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Ein Ticket, ein Alpensommer

Der Youth Alpine Interrail Pass ermöglicht 100 jungen Menschen, einen Monat günstig nachhaltig die Alpen zu bereisen. Eine Südtirolerin organisiert mit und war dabei.
Ponteresina
Foto: Aaron Pramstrahler

Reisen ist wunderbar. Aber Fliegen schadet dem Klima. Die anderen Optionen, Zug und Fernbusse, sind nicht nur sehr viel umständlicher, sondern auch vergleichsweise teuer.

Das muss sich ändern, beschlossen Magdalena Christandl aus Prad am Stilfserjoch und ihre MitstreiterInnen vom Jugendbeirat der Internationalen Alpenschutzkonvention CIPRA. Sie hatten die Expo 2015 in Mailand besucht – und zwar auf verschiedenen Wegen, mit verschiedenen Verkehrsmitteln. Magdalena Christandl war mit Zug und Bus aus Wien unterwegs – ziemlich mühsam war das. Aber sie hatte es noch gut im Vergleich zu Leuten, die nicht aus Italien waren. Ohne italienische Steuernummer kann man bei Trenitalia nicht alle Angebote nutzen. „Aber wir haben auch die Emissionen dokumentiert und gesehen: Eigentlich ist nur der Zug nachhaltig“, sagt Christandl. Bei der Expo haben sie sich dann mit Experten und Politikern darüber ausgetauscht, was sich ändern müsste. Das Ergebnis ist Youth Alpine Interrail.

Youth Alpine Interrail ist ein Interrail-Pass für die Alpenländer, der zwischen 50 und 80 Euro kostet. Man kann ihn nicht einfach so kaufen, sondern muss sich bis zum 7. April dafür bewerben. „Man muss zwischen 16 und 27 sein und vier Fragen beantworten, zu nachhaltiger Mobilität, zu den Alpen, zu der geplanten Route“, sagt Christandl. Auf Basis dieser Fragen suchen sie und ihr Team 100 junge Menschen aus, die den Pass bekommen.

Vielleicht ist es einer der größten Fortschritte, dass wir Menschen aus aller Welt treffen können, andere Länder und Kulturen kennenlernen und uns im besten Fall besser verstehen – der Interrailpass ist eines der besten Beispiele dafür: Generationen von Jugendlichen bereisten damit ganz Europa. Zugehörigkeit entsteht auch dadurch, sich nicht an jeder Grenze in ein neues Tarifsystem einarbeiten zu müssen.

Darum geht es auch bei Youth Alpine Interrail. Zusätzlich sollen sich die Reisenden auch als Gruppe austauschen, vielleicht ReisepartnerInnen finden, die man vorher noch nicht kannte. Dazu gibt es ein Kickoff- und ein Abschlussevent. Und auf der Strecke immer wieder kleinere Veranstaltungen oder Spezialangebote.

Magdalena Christandl war vergangenen Sommer selbst mit dem Pass unterwegs. Mit einem Freund reiste sie von Liechtenstein aus mit dem Berninaexpress zum Piz Palü, den sie dann auch gleich bestiegen hat. In den 30 Reisetagen hat sie außerdem ihren ersten 4000er bestiegen und den Annecy-See in Frankreich besucht, in Slowenien ist sie Kayak gefahren und in Zürich war sie auf der Streetparade. Dank ihres speziellen Tickets gabs zwischendurch Pizzoccheri aufs Haus. Und sie besuchte einen anderen Teilnehmer des Projekts ein paar Tage in seiner Heimat in der Schweiz. „Das beste Erlebnis war die Fahrt durch die Rheinschlucht in der Schweiz. Es war so schön, da sind wir einfach ausgestiegen. Ganz spontan, wir wussten, der nächste Zug geht in einer Stunde. Diese Flexibilität hat man nicht, wenn man sein Sparschiene-Ticket schon Wochen vorher bucht.“

Magdalena Christandl ist sonst auch viel unterwegs. „Aber das Youth Alpine Interrail Ticket öffnet einem die Augen dafür, wieviele schöne gute Sachen es ganz in der Nähe gibt.“ Spannend fand sie auch, zu sehen, dass die Regionen von Slowenien bis Frankreich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, zum Beispiel mit dem Übertourismus. „Auf der Reise habe ich einen Einblick bekommen, wie es den Einheimischen an verschiedenen Orten damit geht.“

Für die Zukunft wünscht sie sich, dass solche Tickets von der Ausnahme zur Regel werden. Und sie will in den Youth Alpine Interrail Pass auch Regionalbusse und Seilbahnen einbinden – um diese Idee umzusetzen, hat ihr Team bei einer Ausschreibung schon 5000 Euro Preisgeld gewonnen. „Aber alle Mobilitätsanbieter an einen Tisch zu kriegen, ist schwierig. Man sieht ja schon an der Euregio, dass so ein gemeinsames Ticket nicht leicht zu organisieren ist.“