenn man eine andere, fremde Ethnie kategorisiert oder herabwürdigt. Über mein eigenes Herkunftsvolk habe ich aber genauso das Recht zu urteilen, wie über mich selbst. Oder machen Sie sich etwa der Diffamierung schuldig, wenn Sie sich selbst als Idioten bezeichnen würden? Wo hier also der Rassismus liegt, wenn ich als gebürtiger Tiroler dieses Zitat wiedergebe, ist mir vollkommen unklar.

Mi., 04.03.2015 - 09:50 Permalink
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Harald Knoflach Do., 19.03.2015 - 09:25

Antwort auf von Teseo La Marca

deiner argumentation liegt der gedanke zugrunde, dass es so etwas wie ein volk/ethnie gibt und man teil eines volkes sein kann - gemäß der idee des nationalismus aus dem 18. und 19. jahrhundert (unveränderliches merkmal).
ich, der ich in nordtirol geboren wurde und jetzt in italien lebe - hab ich dann das recht zu sagen "die italiener sind von unergründlicher geistesbeschränktheit" ohne ein rassist zu sein. oder ist das eine frage des blutes und müsste ich "echter italiener" nach deiner definition sein? und ab wann bin ich das? wie steht's um einen jungen südtiroler mit pakistanischen eltern, der hier geboren ist. darf der "die italiener sind von unergründlicher geistesbeschränktheit" sagen? oder darf das nur jemand sagen, der franco rossi heißt. was würde passieren, wenn mario balotelli sagt: "die italiener sind von unergründlicher geistesbeschränktheit"? oder hat der etwa die falsche hautfarbe, das ungestraft sagen zu dürfen?
ich denke, dass wir im 21. jahrhundert rassismus weiter fassen müssen. und zwar ist rassismus für mich, wenn ich ein defizit zum wesensmerkmal einer gruppe mache. somit kann auch ein jude eine antisemitische äußerung machen. wobei ich immer zwischen generalisierender verunglimpfung und differenzierter kritik unterscheiden muss. es ist ein unterschied zwischen "die österreicher sind dumm" (rassismus) und "die österreichische wählerschaft hat bei der letzten wahl eine dumme entscheidung getroffen" (meinungsfreiheit)

Do., 19.03.2015 - 09:25 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Do., 26.02.2015 - 16:41

Gutmenschen - Schlechtmenschen sind zwei Extreme. Extreme führen selten zu einem Verständnis und zu einer brauchbaren Lösung. Ich denke, dass ich im Grunde auch zu den Gutmenschen gezählt werden kann, aber mit vielen verbalen Beiträgen z. B. auf diesem Portal kann ich nicht viel anfangen, weil zu einseitig, zu extrem, oft auch zu abfällig und zu belehrend. Ich suche auch gerne nach Hintergründen und Wegen der Annäherung.

Do., 26.02.2015 - 16:41 Permalink
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Oskar Egger Fr., 27.02.2015 - 08:14

Antwort auf von Sepp.Bacher

Genau! und mir ist eine zunehmende Polarisierung aufgefallen und ein mangelnder/fehlender Dialog. Jeder haßt seinen Beitrag nieder und basta. Fragen werden so gut wie nie beantwortet. Es kommt selten zu einem konstruktiven Austausch, aus dem etwas Neues entstehen kann. (Silvia Riers Beiträge einmal ausgenommen, die grundsätzlich zu fruchtloser Polemik und kaum zu Dialogen führen). Schade!

Fr., 27.02.2015 - 08:14 Permalink
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Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Sa., 28.02.2015 - 13:11

Antwort auf von Sylvia Rier

Falsch verstanden Silvia! So geht das eben oft!! Ich meinte, daß Ihre Beiträge, die ich so oft als positiv bewertete, schlußendlich in fruchtloser Polemik ausarteten, weil es hier auf salto die Antifemministen, die Anti-AlleswasandererMeinungundGesinnungist, gibt, die jede Diskussion im Keim ersticken, denn mit Etickettierung der Unlogik, der Partei- und Gruppen- Gender und Richtungangehörigkeit, kann man fast jeden öffentlich mundtot machen. Das gefällt mir auf salto absolut nicht und deshalb sind viele schon verschwunden, die eine Bereicherung hätten sein können, denn eine demokratische Auseinandersetzung fehlt und zum Schluß wird alles gehässig.

