Kultur | Festival

Positiv provozieren

Am 9. Und 10. Mai wird das Paradies ausgerufen im Obervinschgau. Ein Festival mit bayrischem Reggae, Kulturwanderungen und Hoffest. Ein Xong-Nachfolger?

Darauf werde er immer wieder angesprochen, meint Alexander Agethle, ob das Paradiesfest Obervinschgau dem beliebten und vor 5 Jahren aufgegebenen Kulturfestival Xong nachfolgen soll. „Das ist eine berechtigte Frage, denn auch wir haben Kulturwanderungen und Hoffeste, Musik und Literatur im Programm, wir wollen uns allerdings mit dem Dreiländereck-Festival Xong nicht vergleichen und wollen auch nicht auf dieser Schiene weiterfahren.“ Das Paradies-Festival Obervinschgau will etwas Eigenes sein und vermitteln, Agethle geht es als Mitideator und Mitorganisator vor allem um die Auseinandersetzung mit der Frage „Wie wollen wir in Zukunft leben?“

„Unser Festival ist und war nie nur als reine Unterhaltung gedacht, sondern als ein Anlass zum Nachdenken, wie es mit dem Oberen Vinschgau weiter gehen soll.“ Ein Fest wie dieses zieht Leute von überall her an, und somit auch neue Ideen und Ansichten. Die Diskussionen sollen vor dem Hintergrund geführt werden, wie Natur und Kultur im Tal weiterentwickelt werden sollen, wie auch die Debatte um den Pflanzenschutz nach dem Malser Referendum weiter zu ziehen sei. "Wir wollen mit dem Festival sicher eine Plattform für solche Gespräche bieten", so Agethle. Gelegenheit dazu gibt es am Sonntag, bei der botanischen Wanderung mit Joachim Winkler oder beim Bau eines Insektenhotels mit Pia Oswald. Auch ein Frisörtermin unter dem Stichwort Schönheit ohne Chemie steht auf der Tagesordnung, eine Wein- und Poesieverkostung in Laatsch sowie das Hoffest in Schleis.

 

 

Zum drittenmal findet der Paradiestag im Mai statt, heuer erstmals ausgeweitet auf ein Wochenende, beginnend am Samstag um 11 Uhr 30 mit einer Kulturwanderung, geführt von Don Klaus Rohrer, Spiritual des Klosters Müstair von Mals über die Hoache bis zum Festivalplatz an der Malser Oberschule, wo ab 14 Uhr getanzt, gespielt und gegroovt wird. „Dieses Jahr haben sich viele junge Leute bei mir gemeldet, die etwas beitragen wollten, und so haben wir das Festival ausgedehnt, vor allem in musikalischer Hinsicht,“ berichtet Alexander Agethle.

Hans Söllner, bayrische Reggae-Ikone mit gesellschaftskritischem Anspruch, wird der Hauptakt des 9. Mai sein, mit dabei auch die 15 Musiker der Crossover-Reggae Band Shanti Powa, das vor kurzem gegründete Trio Mahana und die Gruppe Oachele fan Toule, deren Auftrag es ist, „die Seele der Zuhörer zu massieren, und zwar mit rohem Teldra (=Ahrntaler) Dialekt.“ Klassik und Volksmusik bringen dann noch die Aroostercrats, ein polnisch-australisches Duo. Ebenfalls am Samstag Nachmittag gibt es einen Poetry-Slam-Wettbewerb, moderiert von der Spokenword-Performerin Lene Morgenstern.

 

 

Bereits über 1000 Tickets wurden bisher verkauft, freut sich Agethle, das bestärke und lasse auf ein gute Entwicklung auch weiterhin hoffen. Denn die soll es geben: „Wir haben an die 3.000 Stunden Freiwilligenarbeit zusammengezählt, bei den Vorbereitungen auf dieses Festival.“ Für ein nächstes Jahr peilen die Veranstalter die Einrichtung einer halben bezahlten Arbeitsstelle an. „Wir schauen, was heuer hereinkommt, und nachdem die Vorverkäufe recht gut angelaufen sind, erhoffen wir uns ein gute Bilanz am Ende des Festivals.“ Der potentielle Gewinn soll als Polster für das nächste Jahr und, wie gesagt, für bezahlte Arbeit herhalten.

„Mir ist wichtig, dass wir mit diesem Festival gelingende und positive Projekte zeigen, uns macht es Spaß, kritische Diskussionen zu gesellschaftlichen und landwirtschaftlichen Themen so zu führen, dass sie eine gute Polemik lostreten, eine inspirierende Auseinandersetzung,“ betont Alexander Agethle. Nur Harmonie könne es auch im Paradies nicht geben.

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Klemens Kössler Fr., 01.05.2015 - 20:37

Ein kulturelles Festival ist immer eine tolle Sache.
Dass zufällig Gemeinderatswahlen sind und Herr Agethle den amtierenden Bürgermeister unterstützt bringt mich auf besondere Gedanken wie z.B. Wahlhilfe besonderer Art, eben alles "funny"in Mals.
Kann mir noch einmal einer erklären warum der Malser Bürgermeister 100.000,00 Euro in die Gemeindekasse zurückzahlen musste? Wie war das, sonst wird er angeklagt.
Kommt mir so ähnlich vor wie ein Einbrecher wenn er erwischt wird gibt er das gestohlene zurück und er ist wieder ein guter Mensch.

Fr., 01.05.2015 - 20:37 Permalink