Kultur | Salto Afternoon

Power-Frauen mit Abschluss

Teil 2 der Skolast-Serie beschreibt weibliche Karrieren an seit Jahrhunderten männlich geprägten Universitäten.
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Foto: Foto: Skolast

Ein Gastbeitrag von Silvia Obwexer

Die erste Universität in Europa wurde 1088 in Bologna gegründet, 1867 konnten sich erstmals Frauen an der Universität in Zürich als ordentliche Studierende inskribieren. Achthundert Jahre lang war somit die Universität von Männern geprägt und dominiert. Heute sind zwar 54 Prozent der Studierenden an österreichischen Universitäten weiblich – bei der Neubesetzung von Professuren liegt der Frauenanteil jedoch bei 30 Prozent. Ein ähnliches Bild ­findet man in den Statistiken zu Frauen in Führungspositionen: In Europa ist nur eine von drei Führungskräften weiblich.

Jahrhundertelang war den Frauen der Zugang zu Bildung verwehrt, erst seit 150 Jahren können Frauen einer universitären Ausbildung nachgehen – und tun dies, wie aktuelle Daten zeigen, mit immer größerem Zuspruch. Nach dem Studium entscheiden sich viele von ihnen, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen und haben Erfolg. Neun Frauen stehen beispielhaft für all jene, die sich in einem (teils männerdominierten) Bereich durchgesetzt haben und erfolgreich ihren Träumen nachgegangen sind. Lasst sie Inspiration und Vorbild für die heutige Generation junger Frauen sein!

Karrieren in der Politik

Eine der wohl mächtigsten und einflussreichsten Frauen im internationalen Vergleich ist Angela Kasner (besser bekannt unter ihrem verheirateten Namen Merkel). Als erste Frau wurde sie 2005 zur Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt und hat dieses Amt nunmehr seit 13 Jahren inne. Sie beweist dabei politisches Feingefühl, diplomatische Stärke – und das obwohl ihr Studium eine andere Laufbahn vorhergesehen hätte. Angela Kasner ist diplomierte Physikerin und hat, bis zu ihrem Eintritt in die CDU, am Zentralinstitut für Physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaften (AdW) in Berlin geforscht.
In der Politik zu Hause ist auch Federica Mogherini, seit November 2014 Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik. Die studierte Politikwissenschaftlerin war zuvor Außenministerin Italiens und hat bereits während ihres Studiums einen Erasmus-Aufenthalt in Aix-en-Provence absolviert. Im Süden Frankreichs hat auch die aktuelle geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lallouette (verh. Lagarde) studiert: Am „Institut d’études politiques d’Aix-en-Provence“ hat sie zunächst ihr Studium in Sozialrecht abgeschlossen, bevor sie nach Paris an die „Université Paris X-Nanterre“ wechselte. Dort hat sie gleich drei Studien absolviert: einen Master in Englisch, einen Master in Wirtschaftsrecht und ein Diplom in Arbeitsrecht.

Aufschwung für die Wirtschaft

Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft mischen Frauen mit. Sieht man sich die Lebensläufe der weiblichen CEO’s großer Unternehmen an, fällt eines auf: Alle haben mindestens einen Studientitel erworben und ihre Studien meist mit Bravour bestanden. Sheryl Sandberg, Betriebsleiterin bei Facebook, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University. Genauso erfolgreich ist die jetzige CEO von General Motors Mary Barra. Sie hat einen Abschluss in Business Administration der Stanford Graduate School of Business. Gleich mehrere Unternehmen zur Spitze befördert hat Meg Whitman: Zunächst hat sie als Vorsitzende von Ebay den Umsatz des Konzerns von fünf Millionen auf acht Milliarden Dollar gesteigert. Heute ist sie CEO des IT-Unternehmens Hewlett-Packard (HP). Studiert hat Meg Whitman zunächst an der Princeton University, bevor sie ihr Studium mit einem Master in Business Administration an der Harvard University abschloss. Auch Susan Wojcicki ist in der Internetbranche tätig: Seit 2014 ist sie CEO von Youtube. Sie leitete die Übernahme von Youtube durch Google ein und steigerte somit den Wert des Unternehmens um ein Vielfaches. Zunächst studierte sie Geschichte und Literatur an der Harvard University und schloss ihr Studium cum laude ab. Damit nicht genug, absolvierte sie noch einen Master in Business Administration und einen zweiten in Wirtschaftswissenschaften.

