„Luft nach oben“
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Stefan Luther begann seinen Vortrag metaphorisch und verglich den lokalen Arbeitsmarkt mit einem Wetterbild. Demnach zeige sich die Lage weder durchwegs sonnig noch regnerisch mit starken Gewitterwolken. Sondern? „Wir haben immer wieder Wolken, die durchziehen. Und auf diese Wolken will ich heute ein bisschen näher eingehen.“ Auch zur Arbeitssituation im WaltherPark. Ist er ein Sturm im Wasserglas? Oder einfach nur ein klimawandelbedingter Starkregen?
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Steigende Beschäftigungszahlen
„Wir haben einen symbolisch wichtigen Wert überschritten“, hob Luther hervor. Südtirol habe im September erstmals die Marke von über 250.000 Beschäftigten überschritten. Trotz dieser weiterhin positiven Entwicklung zeige sich jedoch eine strukturelle Veränderung. „Die Dynamik des Arbeitsmarktes ist seit Corona nicht mehr die, die sie davor war – sie hat abgenommen. Nichtsdestotrotz haben wir weiterhin steigende Beschäftigungszahlen.“ Doch woher kommen diese Personen? Wer sind sie? Und vor allem: Wo arbeiten die neuen Arbeitnehmer, und wie unterscheiden sich die Entwicklungen in den einzelnen Sektoren?
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Der größte Treiber ist erneut das Gastgewerbe, mit einem Beschäftigungszuwachs über dem Durchschnitt – auch wenn das verarbeitende Gewerbe hier ein Minus verzeichnet. Und der Bausektor?
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„Das Bauhandwerk, also die kleineren Handwerksbetriebe, stagniert eher“, so Luther, während „die großen Baustellen, wo sehr viele Personen beschäftigt sind“, sich „positiv auf die Beschäftigungszahlen“ auswirken. Bei den aktuell vielen und großen Bauvorhaben sei das verständlich. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnet jedoch auch in diesem Bereich ein Minus.
Luther ging anschließend im Detail auf das verarbeitende Gewerbe und den Automotive-Bereich ein. „Hier haben wir eine Situation, die nun seit zwei bis drei Jahren anhält, mit sinkenden Beschäftigungszahlen – wir sehen die gesamte Krise im Automotive-Bereich“, so der Statistiker. „Insbesondere im Pustertal“, wo 450 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Das ist sehr viel“, betont Luther.
Der Ostereffekt„Steigende Beschäftigung heißt nicht sinkende Arbeitslosigkeit“, so Luther einleitend zum Thema Arbeitslosigkeit. Warum? Das habe vor allem mit dem Zeitpunkt von Ostern zu tun, dessen Verschiebung zwischen 2024 und 2025 – rund drei Wochen – spezielle Auswirkungen habe. Das wäre auch nur „halb so schlimm“, so Luther, „wenn sich die Kurve wieder einpendeln würde“. Sie hinterlässt allerdings bedeutende Spuren auf dem Arbeitsmarkt.
Der Ostereffekt beschere zwar viel Bewegung am Arbeitsmarkt, aber nicht alle Bediensteten fänden zurück – vor allem im Gastgewerbe und Menschen mit geringerer Qualifikation. Hier bleibe „eine bestimmte Gruppe übrig“, und dieses „Übrigbleiben“ habe zu einer Erhöhung von fast 700 Arbeitslosen geführt, bei aktuell rund 13.000 registrierten Arbeitslosen. Das sind etwas mehr als 5% mehr als im Jahr zuvor.
Ins Detail ging Luther bei der Registerarbeitslosenquote, also jenen 5%, die wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. „Die sind für uns eine wichtige Ressource – genauso wie Jugendliche, Frauen und ältere Menschen.“Arbeiten im WaltherParkDie Analyse zum WaltherPark zeigt deutlich, dass die Eröffnung des Zentrums kein „Nullsummenspiel im Sinne einer Verschiebung“ erzeugt habe. Stefan Luther: „Wir haben einen sprunghaften Anstieg – und dieser sprunghafte Anstieg beim WaltherPark besteht aus Handel, Gastronomie und Hotellerie.“
Aktuell arbeiten rund 600 Personen im WaltherPark. Auffällig ist der sehr hohe Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse – 400 der 600 Beschäftigten. Der Anteil im WaltherPark liegt damit deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Einrichtungen. In der Struktur der Belegschaft zeigen sich weitere Besonderheiten. Anders als üblich in Einkaufszentren, in denen Frauen dominieren, weist der WaltherPark einen nahezu ausgeglichenen Geschlechteranteil auf. Diese Abweichung erklärt sich teilweise durch den hohen Anteil an Gastronomie- und Hotelarbeitsplätzen. Die Beschäftigten verteilen sich auf 10% Hotellerie, 27% Gastronomie und 62% Handel.Ein weiterer markanter Punkt ist der hohe Anteil an Vollzeitstellen. Andere Einkaufszentren haben aufgrund des hohen Frauenanteils typischerweise eine stärkere Verbreitung von Teilzeitmodellen. Da im WaltherPark jedoch mehr Männer arbeiten, fällt der Teilzeitanteil geringer aus. Bemerkenswert ist auch das sehr junge Durchschnittsalter der Beschäftigten: 60% sind unter 30 Jahre alt. Das deutet auf eine große Gruppe von Personen hin, die wenig Berufserfahrung haben oder neu in den Arbeitsmarkt eingetreten sind.
