Die Landesregierung will es wissen
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„Wir nehmen den Ball auf und wollen mit den Lehrkräften in den Dialog treten, um ihren Alltag zu vereinfachen“, erklärt Landesrat Philipp Achammer (SVP), zuständig für die deutsche Schule, heute Vormittag in Bozen. Die Vereinfachung sei eine wichtige Forderung, die im Austausch mit Lehrkräften vorgebracht wurde. Deshalb stellt Achammer gemeinsam mit Landeshauptmann und Parteikollege Arno Kompatscher eine anonyme Online-Befragung vor, die bis zum 31. Dezember 2025 laufen wird. Die Ergebnisse sollen in einer Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus Schule und Verwaltung aufgegriffen werden.
Zudem will Achammer die Vorschläge seiner Partei zur Stärkung der deutschen Schule mit einem eigenen Landesgesetz nächstes Jahr dem Landtag vorlegen. Geplant ist dabei auch die Sanktionierung bei fehlender Mitwirkungspflicht der Eltern.
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Boykott der Lehrkräfte
Die Landesregierung steht seit dem landesweiten Boykott in den Schulen gehörig unter Druck, denn die Mehrzahl der Lehrkräfte führt aus Protest keine außerschulischen Aktivitäten wie Ausflüge mehr durch. Sie fordern mehr Gehalt und Unterstützung, da der schulische Alltag heute viel komplexer geworden und eine Gehaltserhöhung längst überfällig sei. Nun wird im November rückwirkend die Inflationsanpassung ab 1. Jänner 2025 ausbezahlt. Außerdem stellt die Landesregierung für eine Gehaltserhöhung in den nächsten drei Jahren jeweils 110 Millionen Euro bereit. Doch die Protestgruppen sind mit diesem Angebot noch nicht zufrieden.
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Bei der Pressekonferenz heute Vormittag in Bozen betonen sowohl Kompatscher als auch Achammer, dass es „nicht nur um ökonomische Aspekte“ gehe. „Die Schule steht vor einer Überbürokratisierung und gestiegener Komplexität“, so Kompatscher. Deshalb sollen nun mittels Online-Befragung Vorschläge gesammelt werden, um das Bildungssystem und den Berufsalltag zu erleichtern. Zielgruppe sind alle Mitarbeitenden der deutschsprachigen Südtiroler Bildungswelt.
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Achammer kündigt Bildungsreform an
Bildungslandesrat Achammer plant außerdem einen Bildungsgipfel im Frühling 2026, um mit verschiedenen Interessensgruppen über die Zukunft der Bildung zu sprechen. Doch vorerst müssen innerhalb der eigenen Partei beim Thema Schule die Wogen geglättet werden: Anfang der Woche teilte die SVP mit, dass sie Maßnahmen zur Stärkung der deutschen Schulen und Kindergärten ausgearbeitet hat. Eine der vorgeschlagenen Maßnahmen ist dabei schlichtweg nicht umsetzbar, erklärt Bildungslandesrat Achammer allerdings: Es handelt sich um die Nicht-Versetzung bei mangelnden deutschen Sprachkenntnissen.
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„Wir können als Land Südtirol nicht festlegen, dass die Sprachkenntnisse bei einer Versetzung stärker berücksichtigt werden als bisher. Im Bereich der Bewertung und Versetzung in die nächste Klasse haben wir eine sehr marginale Kompetenz“, so der Landesrat. In der Grundschule entscheidet das Kollegium der Lehrkräfte in einem einstimmigen Beschluss, ob ein Kind in die nächste Klasse versetzt wird oder nicht.
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SVP-Parteiausschuss zu Schule
Am 5. September wird sich der SVP-Parteiausschuss zusammenfinden, um über das am Montag erstmals an die Öffentlichkeit gelangte Maßnahmenpaket zu diskutieren. „Einzelne Maßnahmen wurden von mir schon auf den Weg gebracht, bei anderen ist eine gesetzliche Änderung notwendig, zum Beispiel bei der Mitwirkungspflicht der Eltern“, erklärt Achammer. Ein entsprechendes Bildungsgesetz werde derzeit in seinem Ressort ausgearbeitet und soll im ersten Halbjahr 2026 in den Landtag kommen.
Achammer will dabei das Elternhaus stärker in die Pflicht nehmen und schließt Sanktionen wie Bußgelder nicht aus, wenn beim Schulbesuch der Kinder jegliche Unterstützung und Mitarbeit der Eltern fehlen. „Man kann nicht der öffentlichen Hand, also der Schule, die vollständige Bildungsverantwortung übergeben“, erklärt er. „Wir wollen keine sozial prekären Situationen bestrafen, aber wo es eine demonstrative Abwesenheit gibt, müssen wir hinschauen.“
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