Sa., 28.02.2015 - 13:11 Permalink
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Christian Mair Fr., 27.02.2015 - 21:12

Antwort auf von Oskar Egger

Wir müssen aber auch lernen Positionen die ausserhalb einer liberalen-pluralistischen-demokratischen Position liegen zu identifizieren und als extremistisch zu kennzeichnen und so das Feld des Dialogs jenseits eines völkisch-provinziellen Charakters zu beschreiten.

Fr., 27.02.2015 - 21:12 Permalink
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Stefan Hauptmann Fr., 27.02.2015 - 10:37

Sehr schöner Beitrag. Ich finde die Herangehensweise bei solch sensiblen Themen und die geistige Haltung hierzu welche auch noch von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt wird sehr bestürzend.
Leute schließen sich in Gruppen zusammen, um sich in ihrem kollektiv-geistigen Dünnschiss bestätigen zu lassen. Der Multiplikator-Effekt ist groß sobald dieses Gedankengut auf schwache Individuen trifft, welche sich dann leicht manipulieren lassen und daraus gestärkt hervorgehen...

Naja, solange es eine halbwegs "ausgeglichene" Gegenbewegung bzw. Gegenseite gibt finde ich es ja nicht schlimm - Stichwort "Anti-PEGIDA-Bewegungen". Ich hoffe einfach, dass wir auch in Zukunft mit (dank) den verschiedensten Interessen und Lebensstielen in friedlicher Koexistenz Leben.

Fr., 27.02.2015 - 10:37 Permalink
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Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Mo., 02.03.2015 - 15:15

Antwort auf von Stefan Hauptmann

genau. ich würde sagen es ist ein menschliches phänomen und bestimmt kein alleinstellungsmerkmal für südtirol. daher nervt mich der von "toleranten" südtirolern oft zur schau getragene autorassimus so ungemein. wir müssen verstehen, dass fremdenfeindlichkeit kein phänomen ist, das sich an landesgrenzen hält, sondern sich durch jede gesellschaft auf dieser welt zieht. es zu etwas "typischem" zu erklären ist im prinzip das selbe verhalten, das man damit kritisierten möchte. sobald ich ein defizit zum wesensmerkmal erkläre, ist das nämlich für mich rassismus.

daher finde ich, dass es in diesem zusammenhang extrem wichtig ist, mit sachlichkeit und belastbaren zahlen zu argumentieren. das "mir kommt vor"-gefühl ist doch auch jenes gefühl, welches die fremdenfeindlichkeit stützt und schürt. man hat von einem nachbarn gehört, dass dem erzählt wurde, dass ein freund jemanden kennt, den ein ausländer um 10 euro betrogen hat. nüchternheit ist das gebot der stunde und da sind "erfahrungen und eindrücke" denkbar ungünstige voraussetzungen für feststellungen und in der folge entscheidungen.

Mo., 02.03.2015 - 15:15 Permalink
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Profil für Benutzer Michael Keitsch
Michael Keitsch Fr., 27.02.2015 - 14:20

Super geschrieben, Harry. Es ist schön, dass jemand mal Klartext spricht. Bedenklich ist es aber, dass ein "Auswärtiger" uns Südtirolern unsere Fehler aufzeigen muss.

Fr., 27.02.2015 - 14:20 Permalink
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Profil für Benutzer Christa Überbacher
Christa Überbacher Fr., 27.02.2015 - 17:12

