Politik | Interview

“Jugend ist noch keine Leistung”

Maria Hochgruber Kuenzer rechnet nach dem Vorstoß von Jasmin Ladurner mit einem Posten in der Landesregierung. Will sie nächste Landesrätin für Raumordnung werden?
Maria Hochgruber Kuenzer
Foto: Salto.bz

Eingeladen waren sie alle. Doch nur sechs SVP-Landtagsabgeordnete sind der Aufforderung von Philipp Achammer gefolgt, Landeshauptmann Arno Kompatscher und ihm als Parteiobmann und Interims-Fraktionsvorsitzenden bei der Präsentation des Regierungsabkommens mit der Lega beizuwohnen. Mit dabei ist am Mittwoch Vormittag auch Maria Hochgruber Kuenzer. 9.456 Vorzugsstimmen hat die 60-jährige Pustererin, unterstützt vom Südtiroler Bauernbund, am 21. Oktober  erhalten. Und wurde, nachdem bekannt wurde, dass die Lega keine Frau entsenden wird – neben Waltraud Deeg – zuletzt als Fix-Starterin der SVP für die Landesregierung gehandelt. Bis gestern. Am Dienstag Nachmittag brachte sich die Landtagsabgeordnete der Jungen Generation, Jasmin Ladurner, zurück ins Spiel – mit einer Presseaussendung, in der sich die gesamte JG-Führung hinter die 25-Jährige stellt. “Ich möchte für unser Land und unsere Themen alles geben und aus diesem Grund bin ich bereit, Verantwortung zu übernehmen.”

Nicht alle in der SVP goutieren diesen Vorstoß ihrer jüngsten Landtagsabgeordneten. “Sympathisch war das nicht gerade”, heißt es am Rande der Präsentation des Abkommens im Landtags-Foyer. Am Montag wird sich der SVP-Parteiausschuss mit den Namen und Kompetenzverteilungen befassen. Was sagt Maria Hochgruber Kuenzer, die Ladurner mit ihrer Aussendung – zumindest vorübergehend – ins (mediale) Abseits katapultiert?

salto.bz: Frau Hochgruber Kuenzer, sind Sie überhaupt an einer Position als Landesrätin interessiert?

Maria Hochgruber Kuenzer: Ja, auf jeden Fall. Aufgrund meiner Erfahrungen und Kompetenzen sehe ich mich gut, politisch gute Arbeit zu leisten.

Nach den Wahlen hat es von Ihnen keine Offensive in diese Richtung gegeben.

Ich bin nicht proaktiv an die Öffentlichkeit gegangen, nein. Dieser Typ bin ich nicht, das ist nicht meine Art. Vielleicht ist es manchmal falsch in der Politik, so zu arbeiten wie ich es mache. Davon abgesehen habe ich dem Landeshauptmann gleich nach den Wahlen im Oktober großes Interesse an der Landesregierung bekundet. Zunächst galt es aber zu schauen, wer Koalititonspartner wird. Als das feststand, musste man verstehen, was aus Frau Mattei wird.

Ich bin zuversichtlich, dass wir noch einmal darüber reden.

Würde die Lega Rita Mattei als Landesrätin vorschlagen, wären Sie wieder aus dem Spiel – weil es nur zwei Landesrätinnen braucht?

Ich muss sagen, zwischen uns passt das Feeling. Frau Mattei und ich sprechen uns beide dafür aus, dass die Landesregierung auch mehr als zwei Frauen vertragen könnte. Warum nur knapp die Quote erfüllen?

Eine Landesrätin Mattei scheint abgehakt.

Als vonseiten der Lega der Vorschlag gekommen ist, sie würden zwei Männer in die Regierung schicken, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass es sich für mich ausgeht. Es war für mich fast selbstverständlich – aufgrund meiner Vorzugsstimmen und meiner Erfahrung. Natürlich hat jeder das Recht, hinauszugehen und zu sagen, ich stehe zur Verfügung.

So wie es Jasmin Ladurner am Dienstag gemacht hat. Stört Sie das Vorpreschen Ihrer jungen Parteikollegin?

Die SVP stellt 15 gewählte Vertreterinnen und Vertreter. Alle 15 haben theoretisch das Anrecht zu sagen, ich würde gerne übernehmen. Das ist legitim. Etwas anderes ist, zu sagen, ich bin die einzig Richtige. Natürlich kann sie sagen, sie würde gerne übernehmen – dann muss sie natürlich selber bewerten, inwieweit sie die Jugend hinter sich hat. Sie braucht ja auch eine starke Jugend, die hinter ihr steht.

