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Lana: Gemeinde der Erfinder und Pioniere

Tourismusorte brauchen Leuchtturmprojekte, die neugierig machen und einen nachhaltigen Mehrwert für die Destination schaffen. Lana ist da keine Ausnahme.
Interaktiv lernen: Erlebniswelten
Foto: Brian Carr @ commons.wikimedia.org

Es geht um Lana. Eine Gemeinde im Burggrafenamt südlich von Meran – mit rund 12.000 Einwohnern. Ein Ort wie viele in Südtirol. Inmitten wunderbarer Natur, umgeben von Hügeln und Bergen.

Doch was macht Lana so besonders? Welche Zukunftspotentiale gibt es? Und wie kann man diese nutzen, um die Gemeinde nachhaltig am touristischen Markt zu positionieren und den Standort somit für die Zukunft zu sichern? Genau mit diesen Fragen haben wir von SEEKYOU uns beschäftigt – und ein Grobkonzept für ein Leuchtturmprojekt entwickelt.

DIE VORHANDENEN POTENTIALE NUTZEN

Der Wirtschaftsstandort Lana baut – wie die meisten Gemeinden im Süden Südtirols – grundsätzlich auf drei Säulen: Obst- & Weinbau, Handwerk & Industrie, sowie Tourismus & Hotellerie. Während die ersten beiden in Lana tief verankert sind und eigenständig funktionieren, ist Letztere eher ins Hintertreffen geraten und thematisch stark abhängig von der nahegelegenen ehemaligen Kurstadt Meran. Eine eigenständige thematische Positionierung, die langfristig den Tourismus stärkt, fehlt zurzeit.

Umso interessanter ist die Tatsache, dass zwei bedeutende Persönlichkeiten in Lana geboren und dort Bahnbrechendes geleistet haben: der Erfinder Johann Kravogl und der Technikpionier Luis Zuegg.

Johann Kravogl, geb. am 24. Mai 1823, war ein genialer Erfinder. Unter anderem war er für die Erfindung des Elektromotors verantwortlich. Und das hat die Gesellschaft grundlegend revolutioniert. Das Grundprinzip seiner Erfindung findet sich noch heute, in zahlreichen Produkten wie beispielsweise einem Tesla und sonstigen Elektrogeräten.

Luis Zuegg, geb. am 26. April 1876, war ein technischer Pionier, der die erste Straßenbahn Südtirols zwischen Lana und Meran mitentwickelte. Ein goldenes Verdienstkreuz von Kaiser Franz Joseph I. für seine Verdienste im Seilbahnbau und der Ehrendoktortitel der Technischen Hochschule Graz sind nur zwei seiner zahlreichen Auszeichnungen, die er für seine Pioniertätigkeit erhalten hat.

Zwei Personen, die durch ihr Lebenswerk maßgeblich die Gesellschaft bis in die heutige Zeit prägen – ein Potential, das für Lana Gold wert sein kann. Eine thematische Ausrichtung als „Gemeinde, der Erfinder und Pioniere“ passt perfekt zum heutigen Zeitgeist der „Start-Up“-Gesellschaft und bietet thematisch eine solide Differenzierung zu anderen touristischen Destinationen.

Doch wie kann dieses Potential aktiv genutzt werden? Hier kommt ein weiteres Schlagwort ins Spiel: Infotainment. Menschen möchten sich weiterentwickeln und lernen. Und sie möchten unterhalten werden. Wissen muss Spaß machen. Der Grundgedanke des Infotainments besteht darin, Themen in einem unterhaltsamen Kontext zu präsentieren. Und neue Technologien wie beispielsweise Virtual Reality bilden die beste Basis dafür.

Was liegt nun näher, als das Thema „Erfinder und Pioniere“ aufzugreifen und durch Infotainment zugänglich zu machen: Eine innovative Zeitreise von Kravogl über Zuegg bis in die heutige Zeit. Mit einem Ausblick in die Zukunft. Und das alles in Form einer Erlebniswelt. Kurz: „INVENTLY – Technical Museum Lana“.

Aus dieser spannenden Überlegung heraus, ist eine Konzeptstudie entstanden, die ein Modell aufzeigt, das einen Mehrwert für die Gemeinde Lana und darüber hinaus mit sich bringt. Nach dem Vorbild der Gärten von Trautmannsdorff (400.000 Besucher pro Jahr) und den Messner Mountain Museeums (200.000 Besucher pro Jahr) – beide mit internationaler Strahlwirkung.

INVENTLY TECHNICAL MUSEUM LANA ALS INTERAKTIVE ERLEBNISWELT
 

Das Herzstück von INVENTLY ist eine interaktive Erlebniswelt. Der Besucher wandelt auf den Spuren von Kravogl und Zuegg und erlebt hautnah ihre bahnbrechenden Erfindungen. Eingebettet ist diese Erlebnisreise in einem zeitgenössischen und geschichtlichen Kontext. Es wird eine Verbindung mit bedeutenden geschichtlichen Ereignissen, Musik und Kunst sowie bahnbrechenden Erfindungen in und rundum Südtirol hergestellt, um so den Besucher eintauchen zu lassen in längst vergangene Zeiten – mit all ihren Facetten. Denn nur wer den Zeitgeist „fühlt“ und die Rahmenbedingungen kennt, kann die Genialität und die Bedeutung einer Erfindung verstehen.
 