Innovationen in der Wissenschaft

Einflussreiche Frauen ­findet man jedoch nicht nur in der großen weiten Welt. Auch in unserem kleinen Land Südtirol besetzen Frauen wichtige Positionen. Eine davon ist die aktuelle Präsidentin der Freien Universität Bozen, Ulrike Tappeiner. Die studierte Biologin leitet bereits seit 1995 das Institut für Alpine Umwelt an der EURAC Research und war vor ihrer Ernennung Dekanin der Fakultät Biologie der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Sie wird nun in den kommenden Jahren die Geschicke der unibz leiten und die weiteren Entwicklungen der Universität bestimmen.

Lange Zeit war es Frauen jedoch verwehrt, naturwissenschaftliche Fächer zu besuchen oder gar an Forschungsprojekten teilzunehmen. So musste Maria Skłodowska (verh. Curie) ihr Heimatland Polen verlassen, um in Paris an der Sorbonne-Universität Physik zu studieren. Von den mehr als 1.825 Studierenden der „Faculté des sciences“ waren zu dieser Zeit 23 weiblich. In Paris schloss sie ihr Studium mit einer licence (vergleichbar mit dem heutigen Bachelor) in Physik und Mathematik ab. Bekannt wurde Marie Curie für die Entdeckung der radioaktiven Strahlung und erhielt zunächst 1904 zusammen mit ihrem Mann Pierre den Nobelpreis für Physik und im Jahr 1911 den Nobelpreis für Chemie. Sie ist somit eine der zwei Personen (neben Linus Pauling), welche zwei Nobelpreise in unterschiedlichen Fachgebieten erhalten haben – und folglich auch die einzige Frau, die dies bisher erreicht hat.

Kommentar aus der Skolast-Redaktion
von Silvia Obwexer und Theresia Morandell

Siebzehn erfolgreiche Männer und Frauen. Einziger Unterschied: Die Frauen haben ihr Studium durchgezogen, die Männer nicht. Das hätten wir uns zu Beginn unserer Recherche nicht gedacht. Denn ursprünglich wollten wir euch berühmte Persönlichkeiten vorstellen, die ihr Studium abgebrochen und es trotzdem zum Erfolg gebracht haben. Natürlich soll damit niemand ermutigt werden, das Studium hinzuschmeißen. Trotzdem wollten wir euch zeigen, dass ein abgebrochenes Studium nicht das Ende der Welt bedeutet.
Voller Tatendrang stürzten wir uns in die Recherche und bald schon hatten wir eine erste bunt gemischte Liste an Personen zusammen. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Musik und Medien – in allen Bereichen haben es Studienabbrecher*innen bis an die Spitze geschafft. Einziger Haken an der Sache: Bis auf einige Ausnahmen im Musik- und Showbusiness sind alle erfolgreichen Studienabbrecher*innen männlich. Wir begannen an unseren Recherchefähigkeiten zu zweifeln…das kann doch nicht sein. Nur Männer?!
Aber tatsächlich: Die meisten erfolgsgekrönten Frauen können mindestens einen Studientitel vorweisen. Damit war die Sache entschieden. Die für diesen Artikel vorgesehenen Seiten sollten nicht nur berühmten Studienabbrechern vorbehalten, sondern auch erfolgreichen Frauen gewidmet werden!

 

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Karl Trojer Di., 12.03.2019 - 16:43

........Die junge Klimaaktivistin Greta Thunberg nicht zu vergessen, die weltweit Schüler auf die Strasse bringt um für wesentlich mehr Klimaschutz zu demonstrieren ! .....
Im obigen Artiel fällt auf, dass die Frauen immer unter ihrem verheirateten Zunamen genannt und bekannt sind... Ich plädiere dafür, dass eine Ehe der Frau keinen anderen Zunamen verpasst, sondern sie immer nur mit ihrem Geburtsnamen "registriert" und genannt wird.

Di., 12.03.2019 - 16:43 Permalink
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Knecht Rootrecht Di., 12.03.2019 - 18:09

"Einziger Haken an der Sache: Bis auf einige Ausnahmen im Musik- und Showbusiness sind alle erfolgreichen Studienabbrecher*innen männlich."
Also, ich musste nur zwei Minuten googeln um z.B.
Elisabeth Köstinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Köstinger
Claudia Roth: https://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Roth
Katrin Göring-Eckardt: https://de.wikipedia.org/wiki/Katrin_Göring-Eckardt
zu finden.

Di., 12.03.2019 - 18:09 Permalink