Leider ist in diesem Artikel sehr viel Wahres drin, ich teile ihre Fassungslosigkeit, wenn ich Kommentare und Posts auf Seiten wia "Iaz reichts" lese.
Ich möchte Ihnen nur mit sehr viel Herz nahe legen, dass Ihr Eindruck, dass die Südtiroler alle Rassisten sind einfach nicht stimmt und es macht mich traurig, wenn diese Gesellschaftsgruppe beispielhaft für die südtiroler Bevölkerung steht. Ich habe eher den Eindruck, dass viele diese gehässigen und teilweise grausigen Ausschreie nicht kritisieren oder darauf antworten, weil einfach von vornherein jede gescheite Diskussionsbasis fehlt. So geht es mir zumindest. Was soll ich denn bitte jemandem antworten, wenn er verlauten lässt, dass Immigranten ja eh alle in die Gaskammer gehören? Darauf kann ich nichts antworten, es ist eine so dumme Aussage, dass mir einfach jedes gesagt oder getippte Wort zu schade ist, wobei ich auch nicht glaube, dass meine Worte irgendetwas in diesem Menschen verändern würden; vielleicht würde er sich noch bestätigt oder belustigt fühlen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass mich solche Aussagen mich nicht sehr sehr wütend und auch traurig machen.
Es ist bestimmt nicht immer der richtige Weg nichts zu sagen, ich bin jedoch ein Mensch, der sich in öffentlichen Medien lieber zurückhält mit Meinungsäußerungen, aus Angst eine Dummheit zu sagen. Das ist wohl das, was mich grundlegend von den Mitgliedern der besagten Gruppen unterscheidet.
Nun will ich nicht länger Ihre Zeit beanspruchen, ich wollte Ihnen lediglich auf den Weg geben, dass Sie keineswegs in einem "Land" voller Rassisten leben!

Fr., 27.02.2015 - 17:12 Permalink
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Profil für Benutzer Harry Dierstein
Harry Dierstein Sa., 28.02.2015 - 10:26

Antwort auf von Christa Überbacher

Hallo Christa,
darf ich Du sagen? (Dann darfst Du das nämlich auch . ) Ich freue mich wirklich sehr über das gewaltige, überwiegend positive Echo, das mein Artikel seit vorgestern hervorgerufen hat und danke auch Dir sehr für Deine ausführlichen und wohlwollenden Zeilen.
Mit meinem Artikel wollte ich in allererster Linie den anständigen Menschen (eben so wie Dir) einfach nur Mut machen, nicht zu verzagen und immer, immer weiter gegen die Dummheit anzukämpfen. Ich weiß, dass das sehr anstrengend ist und man hat oftmals das Gefühl, das bringt doch sowieso alles nichts. (Das geht mir ja selber auch oft so.)

Aber dann wiederum denke ich, dass viele Tropfen irgendwann doch den Stein höhlen und dass es einfach unsere christliche Pflicht ist, nicht zu schweigen! Ich bin jetzt seit über vier Jahren in Südtirol und habe hier schon ganz viele fantastische Einheimische kennengelernt, die genauso empfinden wie Du und ich und deshalb würde ich es auch niemals zulassen, dass jemand sagt, dass ALLE Südtiroler Rassisten sind, denn das stimmt einfach nicht.

Es ist nur leider so, dass sich die anständigen Südtiroler sehr oft nicht trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen, um dort ihre Stimme zu erheben. Gerade dazu möchte ich Dich aber ermutigen, denn das ist sehr wichtig! Aus Deinen Zeilen mag ich erkennen, dass Du intelligent genug bist und auch das Zeug dazu hast.

Deshalb bitte ich Dich inständig, künftig Deine Stimme zu erheben und gegen die Rassisten anzukämpfen. Suche Dir noch ein/zwei Gleichgesinnte und dann kann das auch richtig Freude machen. (Aber immer sachlich und höflich bleiben und sich nie auf das Niveau der Rassisten herablassen ;-) )

Sa., 28.02.2015 - 10:26 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Hartmann
Klaus Hartmann Sa., 28.02.2015 - 16:47

Ich möchte einige Auszüge aus dem Artikel „Die große Aggressionsverschiebung“ über Pegida, diffuse Ängste und die Reaktion der Politik – als mögliche Ergänzung zum Thema ins Netz stellen.
Wer den gesamten Artikel lesen möchte findet ihn hier: http://www.hintergrund.de/201501093374/politik/inland/die-grosse-aggres…

