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Denkmalschutz erlaubt keine Küche

Der Platz der Galerie Walther zählt nicht zu den Prioritäten der Stadtregierung von Bozen. Das ehemalige Café Domino im Gemeindebesitz bleibt damit weiterhin leer.
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Foto: Salto.bz
Vor zweieinhalb Jahren gab Claudio Marchesini die Schlüssel des Cafés ab, das er für 27 Jahre in der Nähe des Waltherplatzes geführt hatte: das Café Domino. Es befindet sich in der Galerie Walther, wo auch das Bürgerzentrum Zentrum-Bozner Boden-Rentsch untergebracht ist.
Die Galerie Walther zähle zudem nicht zu den dringend notwendigen Projekten der Stadt und habe daher keine Priorität.
Nicht nur das Café im Gemeindebesitz steht heute leer, sondern auch viele der kommunalen Ausstellungsfenster. Die Galerie scheint sich selbst überlassen worden zu sein. Nur ein Café floriert im Zentrum des Platzes in der Mitte der Galerie. Die Besitzerin des Cafés Galerie führt den Betrieb seit 2005 und möchte anonym bleiben. Laut Marchesini meidet die Polizei die Passage.  
 
 

Stadtentwicklung

 
„Der Standort ist nicht mehr attraktiv. Die schönen Zeiten waren die ersten 15 Jahre“, erklärt der Geschäftsmann. Durch die Eröffnung der Cafés am Waltherplatz besuchen weniger Menschen die Galerie etwas abseits des Geschehens. Das Café Domino hatte deshalb neben der Terrasse auf dem Platz der Galerie eine zusätzliche Terrasse am Waltherplatz, die heute zum Café Vögelino gehört. „Wirtschaftlich gesehen konnte sich das Café Domino nur wegen der Terrasse am Waltherplatz am Leben erhalten“, so der ehemalige Mieter. Die Bozner Galerien seien wirtschaftlich benachteiligt, die Räumlichkeiten für Geschäfte lassen sich dort schwer vermieten.
 
Wenn ich aber ein Lokal mit Platz für 100 Personen habe, wie soll ich dann mit einer so kleinen Küche arbeiten - Claudio Marchesini
Da das Café Domino in Gemeindebesitz ist, wurde nach Auslaufen des Mietvertrags ein Wettbewerb zur Führung des Betriebs ausgeschrieben. Claudio Marchesini hat sich vor drei Jahren als Einziger beworben, aber sein Entwurf wurde vom Amt für Bau- und Kunstdenkmäler abgelehnt. Denn das betreffende Gebäude, der Palazzo Schgraffer, steht unter Denkmalschutz.
 

Stolperstein Denkmalschutz

 
Das von Marchesini eingereichte Projekt scheiterte an der geplanten Küche, die aus Gründen des Denkmalschutzes nicht genehmigt wurde. Wo die Küche gebaut werden sollte, befindet sich im ehemaligen Café Domino eine Kuppel von Lourdes. Die Gemeinde schlug ihm deshalb einen eigens in Auftrag gegebenen Entwurf vor, der für die Küche drei Meter Platz vorsah.
 
 
„Ich sollte ein Projekt einreichen, das die Galerie aufwertet. Wenn ich aber ein Lokal mit Platz für 100 Personen habe, wie soll ich dann mit einer so kleinen Küche arbeiten“, sagt Marchesini. Heute führt er das Bistro Corte, wenige Hundert Meter entfernt vom ehemaligen Café Domino, in einem neu gestalteten Innenhof in der Nähe des Waltherplatzes.
 

Strategie ausständig

 
Da auch nach der zweiten Ausschreibung kein Interessent gefunden wurde, kann die Gemeinde laut Vermögensstadtrat Stefano Fattor nun die sogenannte direkte Behandlung nutzen, um einen Mieter zu finden. „Die Gemeinde kann hier mit Interessenten in Verhandlung gehen, die Miete vermindern und Vorschläge austauschen“, erklärt Fattor. Es gebe auch die Möglichkeit, ein Projekt zur Aufwertung des Platzes in der Galerie Walther über staatliche Mittel zu fördern. Der Stadtrat denkt beispielsweise daran, auf dem Platz einen Garten oder Spielplatz zu errichten, die zu dem Café gehören sollen.
 
 
Die Gemeinde will nun ein Konzept zur Aufwertung des Platzes ausarbeiten. Jedoch ist noch offen, bis wann die Ausarbeitung abgeschlossen sein soll. „Durch die steigenden Energie- und Materialkosten bleibt wenig Budget übrig“, so Fattor. Die Galerie Walther zähle zudem nicht zu den dringend notwendigen Projekten der Stadt und habe daher keine Priorität.
 
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Massimo Mollica Mi., 27.07.2022 - 09:11

Emblematica questa vicenda, che trovo di una tristezza infinita.
Il mondo sta bruciando ed è in guerra e si guarda al pelo. Meritiamo l' estinzione.

Mi., 27.07.2022 - 09:11 Permalink