Die Raumordnung wird, ich würde sagen, eine zweite Sanität.

Ist Jugend ein Vorteil in der Politik?

Jugend hat ganz viel, weil es unbedarft ist. Auf der anderen Seite ist Jugend aber natürlich noch keine Leistung. Gleich wie Alter keine Leistung ist. Es geht immer darum, was ich mit meinem Leben gemacht habe.

Die Vinschger SVP hat sich noch nicht damit abgefunden, dass der Bezirk leer ausgehen soll und das Pustertal mit Ihnen und Waltraud Deeg gleich zwei Landesrätinnen stellen könnte. Ist dieses Bezirks-Denken noch zeitgemäß? Ein Landesrat muss doch, wie es bereits im Namen heißt, das gesamte Land vertreten?

Schauen Sie, ich war acht Jahre lang Landesbäuerin. Als solche habe ich alle Bezirke vertreten und überhaupt keinen Unterschied zwischen Berg-Tal, zwischen Obst, Wein und Viehwirtschaft gemacht. Dort habe ich schon bewiesen, dass ich imstande bin, den gemeinsamen Nenner zu erkennen, unabhängig, woher jemand kommt. Aber natürlich gilt es dann, die unterschiedlichen Gegebenheiten und Vorraussetzungen zu berücksichtigen. Das ist dasselbe wie bei der Raumordnung. Wer die Raumordnung hat, findet 116 unterschiedliche Realitäten und Notwendigkeiten vor. Das Ressort wird eine Riesen Herausforderung, ich würde sogar sagen, eine zweite Sanität.

Muten Sie sich diese Herausforderung zu?

Ich mute mir zu, dass ich Unterschiede bewerten und gegebenenfalls auch Alternativen suchen kann.

Als vonseiten der Lega der Vorschlag gekommen ist, sie würden zwei Männer in die Regierung schicken, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass es sich für mich ausgeht.

Maria Hochgruber Kuenzer hätte als Landesrätin gerne die Raumordnung?

Ob ich sie gerne haben würde… Ich weiß, dass die Raumordnung eine Riesen Herausforderung ist. Das Angebot ist bereits an mehrere Personen gegangen.Von einigen aber, die als fix für die Landesregierung feststehen, habe ich schon gehört: Nein, ich nehme sie nicht, ich mache das nicht. Es ist mir also bewusst, wenn ich in die Landesregierung komme, dann muss ich auch Agenden übernehmen, die viel Einsatz erfordern. Das ist mir völlig bewusst.

Sind Sie sich ebenso bewusst, dass man sich bei heiklen Agenden gut die Finger verbrennen kann?

Absolut. Wie gesagt, ich bin der Meinung, dass die zweite große Herausforderung neben der Sanität die Raumordnung ist. Dort ist ein großer Druck da, das neue Gesetz 2020 umzusetzen. Auch ein zeitlicher Druck, im Hinblick auf die Neuwahlen in den Gemeinden 2020. Aber Arbeit schreckt mich nie ab und Neues hat immer eine Faszination auf mich ausgeübt. Ich halte es mit Hermann Hesse: In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Rechnen Sie sich nach wie vor Chancen auf die Landesregierung aus?

Ich bin zuversichtlich. Der Landeshauptmann hat mir für diese Woche Donnerstag und Freitag für eine Aussprache angeboten. Ich bin zuversichtlich, dass wir noch einmal darüber reden.

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Paul Schöpfer Do., 10.01.2019 - 12:39

"... ist Jugend aber natürlich noch keine Leistung. Gleich wie Alter keine Leistung ist." Auch Frau sein ist noch keine Leistung.

Ich kenne keine der beide Damen persönlich, daher kann ich nur die Lebensläufe beurteilen. Wenn ich mir diese ansehe, so sehe ich im kurzen Lebenslauf von Ladurner mehr Schwung als in dem von Frau Hochgruber Kuenzer. Muss man mit 60 Jahren noch Landesrätin werden, nur weil es die Konstellation nun gerade zulässt? Wäre es nicht eine schöne Geste, einer jungen Dame mit Masterabschluss den Vortritt zu lassen? Zum wohle der Partei... die Parole die so oft in den Mund genommen wird...

Das Stimmergebnis gibt natürlich Frau Hochgruber Kuenzer recht und die Interessensgruppen im Hintergrund werden das ihrige dazu tun, dass die Jugend in der SVP wieder einmal den kürzeren zieht. Da brauch sich Frau Hochgruber Kuenzer keine Sorgen zu machen.

Do., 10.01.2019 - 12:39 Permalink