Politik | Autonomiekonvent

“Keine Blitzaktion”

Für Francesco Palermo ist, was zuletzt im Konvent der 33 passierte, ein Missverständnis. Der Senator klärt auf, und bedauert das Niveau der politischen Debatte im Land.

Herr Palermo, die jüngste Sitzung des Konvent der 33, der Vorschläge für die Überarbeitung des Autonomiestatus ausarbeiten soll, wurde abgebrochen nachdem Riccardo Dello Sbarba darauf hingewiesen hatte, dass ein Gesetzentwurf im römischen Parlament vorliegt, in dem die Südtiroler und Trentiner Senatoren – darunter Sie – ihrerseits Vorschläge für eine Statutsreform unterbreiten. Dello Sbarba spricht von einem “schiaffo in faccia” für die Arbeit des Konvents, Luis Durnwalder nennt die Aktion “gravierend”.
Francesco Palermo: Ich kenne die Geschichte und auch die Polemik. Ich glaube, hier handelt es sich um ein Missverständnis.

Versuchen die Parlamentarier, die Arbeit des Konvents zu untergraben, indem sie in Eigeninitiative in Rom eine Autonomiereform einleiten wollen?
Nein, auf keinen Fall. Eines möchte ich vorausschicken: Der Konvent ist kein verfassungsgebendes Organ. Sondern nur ein Hilfsorgan für den Landtag, den er mithilfe einer partizipativen Methode unterstützen soll. Die Arbeiten des Konvent fließen in den Landtag ein, der dann einen Beschluss fasst. Wenn der Konvent aber so manipuliert wird, als ob es sich um eine verfassungsgebende Versammlung handeln würde und so hingestellt wird, als ob er andere Ziele haben würde als er wirklich hat, dann hat man von partizipativer Demokratie ziemlich wenig verstanden.

Was hat es mit dem Gesetzentwurf Nr. 2220 auf sich?
Da muss ich ein bisschen ausholen. Anfang 2015 wurde eine so genannte “Expertenkommission” von den beiden Landesregierungen in Bozen und Trient beauftragt, sich mit dem Teil des Autonomiestatuts zu befassen, der die Kompetenzen betrifft. Ich war auch Teil dieser Kommission, die aus fünf Mitgliedern aus Südtirol und fünf aus dem Trentino bestand.

Ich finde das alles absurd und kleinkariert. Aber das ist eben leider das Niveau unserer politischen Debatte hier in Südtirol.

Aus welchem Grund sollte sich diese Kommission mit dem Autonomiestatut beschäftigen?
Um Möglichkeiten und Ideen auszuloten und konkrete Entwürfe auszuarbeiten. Ende Jänner 2015 war ein Entwurf fertig, den wir an die beiden Landeshauptleute weitergeleitet haben. Im Frühjahr 2016 waren Kompatscher und Rossi in Rom, wo es zu einem Treffen mit den Parlamentariern kam. Die zwei Landesregierungen hatten unseren Entwurf inzwischen überarbeitet, ohne wesentliche Änderungen vorzunehmen. Kompatscher und Rossi baten uns dann, den Entwurf im Parlament einzubringen – als Zeichen des mehrheitlichen politischen Willens in Südtirol und im Trentino. Das haben wir dann gemacht.

Was doch den Eindruck erwecken könnte als ob die Parlamentarier samt Landesregierungen am Konvent vorbeiarbeiten wollen? Wozu dient der Gesetzentwurf?
Bereits während der Sitzung mit Kompatscher und Rossi im heurigen Frühjahr habe ich ganz deutlich gesagt, dass dieser Gesetzentwurf nur einen Zweck hat.

Nämlich?
Zu zeigen, in welche Richtung es gehen könnte was die Kompetenzen anbelangt.

Es ist ein Zeichen, dass die beiden Autonomen Provinzen mehr Kompetenzen wollen.

Die Absicht war nicht, abseits vom Konvent eine Überarbeitung des Autonomiestatuts in Rom durchzubringen?
Das steht außer Frage. Der Punkt ist nämlich: Niemand glaubt daran, dass dieser Gesetzentwurf in der laufenden Legislaturperiode wirklich verabschiedet wird. Das würde auch absolut keinen Sinn machen, weil der Konvent ja daran arbeitet.