Auch die Herkunft ist interessant. Ein Drittel der Beschäftigten wurde in Südtirol geboren, zwei Drittel stammen aus anderen italienischen Regionen oder aus dem Ausland. Rund 200 Beschäftigte sind zudem nicht in Südtirol wohnhaft, pendeln also oder sind erst kürzlich zugezogen. Strukturell relevant ist die Konzentration der Arbeitgeber: Rund 30% der gesamten Belegschaft werden von nur drei großen Unternehmen gestellt. Solche Konzentrationen sind in Einkaufszentren nicht ungewöhnlich, aber im Vergleich zu traditionellen Einkaufsstandorten – wie etwa den Lauben – besonders ausgeprägt.
Von besonderem Interesse ist die Frage, woher die Arbeitskräfte kommen. Laut Daten waren 16 % der Beschäftigten zuvor nicht erwerbstätig – sie wurden also durch den WaltherPark (wieder) in den Arbeitsmarkt integriert. Weitere 13% wechselten innerhalb desselben Unternehmens von einer anderen Filiale in die neue Niederlassung. 16% wechselten von anderen Arbeitgebern, sodass der WaltherPark auch Arbeitskräfte aus bestehenden Betrieben abzieht. Für die restlichen Anstellungen liegen keine vollständigen Daten vor – vor allem bei jenen, die nicht in Südtirol ansässig sind. Der WaltherPark kann also nur bedingt auf lokale Arbeitskräfte zurückgreifen und hängt stark von Mobilität und Migration ab.
Eine genau Studie der Arbeitsmarktsituation werde am 19. Dezember folgen.
Südtirol gehört auch weiterhin zu jenen Regionen Europas, die besonders große Schwierigkeiten haben, ausreichend lokale Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die präsentierten Daten zeigen klar: Südtirol hat eine deutliche Abhängigkeit von Arbeitskräften von außerhalb. Es gebe noch „Luft nach oben“, betonten Luther und Amhof am Ende. Auch zur Tatsache, dass viele Südtirolerinnen und Südtiroler abwandern, bzw. nach ihrer Ausbildung nicht mehr nach Südtirol zurückkehren, soll demnächst eine detaillierte Studie folgen.
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Dies zeigt einmal mehr, dass es Obdachlose in Südtirol nur aufgrund von Faulheit und Bequemlichkeit gibt und nicht wegen eines Mangels an Arbeitsplätzen. Es ist höchste Zeit, alle Sozialleistungen und Sozialeinrichtungen zu schließen.
Antwort auf Dies zeigt einmal mehr, dass… von Ameliaa
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Was für ein blöder Kommentar! Alleine ich kenne 4 Personen, die Vollzeit arbeiten und dennoch obdachlos sind.
Versuchen Sie doch mal für einen Migranten in Bozen oder Umgebung eine Wohnung zu finden!
Antwort auf Was für ein blöder… von Manfred Gasser
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Wie gesagt, Bequemlichkeit und Faulheit. Warum sollte sich die Suche auf Bozen und Umgebung beschränken? In der Provinz Trient gibt es mehr Leerstand als in Südtirol, und in Verona sowieso. In Südtirol gibt es Oberschüler, die jeden Tag vier Stunden pendeln, also können es Migranten auch.
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... und dann die Stärke des…
... und dann die Stärke des Rechts abändern in das Recht des Stärkeren - und Ihre Steinzeitwelt ersteht wieder!
Antwort auf Dies zeigt einmal mehr, dass… von Ameliaa
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Gibt es einen konkreten Grund wieso Sie gefühlt einmal pro Woche Ihren Nickname ändern?