Cultura | Salto Afternoon

Temporary Lovers

Das Architekturkollektiv Parasite 2.0 untersucht ab heute in der Galerie ar/ge kunst den Spannungsraum zwischen Wildnis und menschlichem Habitat.
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Foto: Parasite/Arge Kunst

Das 2010 gegründete Architekturkollektiv Parasite 2.0 verbindet in seinen Untersuchungen zum menschlichen Habitat die Bereiche von Architektur, Design und Kunst. Im Rahmen seiner Forschungen und Projekte arbeitete das Kollektiv bereits mit vielen wichtigen Einrichtungen zusammen. Es bearbeitet ein semantisches Feld, das das Internet als zeitgenössisches Ökosystem, biblische Wüsten und das Vermächtnis der Moderne ebenso umfasst wie die von Hakim Bey beschriebenen Temporären Autonomen Zonen (TAZ). Vor allem an Letztere anknüpfend, untersucht es für die Ausstellung bei ar/ge kunst Formen der Versammlung, zeichnet eine Linie der Kontinuität zwischen dem Erbe der radikalen Architektur, den Erfahrungen von free party und Rave-Kultur bis hin zum Clubbing und den großen Festivals der Gegenwart, die Vorstellungsräume rund um entlegene Wüstengebiete besetzen und für sich vereinnahmen.

In solch kurzlebigen Erfahrungen sieht Parasite 2.0 einen produktiven Ansatz, um das Denkmodell einer vorübergehenden Gemeinschaft und ihr subversives Potenzial, das innerhalb begrenzter Zeiträume und mit der Entwicklung spezieller Technologien und Instrumentarien lebt und stirbt, näher zu betrachten – als einen physischen und digitalen imaginären Raum, in dem Vorstellungen von Entziehung und Flucht, Isolation und Entfremdung, Autonomie, Stamm, Ursprünglichkeit und Zukunft, Animalität und Post-Humanität anklingen.

Mit Temporary Lovers entwirft Parasite 2.0 daher ein Projekt, das sich zwischen Installation, Bühnenbild und pädagogischem Experiment bewegt, um Zeichen, Rhythmen und Werkzeuge solcher Gemeinschaften neu zu denken.In diesem Zusammenhang funktioniert Temporary Lovers als „temporärer Klassenraum“ und wird neben einer Reihe öffentlicher Veranstaltungen auch einen 24-stündigen Workshop mit Studierenden des Studios Exhibit der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen abhalten, um Veränderungen an der Installation vorzunehmen; als Einladung, Raum in der Zeit und im Affekt zu erleben; als Aufforderung, in Umgebungen hineinzugehen und sie umzugestalten, die Beziehungen zwischen Subjekten und Objekten ebenso zu hinterfragen wie die Hierarchien zwischen Wohnentwurf und Wohnweisen.