„Die Mehrheit der Demonstranten wird offenbar wahrgenommen als „die kleinen Leute“ mit diffusen Ängsten, Sorgen und Nöten. Pädagogischer Umgang mit ihnen soll helfen. Man verspricht, sie ernst zu nehmen. Dieses Herangehen kritisiert der Politologe Werner J. Patzelt: „Was als Fremdenfeindlichkeit daherkommt, entpuppt sich als sozialer Konflikt. Bei ihm steht die auf ihre Bildung und Humanität stolze Oberschicht gegen das einfache Volk, das sich anscheinend lümmelhaft aufführt und deshalb Zurechtweisung und Belehrung seitens der besseren Kreise verdient."
…...........................................
„Was sind die wirklichen, auch versteckten Motive der Demonstranten?“

„Wir haben es hier, so ist zu vermuten, mit einer Verschiebung, auch Aggressionsverschiebung zu tun. Das eigentliche Motiv für die Demonstrationen – ….....– ist die Vorstellung einer allgemeinen Bedrohung, nämlich durch Arbeitslosigkeit, niedrige Renten, Armut allgemein.“
„Allen dürfte gemeinsam sein, dass sie fürchten, nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein.“

„Die Ursache hierfür wird aber nicht in der Globalisierung allgemein gesucht, nicht im geplanten Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP), nicht in der EU mit einem eher machtlosen Parlament und einer mächtigen Kommission, nicht in einer internationalen Finanzwirtschaft, der sich alles zu unterwerfen hat. Rational wäre nun, sich gegen diejenigen gesellschaftlichen Kräfte zu wenden, die das Freihandelsabkommen durchsetzen wollen, die Arbeitslosigkeit, geringen Lohn oder niedrige Renten verursacht haben. Der Gegner ist dann die Unternehmerschaft und die politische Parteien, besonders die Volksparteien, die dem Interesse der Unternehmerschaft verpflichtet sind.“

Sa., 28.02.2015 - 16:47 Permalink
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Profil für Benutzer Christian Mair
Christian Mair Sa., 28.02.2015 - 19:46

Antwort auf von Klaus Hartmann

Die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Renten, Wasserversorgung, Krankenhäuser und Zugang zu ärztlichen Leistungen, Bildung, Nahrungsmittelversorgung… dies alles und noch viel mehr ist Mitten in Europa zur reinen Manövrier- und Verwaltungsmasse geworden, wobei in Griechenland sogar eine humanitäre Krise aktiv herbeigeführt wurde, indem die o.g. zivilisatorischen Selbstverständlichkeiten zur bloßen Variable von Technokraten wurden. Und dieser Tage durfte man erleben, wie eine demokratisch gewählte Regierung zu kämpfen hatte, um auch nur den Hauch einer Chance zu erhalten, etwas von dem umzusetzen, weshalb ihre Bevölkerung sie gewählt hatte.

Seit Jahren kann man Zeuge eines ökonomischen Putsches werden, der durch EU-Institutionen, neoliberale Regierungen und zwischenstaatliche Verträge und Vereinbarungen jenseits des bisherigen EU-Rechtsrahmens durchgeführt wird und dabei in massiver Weise gegen geltende Grundrechte verstößt, wie selbst das Europäische Parlament bereits festgestellt hat.1

Dass es sich bei dieser Beschreibung keineswegs um eine Übertreibung handelt, hat nun Harald Schumann zusammen mit Arpad Bondy in einer Dokumentation über die Tätigkeiten der Troika als einen geradezu doktrinären und gnadenlosen Krisenverwalter belegt. Die Dokumentation sollte das Unrecht selbst für die hoffnungslosesten Realitätsverweigerer hierzulande mit den Händen greifbar machen:
"Macht ohne Kontrolle"
https://www.youtube.com/watch?v=E6aNwBwEm6U
.....

„Der politische Aufbau der Eurozone ist einmalig geeignet um angebotsseitige Reformen und solide fiskalische Politik voranzutreiben. In der Eurozone gibt es keine einfachen Wege, dem Marktdruck zu entkommen. – Ebenso wie in einer Nation benötigen die Schwachen die Solidarität der Starken. Aber anders als in einer Nation, wählen die Schwachen nicht in den gleichen Wahlen wie die Starken. Im Ergebnis kann Deutschland viel härtere Bedingungen über Spanien verhängen als London es gegenüber Glasgow könnte.“

(Euro crisis: containing contagion, Darstellung im Rahmen eines Vortrags der Berenberg Bank, 1. Juni 2012)
......

