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Was bringt uns die Valdastico?

Venezianische Politiker versichern gerne, dass der Verkehr auf der nördlichen A22 mit dem Bau der dringend notwendigen Valdastico Nord nicht zunehmen wird.

Glaubt man Google Maps, dann brauchen Touristen aus dem Norden auf ihrer Urlaubsfahrt nach Jesolo etwa 25 Minuten länger, wenn sie den Weg über den Brenner nehmen, anstatt über Tauern und Kanaltal zu fahren. 30 Kilometer mehr sind es auch. Für Sonnenhungrige, die die nördliche Adria östlich Venedigs als Ziel anpeilen, ist der Weg über Tarvis somit die naheliegende Reisestrecke.

München - Jesolo, Quelle: Google Maps

Mit dem Bau der Valdastico Nord verschiebt sich das Gleichgewicht. Zwar lassen sich Reisezeiten nicht minutengenau berechnen, solange nicht der genaue Trassenverlauf der A31 feststeht, aber es lässt sich schon in etwa abschätzen, dass sich zwischen Trient und Vicenza etwa 80 Kilometer bzw. 50 Minuten einsparen lassen, wenn man das Eck Verona abkürzt. Das "Break Even" verschiebt sich von Venedig nach Caorle, will heißen: Somit wird es für die nördlichen Urlauber zeitlich gesehen auf dem Weg nach Caorle ziemlich einerlei sein, ob sie über Brenner/Valdastico oder Tauern/Kanaltal fahren. Jesolo und natürlich Venedig selbst werden eindeutig besser über den Brenner erreicht werden. Aber was machen uns schon ein paar Urlauber mehr im Sommerstau?

Vielfältiger wird die Streckenwahl auch durch den Bau der Superstrada Pedemontana Veneta (SPV) werden. Zweigt man von Verona kommend bei Montecchio von der Serenissima A4 ab und schlägt sich den Alpenausläufern entlang über Thiene, Bassano, Conegliano und Pordenone um bei Portogruaro wieder auf die A4 aufzufahren, verliert man im Vergleich zur Serenissima eine satte halbe Stunde.

In Kombination mit der Valdastico wird die Pedemontana aber schon interessanter. Kratzt man bei Thiene die Kurve anstatt bei Vicenza auf die A4 aufzufahren, verliert man zwar einige Minuten. Bei Stau um Venedig oder einfach nur des Alpenpanoramas wegen könnte das eine durchaus denkbar Route werden. Auch ist zu hoffen, dass mit einer halben Stunde Zeitgewinn der Verkehr aus Bassano die Valsugana (SS47) entlasten wird. Der schnelle Prosecco in Valsobbiadene rückt näher und wer mit Gasfuß lieber Autobahn fährt, wird via A31 selbst nach Belluno etwas Zeit herausschlagen können.

Wenn euch diese schön gerechneten Vorteile noch nicht überzeugen sollten, dann bleibt immer noch das Totschlagargument: Dem Schwerverkehr aus dem Großraum Treviso-Ferrara-Vicenza wird die Fahrt über den Brenner verbilligt. Und das sollte uns Kollektiv-A22-Aktionäre jetzt wirklich alle freuen. Oder etwa nicht? RoLA und BBT-Anschlüsse südlich von Trient werden ad absurdum geführt. Trento Sud wird zum zweiten Calais. Macht doch gar nix. Südtirol macht sein Sommerschläfchen. Psst!