Sie sagen, es gibt keine Chance für eine rasche Umsetzung des Gesetzentwurfes. Was wollen die Sie und Ihre Kollegen dann konkret damit erreichen?
Wenn ein Gesetzentwurf nur dann eingebracht wird wenn er konkrete Chancen hat, verabschiedet zu werden, dann wären 99 Prozent der Gesetzentwürfe absolut sinnlos. Aber: Es gibt sehr wohl einen großen Unterschied zwischen schwammigen Ideen und manchmal ziemlich unwahrscheinlichen Vorschlägen, die auch von einigen Konventsmitgliedern eingebracht werden und einem Gesetzentwurf im Parlament.

Der da wäre?
Dieser Entwurf verhilft dazu, Weichen für eine spätere Diskussion zu setzen und gibt eine Art Richtlinie dafür vor. Es ist ein Zeichen, dass die beiden Autonomen Provinzen mehr Kompetenzen wollen. Wenn die konkurrierende Gesetzgebung abgeschafft wird, dann zeigen wir schon eine mögliche Richtlinie auf. Ansonsten bleiben Absichtserklärungen in Zeitungsartikeln und Interviews, die keinerlei politisches Gewicht haben. Aber der Konvent hat bei seinen Arbeiten total freie Hand.

Wenn wir das Autonomiestatut nicht anpassen, hat dann jemand wirklich gewonnen?

Bedeutet das, zusammengefasst, dass der Gesetzentwurf 2220 unter anderem dazu diente, die Arbeiten des Konvents aufzuwerten?
Absolut, hundertprozentig. Er sollte auch eine Arbeitsgrundlage für den Konvent darstellen. Seine Mitglieder können sich auf den Gesetzentwurf stützen und sagen: Ok, es gibt hier schon ein offizielles Dokument im Parlament, eingereicht von einer gewissen Anzahl von Senatoren, das ein politisches Gewicht hat und noch dazu vom Inhalt her realistisch ist. Eine Chance, dass der Entwurf im Parlament verabschiedet wird, gibt es aber wie gesagt keine.

Bereuen Sie, den Gesetzentwurf mit eingebracht zu haben?
Das war alles richtig so. Wenn sich der Konvent bewusst wird, dass er diese Arbeitsgrundlage hat und im Parlament auch schon die Weichen für eine Diskussion gestellt wurden, die notgedrungen in der nächsten Legislaturperiode stattfinden wird, dann glaube ich schon, dass eine Reform einfacher wird. Weil durch diesen Prozess auch politischer Konsens aufgebaut wird.

Warum spricht Riccardo Dello Sbarba dann von einem “blitz romano di un gruppetto di parlamentari”?
Das ist ein Beispiel für das Theaterspiel der Politik, wo man immer eine solche Sprache verwenden muss. Was sicher nicht konstruktiv ist.

Wie kommt Dello Sbarba dazu? Ebenso war Luis Durnwalder empört, als er von dem Gesetzentwurf gehört hat. Er meinte, er fühle sich als Konventsmitglied auf den Arm genommen.
Tja, leider gibt es hier auch ein anderes Problem.

Eine Reform des Autonomiestatus heißt nicht, dass inzwischen nichts gemacht werden soll.

Welches?
Neben der großen Politisierung unterschiedlicher Positionen auch innerhalb des Konvents einen großen Mangel an Kommunikation. Es ist leider eine Tatsache, dass es keine richtige Kommunikation zwischen der “offiziellen Politik” und dem Konvent gibt.

Woran liegt das?
Es liegt leider daran, dass viele Leute, angefangen bei der SVP-Führung, kein großes Interesse am Konvent und seinen Arbeiten zeigen. Das ist absolut schade, weil Südtirol nur zu gewinnen hat und nichts zu verlieren. Unser Problem ist aber: Egal ob die Verfassungsreform angenommen wird oder nicht, wir haben ein großes Problem wenn wir unser Statut nicht anpassen.

Es gibt sicher auch Personen, die überzeugt sind, dass sich die Parlamentarier und nicht der Konvent darum kümmern soll?
Es ist wichtig, dass man sich bewusst ist, dass dieser Gesetzentwurf wirklich als Hilfe und Unterstützung für die Arbeiten des Konvents zu betrachten ist. Andere sehen das anders. Etwa Karl Zeller, mit dem ich oft über darüber geredet habe. Er sagt, wir müssen realistisch sein und wenn etwas jetzt noch zu machen ist, dann sollen wir es versuchen. Die Zeiten des Konvents sind länger, während wir die Möglichkeit haben jetzt noch etwas konkret zu erreichen. Ich bin da vorsichtiger.

Aus welchem Grund?
Dafür haben wir ja die Durchführungsbestimmungen. Und da geht die Arbeit, wie ich finde, intensiv weiter. Eine Reform des Autonomiestatus heißt nicht, dass inzwischen nichts gemacht werden soll. Aber eben keine große Reform.