Auszüge aus http://www.maskenfall.de/?p=8344#more-8344

Sa., 28.02.2015 - 19:46 Permalink
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Profil für Benutzer werner gutgsell
werner gutgsell Mo., 02.03.2015 - 00:25

An die Gutmenschen dieses Portals
Ihr seid doch um nichts besser als die, die ihr verurteilt: ihr verallgemeinert und stempelt ab; Ihr werft Andersdenkenden mangelnde Bildung und Engstirnigkeit vor. Ihr mögt eloquenter und wortgewandter sein, aber , Harry, falls Du es noch nicht mitbekommen hast, wird in sozialen Netzwerken fast nur mehr in der Umgangssprache geschrieben. Daraus darfst Du keine negativen Schlüsse ziehen, denn auch all diese Menschen sind nicht dümmer als Du. Ihr vermittelt eine Überheblichkeit, als wärt ihr die intellektuelle Elite, die die einzige Wahrheit kennt. Dabei seid ihr nicht mal imstande zu verstehen, um was es auf der betreffenden Seite geht. Es ist einfach, alles auf den Nenner des Rassismus zu reduzieren. Seid mal ehrlich: frequentiert ihr denn Lokale in denen sich hauptsächlich Ausländer aufhalten? Nein? Meidet ihr Diskos, die bereits den Ruf haben, von ausländischen Gruppen schikaniert zu werden? Ja? Habt ihr ausländische Freunde in eurem engeren Freundeskreis oder begegnet ihr sie nur beim Einkaufen im Lidl. Dann seid ihr die Rassisten! Glaubhafte Gutmenschen sind für mich diejenigen , die sich sozial für Ausländer engagieren, in ihrer Wohnung Flüchtlinge aufnehmen. Euch fehlt jedoch jeder Praxisbezug. Von eurem Schreibtisch aus, mit den Infos aus den Medien, seid ihr überzeugt den richtigen Weg zu kennen.
Ich kann mit reinem Gewissen von mir behaupten kein Rassist zu ein: ich bin selber seit 30 Jahren irgendwo Ausländer, habe viel von der Welt gesehen und gelernt, mein Freundeskreis ist multikulturell. Aber auch mir reichts. Ich arbeite im Nachtleben und kriege seit geraumer Zeit die Probleme live mit. Diebstähle , unbeschreiblich gewalttätige Schlägereien aus nichtigen Gründen, immer gegenwärtige Aggression, die von , ich drücks mal zeitgemäß aus, Gruppen mit Immigrationshintergrund ausgehen. Da gibt’s nichts schön zu malen. Es werden Existenzen bedroht. Von einer Abschlachtung erholt man sich ein Leben lang nicht mehr; Lokale die wegen des Problems zusperren werden: einmal weil durch die Terrorisierung dieser Gruppen die Gäste ausbleiben und anderseits auch die Gemeinde eingreift und den Lokalen noch dazu deswegen mit der Schließung droht. Und das ist dann für euch in Ordnung? Im Umkehrschluss zu eurer Einstellung: Es kann doch kein Freibrief für Kriminelle geben, nur weil sie Ausländer sind. Löst euch doch mal von der deutschen Erbschuld
Den Mitgliedern der beasgten Gruppe reichts einfach: es reicht, dass das politische System, die Verbrechensbekämpfung versagt, dass ausländische Kriminelle ohne Konsequenzen davon kommen und das schamlos ausgenutzt wird. Das sind keine Allgemeinplätze: mir selbst wurde gedroht direkt ins Krankenhaus geschlagen zu werden, mit dem Zusatz am nächsten Tag sowieso wieder auf freiem Fuß zu sein. Es geht nicht um Rassismus. Es geht darum Kriminellen Herr zu werden und nicht kapitulieren zu müssen, seien diese Subjekte nun aus der Gegend, aus europäischen Ländern oder eben sonst woher. Das alles hat überhaupt nichts mit „mir sein mir“ zu tun; das können nur Menschen behaupten, die unter dem Südtirol Komplex leiden und deswegen alles als provinziell, engstirnig und ignorant deklarieren. In vielerlei Hinsicht kann ich dem auch nicht widersprechen. Aber man kann es nicht als allgemeine Erklärung für alles hernehmen.

