Sollte Geld über Gesundheit bestimmen?
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Ähnliche Probleme kann man im öffentlichen Gesundheitsdienst überall zu finden!
Das Alltagsbild wird von langen Wartelisten, Problemen in der Grundversorgung und Personalmangel geprägt. Oft heißt es, ein rein öffentliches System sei nicht mehr finanzierbar. Trotz zusätzlicher 2,4 Milliarden Euro im italienischen Haushaltsentwurf 2026 bleiben nach Abzügen effektiv nur 2,1 Milliarden – kaum mehr als die Kosten einer weiteren Steueramnestie. 2026 gibt Italien nur 6,1 % seines BIP für Gesundheit aus; Länder wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien investieren deutlich mehr.Die Strategie, das öffentliche System finanziell auszuhungern und private Anbieter zu fördern, führt in ein Zwei-Klassen-System: Zugang und Qualität hängen vom Einkommen ab. Private Anbieter konzentrieren sich auf lukrative Leistungen, Versicherungen schließen oft Vorerkrankungen aus, und mit unsicheren Jobs verliert man oft auch die Versicherung.
Artikel 32 verpflichtet den Staat, gleichen Zugang zur Versorgung zu garantieren. Ein gemischtes System ist aber teurer und ungerechter. Der freie Markt kann Gesundheit nicht regeln, da medizinisches Wissen ungleich verteilt ist und Konzerne starke Machtpositionen haben.
Um das öffentliche System zu stärken, braucht es vor allem mehr staatliche Finanzierung, klare Prioritäten und einheitliche Standards. Regionale Autonomie kann verbessert werden, jedoch mit starker zentraler Steuerung etwa bei Leistungskatalog, Forschung und öffentlicher Versorgung. Notwendig sind außerdem mehr Personal und spezifische Weiterbildungen.
Auch die private Nebentätigkeit von Ärzt*innen ist umstritten; erlaubt ist sie nur, wenn die öffentliche Arbeit Vorrang hat. Bei der Zulassung privater Anbieter braucht es strenge Regeln, staatliche Kontrolle und Preisregulierung, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Das lombardische Modell der Gleichstellung öffentlicher und privater Einrichtungen gilt als problematisch.
In Südtirol bestehen derzeit kaum Privatisierungstendenzen – eine gute Basis, um echte Verbesserungen zu erreichen.
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Die Zwei Klassen Medizin…
Die Zwei Klassen Medizin entsteht notwendigerweise, eben weil das öffentliche Gesundheitswesen nur eine Basisversorgung gewährleisten kann, während gesundheitsbewusste Bürger ein Interesse an mehr Dienstleistung haben.
Ich nenne ein konkretes Beispiel:
Der öffentliche Hausarzt macht eine Standardblutabnahme mit vielleicht 15-30 Blutwerten. Der private Haushalt schaut sich zusätzlich noch andere Werte an und berät den Klienten nicht nur in der Frage, wie er wieder gesund wird, sondern auch in der Frage, wo er etwas optimieren könnte. Die Zielsetzung ist also ganz eine andere und das sind Dinge, die heute immer mehr gefragt sind.
Ich denke diese Arbeitsteilung macht Sinn. Das öffentliche Gesundheitswesen sollte sich auf die Basisversorgung konzentrieren, der private Bereich ist eine Ergänzung für jene Leute, die bereit sind, im wahrsten Sinne des Wortes mehr in die eigene Gesundheit zu investieren.
Daher sehe ich die Zwei-Klassen-Medizin vom Grundprinzip her nicht als Problem an.
Problematisch ist ein anderer Aspekt: Leider wird das Arbeiten im öffentlichen System immer unattraktiver, was dazu führt, dass es dort zunehmenden Personalmangel gibt. Dadurch steigen wiederum die Wartezeiten im öffentlichen System und die Behandlungsqualität sinkt. Allerdings ist das ein hausgemachtes Problem.
Antwort auf Die Zwei Klassen Medizin… von Oliver Hopfgartner
Bleibt dann noch die…
Bleibt dann noch die wesentliche Frage, wo hört die Basisversorgung auf und fängt die Ergänzung an?
Antwort auf Bleibt dann noch die… von K V
Basisversorgung umfasst das,…
Basisversorgung umfasst das, was notwendig ist. Ergänzung umfasst all das, was zwar nicht notwendig ist, aber sinnvoll wäre.
Wenn man z.B. einen Analabszess spaltet, empfehlen Chirurgen oft, die offene Wunde einfach "auszuduschen", bis sie aus der Tiefe heraus verheilt. Bei den meisten Patienten klappt das auch. Besser und schneller würde die Wunde aber bei der Anwendung moderner Wundmanagementmethoden und hochwertigen (auch teilweise teuren) milieuregulierenden Wundauflagen heilen.
In der Basismedizin ist der Preis immer ein Argument und das muss auch so sein, weil es um öffentliche Gelder geht.
Wenn wir das nicht wollen, müssen wir die Finanzierung unseres Gesundheitswesens ändern.
Ich kommuniziere das meinen Patienten auch immer genau so: ein Kassenpatient sollte sich nicht zu viel erwarten, weil die Kassen zahlen nur das Notwendigste.