Wir sollten bei der Autonomiereform an einem Strang ziehen.

Sind Sie verärgert über die Polemik von Freitag?
Schauen Sie, vor ein paar Tagen hat Daniel Alfreider einen Gesetzentwurf zur Aufwertung der Vertretung der Ladiner vorgelegt. Da gibt es anscheinend keine Polemiken. Obwohl auch das ein Thema für den Konvent ist. Es geht nicht, dass man sagt, das Autonomiestatut soll bitte nicht angetastet werden – auch Durnwalder sagt immer: Lieber nix tun. Aber dann feststellen, naja, der Kompetenzteil ist nicht so gut geregelt, wir müssen was tun; die Vertretung der Ladiner müssen wir aufwerten; die Region, um Gottes Willen, die müssen wir abschaffen – all das setzt ja voraus, dass das Statut revidiert wird. Diese Logik verstehe ich einfach nicht, ich finde das absurd und kleinkariert. Aber das ist eben leider das Niveau unserer politischen Debatte hier in Südtirol. Im Trentino ist das anders.

Inwiefern?
Es gibt auch dort Polemiken, was ich richtig finde. Aber dort herrscht ein ganz anderes Diskussionsniveau. Auch haben dort alle Gruppierungen im Landtag für das Gesetz für die Consulta gestimmt. Es gab zwei, drei Enthaltungen aber keine Gegenstimmen. In Südtirol war es zum Teil die Mehrheit im Landtag, die hier Fehler gemacht hat. Bereits zum Beginn: Das Gesetz zum Konvent wurde nur von SVP und PD mitgetragen und es wurde nicht wirklich versucht, auch die politische Minderheit zu involvieren. Das war ein großer Fehler, insbesondere im Hinblick auf jene Minderheit, die das Gesetz hätte unterstützen können. Wie die Grünen zum Beispiel oder die 5-Sterne-Bewegung.

Viele Leute, angefangen bei der SVP-Führung, zeigen kein großes Interesse am Konvent und seinen Arbeiten.

Die Startschwierigkeiten des Konvent sind bekannt. Wo hapert es heute, mehr als sieben Monate nach Beginn des Beteiligungsprozesses am Autonomiekonvent?
Schade ist, dass, wie ich bereits erwähnt habe, die Kommunikation nicht funktioniert. Zum Beispiel spricht niemand von der SVP bei den offiziellen Gelegenheiten, die sich bieten, über die Wichtigkeit des Konvents. Leider, immerhin haben sie das ja auf die Beine gestellt. Der Konvent war Teil des Regierungsprogramms – und wenn die Regierung dann nicht dahinter steht, dann ist das, nun ja, etwas schade.

Als einer der “Väter” des Konvents schieben Sie jegliche Verantwortung von sich wenn diese Kommunikation nicht richtig funktioniert?
Nein, ich will nicht sagen, dass nur die anderen Schuld sind. Wir sind alle Schuld, wenn das nicht klappt. Vielleicht hätte bereits im Gesetz zum Konvent festgehalten werden sollen, dass ein regelmäßiger Austausch stattfindet. Mein Wunsch wäre es, dass es einmal ein Treffen zwischen Konvent und den Parlamentariern gibt und wir offen über diese Sachen diskutieren. Sonst reden die Mitglieder entweder mit der Presse oder sonst wo, was aber ziemlich wenig bringt.

Wenn der Konvent derart manipuliert wird, dann hat man von partizipativer Demokratie ziemlich wenig verstanden.

Ein solches Treffen hat es bisher nicht gegeben?
Nein. Im Konvent wurde nur über Sachen gesprochen wie etwa die Frage, ob man sich am Samstag Vormittag oder am Freitag Abend trifft. Das ist unser Niveau, leider. Das politische Klima ist einfach anders als, ich wiederhole mich, im Trentino. Bei uns streitet man über etwas, was uns allen wirklich schaden könnte. Wenn wir das Autonomiestatut nicht anpassen, hat dann jemand wirklich gewonnen? Wir sollten bei der Autonomiereform an einem Strang ziehen. Sicher, es wird immer die Opposition geben, die versucht, ein bisschen Chaos zu stiften; und jene, die die Loslösung von der Autonomie und die Unabhängigkeit wollen. Aber das ist das falsche Instrument.

Ist der Konvent zum Scheitern verurteilt?
Im schlimmsten Fall ist es trotzdem ein interessantes Experiment um zu sehen, wo wir in unserem Land demokratiepolitisch stehen. Vielleicht können wir uns darüber einige Gedanken machen.