Mo., 02.03.2015 - 00:25 Permalink
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Profil für Benutzer klemens hacht
klemens hacht Mo., 02.03.2015 - 02:19

Antwort auf von werner gutgsell

"Meidet ihr Diskos, die bereits den Ruf haben, von ausländischen Gruppen schikaniert zu werden?".......ich bin leidenschaftlicher ausgeher, aber wenn man in südtirol anfängt diskos und gewisse lokale zu vermeiden, dann ist das nicht nur aufgrund von ausländischen gruppen. wenn manchmal pro abend drei bis vier schlägereien (davon genug mit einheimischen-beteiligung) in deiner unmittelbaren umgebung im lokal abgehen, dann ist die stimmung irgendwann dahin. denn neben den paar hartgesottenen schlägern ausländischer herkunft gibt, die ich nur aus den medien mitgekriegt habe, sehe ich auch eine sehr hohe aggressionsbereitschaft von gewissen jungen südtiroler männern; ich nehme konfliktszenen wahr, die ich ausserhalb von südtirol in der anhäufung noch nicht gesehen habe. wenn sie im nachtleben arbeiten müssten sie das doch auch mitkriegen.

Mo., 02.03.2015 - 02:19 Permalink
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Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Mo., 02.03.2015 - 07:08

Antwort auf von klemens hacht

Gibt es, zu obigem Kommentar wieder nur das kindische "wir oder der tut's ja auch.."? Die Aggressionsbereitschaft der südtiroler ist hausgemacht und muss hier behandelt werden. Die Aggression derjenigen, die herkommen und sozusagen im Gastland randalieren, hat einfach eine andere Qualität, ohne weitere Analyse. Mal abgesehen davon, ob rechtsgefärbte Menschen (sie könnten ebenso linksradikal sein), AfD usw. Pegida ausnützen, haben sich kluge Politiker in Deutschland einmal die Zeit genommen, den "kleinen Mann", den sogenannten Pöbel anzuhören, der sich durchwegs als ganz normaler, zivilisierter Mittelstandsbürger, bis hin in die "oberen Schichten", entlarvte und dessen Position sich durchaus anzuhören lohnt. Diese Menschen hatten in Dresden, Leipzig usw. jahrzehntelang im inzestösen Klima der Weltabgeschiedenheit gelebt. Durften sich kaum austauschen, hatten keine Reise und Meinungsfreiheit, haben Angst und sind total überfordert mit einer Ansiedlung von Ausländern und werden deshalb aggressiv. Können Politiker behutsamer umgehen, auch mit denen, deren Vertreter sie sind? Können sie wirklich hinhören auf die Nöte und Ängste? Oder geht es hauptsächlich darum, wieviel EU Gelder für dieses oder jenes Projekt zu erlangen sind?

Mo., 02.03.2015 - 07:08 Permalink
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Profil für Benutzer klemens hacht
klemens hacht Mo., 02.03.2015 - 16:30

Antwort auf von Oskar Egger

"Die Aggressionsbereitschaft der südtiroler ist hausgemacht und muss hier behandelt werden."...was soll denn "hausgemacht" heissen und wie soll die denn "behandelt" werden? ich merke nur, dass keiner darüber reden will, sondern alle hysterie immer nur in richtung immigranten geht, wo es doch bei den schweren fällen eindeutig mehr um den kriminellen aspekt geht, als den fakt des migrationshintergrund. aber die gewaltaten laufen eben nicht immer nach dem scharzweissschema immigrant=schwere gewalt, einheimischer=weniger schwere gewalt. was für eine bullshitdiskussion, wenn der eigentliche diskussionspunkt eine programmfindung zur vermeidung von gewaltaten sein soll. und was hat die EX-DDR mit dem ganzen thema zu tun?

