Politik | Eisacktal

Brixner Biciplan genehmigt

Die Bischofsstadt will die Radmobilität fördern, mit mehr Radwegen, Abstellmöglichkeiten und Sensibilisierungsarbeit. Kritik kommt von Team K und Süd-Tiroler Freiheit.
In der letzten Sitzung des Brixner Gemeinderats am 29. Juni wurde der Radverkehrsmobilitätsplan für die Gemeinde vorgestellt und anschließend mit 18 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung und 2 Gegenstimmen genehmigt. Der sogenannte „Biciplan“ ist ein strategisches Dokument, mit dem die bereits im Mobilitätsplan verankerten Ziele umgesetzt werden sollen.
„Eine intelligente und durchdachte Planung des Fahrradverkehrs ist wesentlich, wenn sich zukünftig noch mehr Bürgerinnen und Bürger mit dem Rad fortbewegen. Wer das Rad nimmt, hat morgen die Möglichkeit, sich sicher, unkompliziert und mit weniger Hindernissen fortzubewegen“, so Bürgermeister Peter Brunner, der im Herbst für die SVP bei den Landtagswahlen kandidiert.
Während das Team K beim Biciplan Ambition vermisst, kritisiert die Süd-Tiroler Freiheit Einschnitte für den Autoverkehr.
 
stefan-unterberger.jpg
Stefan Unterberger von der Süd-Tiroler Freiheit: „Dieser Plan lässt sich vielleicht in Großstädten mit mehreren Nord-Süd- oder Ost-West-Straßen umsetzen.” (Foto: Süd-Tiroler Freiheit)
 
Die Süd-Tiroler Freiheit kommentiert die Genehmigung des Biciplans mit den Worten: „Man sieht, in Brixen stehen bald Neuwahlen an.“ Stefan Unterberger, Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit in Brixen, kritisiert die im Strategiedokument enthaltenen Maßnahmen. „Dieser Plan lässt sich vielleicht in Großstädten mit mehreren Nord-Süd- oder Ost-West-Straßen umsetzen, aber in Brixen gestaltet sich die Umsetzung aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ähnlich schwierig wie beim Mobilitätsplan 'PUMS'”, so Unterberger.
Für das Team K ist der angestrebte Plan zu wenig ambitioniert: In einem Zeitraum von 10 Jahren soll die Fahrradmobilität von derzeit 15,5 Prozent auf lediglich 19,1 Prozent ansteigen, was eine kleine Zunahme des Radverkehrs bedeute und somit wohl kaum zu einer wesentlichen Verkehrsentlastung von Autos und Motorrädern führen werde.
 

Kritik

 
Die Entscheidung, Teile der alten Staatsstraße, die immer noch teilweise die einzige Verbindungsstraße zu vielen Brixner Stadtvierteln darstelle, auf Tempo 20 zu begrenzen, wird von der Süd-Tiroler Freiheit „als reine Schikane“ betrachtet. „Insbesondere wenn es für die Anwohner keine Alternativen gibt oder nur solche, die einen großen Umweg erfordern. Darüber hinaus stößt die Westumfahrung, die den Verkehr bewusst um bestimmte Stadtviertel herum leiten sollte, bereits jetzt zu Stoßzeiten an größere Kapazitätsprobleme.“
Darüber hinaus gebe es aus Sicht der Süd-Tiroler Freiheit erhebliche Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit. „Durch den Einsatz von Fahrradstreifen wird das Überqueren der Straße oft erschwert, da die Fahrbahn verengt wird und verschiedene Barrieren eingebaut sind. Das Gleiche gilt für sogenannte 'Shared Spaces', in denen wir in der Vergangenheit leider oft die Notwendigkeit einer Barriere zwischen Fußgängern und Kraftfahrzeugen im Sinne der Verkehrssicherheit erkannt haben.“
 
foto_sabine_mahlknecht_ingo_fink.jpg
Ingo Fink und Sabine Mahlknecht, Team K-Gemeinderäte: „Wir hatten uns wesentlich mehr erwartet und sind mit dem Ergebnis nur teilweise zufrieden.“(Foto: Team K)
 