Doch auch Fragen wie beispielsweise „An welchen bahnbrechenden Erfindungen wird aktuell gearbeitet? und „Was erwartet uns in der Zukunft?“ werden im INVENTLY -Technical Museum Lana auf spannende und interaktive Art und Weise beantwortet. Dass das Konzept funktioniert, zeigen bereits realisierte Erfolgsbeispiele – eines davon ist das Time Travel Wien. Eröffnet im Jahr 2013, besuchten 2017 mehr als 230.000 Besucher die Erlebniswelt. Tendenz steigend.

Neben der Erlebniswelt beherbergt das INVENTLY auch noch ein Competence- und Event Center für Konferenzen und Veranstaltungen speziell mit technisch-innovativem Fokus sowie eine Gastronomie (Bistro, Café, Weinbar), als offener Treffpunkt für die Bevölkerung. Zum Zeit verbringen und genießen.

Wichtige Eckpfeiler für das INVENTLY – Technical Museum Lana sind Edutainment, Vernetzung, Nachhaltigkeit sowie Offenheit:

  • Edutainment: Zukunftsorientierte Didaktik, Up-to-Date in der Informationsvermittlung
  • Vernetzung: INVENTLY ist ein landesweites Projekt, das darauf abzielt, örtliche sowie landesweite Institutionen und Unternehmen in Tourismus und Industrie zu integrieren
  • Nachhaltigkeit: Ein Geschäftsmodell, das mit 100% Eigendeckung im laufenden Betrieb operiert
  • Offenheit: Mehrwert für Alle, aufgrund offen zugänglicher Einrichtungen (Gastronomie), Events und Konferenzen

DAS ALTE ZUEGG-GEBÄUDE ALS IDEALER STANDORT

1917 hat Luis Zuegg gemeinsam mit seinem Bruder eine Marmeladenfabrik gegründet. Diese hat das Bild Lanas und auch dessen wirtschaftlichen Aufschwung stark geprägt. Im Zuge der Unternehmensgründung wurde auch ein Fabrikgebäude errichtet, das seit einigen Jahren allerdings leer steht und auf eine neue Bestimmung wartet.
 

Natürlich: es würde sich die Errichtung von konventionellen Wohnungs- und Büroeinheiten anbieten. Ein Alternativszenario wäre allerdings INVENTLY. Besonders in Hinblick auf die geschichtliche Verankerung, die historische Bedeutung und die verkehrstechnisch gute Lage. Auch hierzu gibt es bereits erste architektonische Grobstudien und Überlegungen in Bezug auf die Leitung des Besucherstroms und die Mobilität.

Der Mehrwert für Lana: Standortsicherung, Positionierung als touristische Destination und zusätzliche Wertschöpfung

Durch die Positionierung als Gemeinde der Erfinder und Pioniere, gewinnt Lana eine klare inhaltliche Ausrichtung als touristische Destination. Und könnte sich somit einen nachhaltigen Wettbewerbsfaktor gegenüber anderen Destinationen schaffen. Diese klare Positionierung und die erneuerte Infrastruktur wertet den Standort Lana kurzfristig auf und sichert diesen mittel- und langfristig (Arbeitsplätze etc.). Durch das Geschäftsmodell (Erlebniswelt, Competence- und Event-Center sowie Gastronomie) wird Frequenz generiert und die lokale Wertschöpfung maßgeblich gefördert.

Laufende Erwähnung der Gemeinde Lana in Print sowie Sozialen Medien, sichert einen konstanten Werbewert. Darüber hinaus bestätigen Zahlen, dass durch Spill-Over-Effekte die allgemeine Bekanntheit bei potentiellen Tourismus-Zielgruppen gesteigert wird. Das beste Beispiel dafür ist das MART – Museo d’Arte Moderna e Contemporanea di Trento, das neben Besucherzahlen von 150.000 pro Jahr auch einen Werbewert von rund EUR 13 Millionen generierte.

FINANZIERUNG ALS GEMEINSCHAFTSPROJEKT – KOSTENDECKEND IM LAUFENDEN BETRIEB

Basis der Überlegungen ist ein Geschäftsmodell, das sich im operativen Betrieb selbst erhalten kann. Dass dies möglich ist, zeigen neben ersten groben Berechnungen auch bereits realisierte Projekte wie beispielsweise das Messner Mountain Museum – Schloss Sigmundskron (Quelle: messner-mountain-museum.it). Dieses trägt sich – nach einer geförderten Grundinvestition für die Renovierung der Infrastruktur – nun operativ selbst und kann somit finanziell stabil geführt werden. Ohne dabei auf Landesförderungen angewiesen zu sein.

In der Konzeptions- und Investitionsphase sollte ein überregionales Gemeinschaftsprojekt angestrebt werden, an dem das Land Südtirol, Gemeinde und ausgewählte Unternehmen beteiligt sind. Bei potentiellen Partner-Unternehmen im technologischen Bereich, ist das Projekt auf offene Ohren und großes Interesse gestoßen.

Ein Leuchtturmprojekt, das eine spannende Zukunftschance für Lana darstellt. Nun ist die Politik gefragt.

Was sind die nächsten Schritte, um diese sich einmalig ergebende Chance zu nutzen? Neben der Bevölkerung ist nun die Politik am Zug, die nötigen Weichen zu stellen, um den Standort Lana langfristig zu sichern und nachhaltig als Destination zu positionieren. Mit Ideenreichtum und Innovation. Ganz im Sinne von Kravogl und Zuegg.

Quelle Beitragsbild: Brian Carr @ commons.wikimedia.org