Mo., 02.03.2015 - 16:30 Permalink
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Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Mo., 02.03.2015 - 19:19

Antwort auf von klemens hacht

Also wo ist sie dann entstanden die Gewaltbereitschaft der Südtiroler? In südamerikanischen Familien, vielleicht? Und wer soll damit umgehen? Schwedens Außenminister? Und wie kann Gewalt vermieden werden, wenn es Kulturen gibt, die sie normalisieren, ja verherrlichen. Versuchen Sie doch einmal einen Vater einer anderen Kultur zum Anti-Gewaltraining zu bewegen, das südtiroler Väter auferlegt bekommen. Ex DDR hat mit Pegida zu tun, die wurde erwähnt, als Subkultur des Pöbels, deswegen die Erklärung, auf welchem Hintergrund sie enstanden ist. Mit ein bißchen Phantasie, aber die fehlt oft, kann man zu Südtirol gewisse Parallelen ziehen, bzgl. geschlossenen Gesellschaft, die dem Aufbruch nicht gewachsen ist.

Mo., 02.03.2015 - 19:19 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 02.03.2015 - 21:05

Antwort auf von Oskar Egger

Ich habe diesen Kommentar in meinem Postfach ganz schnell überflogen, und bin an diesem Satz hängen geblieben: "Versuchen Sie doch einmal einen Vater einer anderen Kultur zum Anti-Gewaltraining zu bewegen, das südtiroler Väter auferlegt bekommen." Vorausgesetzt, ich habe den Satz richtig verstanden, ist er unfair. Ich erinnere mich an einen sehr bewegenden Text, ist schon einige Jahre her, über just ein Projekt, mit dem Gewalttäter aus anderen Kulturen "heruntergefahren" werden sollten, was auch gelang, und zwar sehr erfolgreich. Man muss halt wollen, denke ich, und vielleicht anerkennen, dass sie anders "drehen" als wir. Ich kann diesen Text jetzt leider nicht wiederfinden, was ich wirklich bedaure, aber ich glaube, dieser hier tut's auch - also (auf-)zeigen: Es geht, wenn man nur will: http://www.deutschlandradio.de/familiaere-krisen-gewaltfrei-meistern.33….

Und dann noch, weil ich grad dabei bin, "zu den "Politikern, die hinhören sollen" (Kommentar oben): "(...) Aber die Fakten muss man beim Namen nennen. Und ja: Ich finde es unerträglich, wenn sich Politiker in Deutschland – aus unterschiedlichen Parteien – bei den „verängstigten Bürgern“ von Pegida, Legida und Hagida anbiedern und mit kummervoller Miene ihr Verständnis für deren „berechtigte Sorgen“ äußern. Angst wovor? Verständnis wofür? Die Bürger fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten, nicht mehr ernst genommen, heißt es. Ok. Mag sein. Aber was können die Flüchtlinge und Migranten dafür, die auf den Pegida-Demos und den einschlägigen Facebookseiten mit übelster rassistischer Hetze angegriffen werden – so übel, dass ich mich weigere, das überhaupt wiederzugeben?

Man könnte den „Dialog mit den besorgten Bürgern“ auch so führen, dass man sie mit diesen Fragen und mit ihren eigenen xenofoben Wahnvorstellungen konfrontiert. Es gibt Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft, die es tun. Aber es gibt auch eine Sorte „mitfühlender“ Politiker, die das gerade nicht tut und – wenn auch indirekt – der rassistischen Hetze und dem Fremdenhass eine soziale Legitimation verschafft. (Auszug aus "Dresden und Lampedusa", bei "Aus Sorge um Italien".

Mo., 02.03.2015 - 21:05 Permalink
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Oskar Egger Di., 03.03.2015 - 07:35

Antwort auf von Sylvia Rier

Ich nehme an, Sie sprechen aus Erfahrung, was Anti-Gewalttraining anbelangt. wenn es so gut gelingt, wundert es mich, daß die Ergebnisse so dürftig sind. Wenn Erziehung so erfolgreich ist, wundert es mich, daß auf facebook und in jeder anonymen Ansammlung die Aggression brodelt. Woher kommt sie, wo wir doch seit Jahren alles richtig zu machen versuchen? Was ist ihre Ursache? Wie gehen wir um damit? Schade, daß Sie die Kommentare überfliegen, denn sonst würden sie gemerkt haben, daß ich schon so oft, die Fragen nach den Ursachen aufgeworfen und nach Erklärungen gesucht habe. Dies scheint für die meisten zu umständlich. Es gefällt vielmehr, hochgestochene Meinungen darzustellen, zu polarisieren, zu etickettieren und damit hat sich' s. Jeder bleibt bei seinem Handgestrickten, Dialog gibts nicht und Lösung auch nicht.