Anregungen des Team K zur Anbringung von vorgezogenen Haltebuchten vor allen vor den Ampeln in der Schulzone Süd Kassianstraße – Mozartallee in beiden Richtungen sind von der Mehrheit abgelehnt worden.
Eine ununterbrochene Nord–Südverbindung sei nicht vorhanden, eine Ost–Westverbindung sei im Norden und im Süden nur teilweise gegeben, da das Fahrradnetz immer wieder unterbrochen wird und sich die Radfahrer*innen ihre Strecken mit anderen Verkehrsteilnehmenden teilen müssen. Im Altstadtbereich seien „praktisch keine ausschließlichen Radwege vorgesehen“. Auch die Fahrradanbindung zu den nahegelegenen Fraktionen Sarns und Albeins sei aus Sicht des Team K nicht zufriedenstellend. 
„Man hätte die täglich in Brixen verkehrenden Radfahrer*innen dazu befragen sollen, was genau sie sich für die Verbesserung der Radmobilität erwarten, was aber offensichtlich nicht erfolgt ist. Ob die positiven Ansätze für die Gestaltung des Radwegenetzes letztendlich in die Detailplanung aufgenommen werden, ist aus der grafischen Gestaltung nicht oder nur schwer ersichtlich“, erklärt Ingo Fink, Team K-Gemeinderat in Brixen. Aus Sicht des Team K sei eine Heckenbepflanzung, welche Radwege vom übrigen Verkehr abgrenzt, außerdem unverzichtbar. Weiters brauche es eine Beschattung und Begrünung der Randflächen, welche eine Kühl- sowie eine Wasserableitungsfunktion darstellen.
 

Der Biciplan

 
Laut Bürgermeister Brunner wird die Fahrradmobilität im Verkehrsgeschehen von Morgen eine noch wichtigere Rolle einnehmen: „Es muss uns gelingen, dass das Fahrrad auf kurzen Strecken eine ernstzunehmende Möglichkeit zur Fortbewegung ist.“ Die Pendlerfahrten seien im internationalen Vergleich beachtlich und es gelte Maßnahmen zu treffen, um den Radverkehr zu steigern. Neben dem strukturellen Ausbau der Wege sollen die Möglichkeiten zum Abstellen verbessert und erweitert werden. Gleichzeitig sieht der Plan die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Rad vor.
 
foto2_radnetz_biciplan.jpeg
Der Biciplan: Mit dem Strategiedokument soll die Stadt fahrradfreundlicher werden. (Karte: Gemeinde Brixen)
 
Langfristig sollen knapp 13 Kilometer neue Wege entstehen und die Strecke der Radwege somit fast verdoppelt werden. Sehr detailliert zeigt der vorgestellte Plan verschiedene Lösungen für einzelne Streckenabschnitte und Nutzungsformen. Entstehen sollen Routen für „langsame“ und Routen für „schnelle“ Radfahrer*innen. Das Konzept sieht vor, dass sich für die schnellen Fahrer*innen bestehende Straßen eignen, auf denen Fahrradspuren entstehen sollen und die Geschwindigkeit der Autos reduziert wird. Für langsame Radfahrer*innen mit einem erhöhten Bedürfnis an Sicherheit sollen von anderen Bahnen abgetrennte Radwege entstehen und das bestehende Streckennetz genutzt werden, das heute schon autofrei ist.
Laut dem zuständigen Stadtrat Thomas Schraffl wird die Gemeindeverwaltung nun Prioritäten für die nächsten Schritte setzen. Schraffl geht davon aus, dass der Ausbau der Griesgasse, die Schaffung der Fahrradverbindung vom Zentrum zum Bahnhof erste Schritte sein können. Sofern eine Finanzierung durch EFRE-Gelder möglich ist, gehöre auch die Weiterführung des Radweges in der Mozartallee zu den kurzfristigen Zielen.
Neben den Investitionen in Infrastrukturen sei es genau so notwendig, das Abstellen von Fahrrädern neu zu organisieren. Verschiedene Lösungen sollen es möglich machen, das Fahrrad je nach benötigter Dauer stets sicher ab- bzw. unterzustellen. Auch der Umstieg von anderen Verkehrsmitteln auf das Fahrrad soll bei der Reorganisation der Stellplätze eine besondere Bedeutung einnehmen.