Di., 03.03.2015 - 07:35 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 04.03.2015 - 10:26

Antwort auf von Oskar Egger

Naah, dieses Mal haben Sie (waren wir eigentlich nicht schon mal beim Du gewesen?) mich falsch verstanden; das tut mir leid. Wo die Ursachen sind? Ich weiß es leider nicht, aber ich frage mich hin und wieder, im Hausfrauenmodus: Vielleicht, wie Sie sagen, weil den meisten "alles zu umständlich ist", zu anstrengend, zu mühsam? Es heißt doch heute bald einmal "das ist heute so". Und damit hat sich's, ob "das Problem" nun die 12jährige Stockbesoffene oder der 15jährige Randalierer oder das nach Chemie schmeckende Brot ist. Immer heißt die Ausrede "das ist heute so". Oder vielleicht, weil wir, als "Gesellschaft", immer noch nicht scheitern dürfen, weil sich das einfach nicht gehört, nicht im Privaten und nicht im Geschäftlichen? Weil Scheitern in einer Sache stets als Scheitern des ganzen Menschen betrachtet und gehandlet wird? Vielleicht auch, weil - gerade - Männer immer noch keine "Schwäche(n)" zeigen dürfen, sich und der Welt besser nicht eingestehen, dass sie im Moment und mit dieser Sache überfordert sind, und sich Hilfe holen, und wissen, wo sie die finden - ohne ihr "Gesicht" zu verlieren? Männer aus anderen Kulturen vielleicht noch weniger als die eigenen? Vielleicht, weil wir glauben, dass diese Männer aus jenen anderen Kulturen genau dasselbe "Anti-Gewalt"-Training brauchen, wie unsere eigenen Männer? Und wir nicht respektieren, dass sie anders "drehen" als wir, sondern verlangen und fordern, sie haben gefälligst gleich zu "drehen" wie wir, und wir nennen's "Integration"? Vielleicht wegen der Etiketten, die wir munter und überaus großzügig verteilen? Wird eigentlich in Südtirol Anti-Gewalt-Training angeboten? Auf breit(est)er Ebene, von institutioneller Seite? Für alle? Eingeborene und Nicht-Eingeborene, und "zielgruppengerecht"? Ich weiß es nicht - aber ich will nur einfach nicht glauben, dass Menschen, gleich welcher Kultur, nicht lieber glücklich und zufrieden und in Frieden leben wollen. Wenn sie denn die Wahl hätten.

Mi., 04.03.2015 - 10:26 Permalink
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Oskar Egger Mi., 04.03.2015 - 18:30

Antwort auf von Sylvia Rier

Silvia, "in Frieden" glaube ich nicht, jedenfalls ist auch dies ein dehnbares Konzept. Ich glaube, dass Angriff und Krieg für viele noch immer sehr lustvoll sind, Frieden ist langweiliger wer sagte das doch schon "nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen". Es könnte nur gelingen, wenn sich jeder seiner eigenen Destruktivität bewußt werden wollte. Und ich bin der Meinung, in vielen Kulturen sind wir noch Lichtjahre von diesem Bewußtsein entfernt, auch in unseren europäischen Subkulturen.

Mi., 04.03.2015 - 18:30 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 04.03.2015 - 19:57

Antwort auf von Oskar Egger

Ha ha :) DEN Spruch kenne ich aber, den mit der Schwere guter Tage, er kam von der Großmutter meiner Mutter über letztere zu mir und ich habe ein Weilchen gebraucht, ihn zu entschlüsseln - nämlich dass sich "gute Tage" recht schnell in eine schwer zu (er-)tragende (Körper)Last verwandeln ;-) So meine ich halt. Aber über die Bewusstmachung der eigenen Destruktivität, darüber werde ich gern einmal nachdenken. NB: Frieden langweilig? Doch nur für leere Menschen, oder?

Mi., 04.03.2015 - 19:57 Permalink