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magda baur So., 04.09.2016 - 20:30

Der Konvent wäre eine gute Gelegenheit, echte grundrechtliche Probleme in Südtirol anzusprechen. So erlaubt beispielsweise das Höfegesetz die faktische Enterbung der sogenannten weichenden Erben, das sind in der Regel Frauen. "Der Bauer hat nur 1 Sohn", heißt es noch immer. Gerade in den Tallagen um Bozen und Meran bekommt dieser Sohn Millionenwerte, während die Töchter am Ende mittellos dastehen. Was ist hier mit dem Gleichheitsgrundsatz Artikel 3 der Italienischen Verfassung? Leben wir in einer modernen Demokratie oder in einem "Andreas-Hofer-Alpenstaat"? Ganz abgesehen davon, dass die Obstbauern Hunderttausende von Euro einnehmen, ohne darauf Steuern zu zahlen. Im Konvent werden Luftschlösser gebaut werden, und nichts wird sich ändern.

So., 04.09.2016 - 20:30 Permalink
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Klemens Kössler Mo., 05.09.2016 - 09:29

Antwort auf von magda baur

Frau Bauer hat das Thema verfehlt, im Autonomiekonvent geht es nicht um Bauernneid sondern darum wie wir unsere Zukunft gestalten und unser Land erhalten wollen.
Frau Bauer das Höfegesetz gibt es nicht nur in Südtirol und es ist auch kein Südtiroler Konstrukt, schon gar nicht hat es etwas mit unserer Autonomie zu tun.
Sehr wohl gibt es aber eine sehr gut funktionierende Landwirtschaft was natürlich zu Neid führt welchen Sie ganz offensichtlich tragen.

Mo., 05.09.2016 - 09:29 Permalink
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Livia Minnea Mo., 05.09.2016 - 12:16

Antwort auf von Klemens Kössler

Aber Herr Kössler! Selten einmal ein so verfehltes Posting gelesen. Haben Sie schon in das Autonomiestatut hineingesehen? Da ist der geschlossene Hof geregelt und da das Autonomiestatut Verfassungsrang hat, ist dieses Relikt aus dem Mittelalter bislang beibehalten worden. Frau Magda Bauer hat völlig recht: Der Konvent könnte etwas Sinnvolles machen, wenn er diese völlig unzeitgemäße Diskriminierung endlich beheben würde.
Herr Kössler: In Italien gilt - wie in allen modernen Demokratien - ein Gleichhheitsgrundsatz. Haben Sie davon schon mal was gehört? Und das hat mit "Bauernneid" überhaupt nichts zu tun. Auch dass Bauern - zumindest die reichen Obstbauern - endlich Steuern zahlen sollten, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Mo., 05.09.2016 - 12:16 Permalink
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Albert Hofer Mo., 05.09.2016 - 18:40

Antwort auf von Livia Minnea

Pardon, ich kann weder Baurs noch Minneas Beitrag inhaltlich nachvollziehen.

Zunächst mal ist im Autonomiestatut nicht "der geschlossene Hof geregelt". Im Autonomiestatut wird festgelegt, dass das Land Südtirol befugt ist, Gesetzesbestimmungen zu "geschlossenen Höfen" zu erlassen. Wie genau dann diese Bestimmungen aussehen, ist nicht Teil des Autonomiestatuts, sondern eines einfachen Landesgestzes. Das Konvent hat nicht Modifizierungen einfacher Landesgesetze zur Aufgabe.

Dann weiß ich ehrlich nicht, woher diese Geschichte mit den "weichenden Erben" und dem einzigen Sohn herkommt. Mir scheint, der Kenntnisstand ist hier veraltet. Das aktuelle Gesetz ist hier einsehbar: http://lexbrowser.provinz.bz.it/doc/de/lp-2001-17/landesgesetz_vom_28_n… Es ist komplett durchgendert, das Wort "Sohn" sucht man vergeblich.

Zuletzt zum Thema Landwirtschaft. Da ließe sich vieles sagen und debattieren, etwa: Wie will man das sehr variable und großer zeitlicher Verspätung und nach bereits getätigten Investionen eintrudelnde Einkommen eines Bauern besteuern? Wie erhält man eine wirtschaftlich sinnvolle Mindestgröße eines Betriebs? Aber das würde jetzt ausufern...

Mo., 05.09.2016 - 18:40 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 05.09.2016 - 19:10

Antwort auf von Albert Hofer

Was die gesetzlichen Bestimmungen betrifft, mögen sie wichtiges Wissen eingebracht haben. Den Absatz über die Besteuerung der Bauern hätten Sie sich sparen können. Wenn man will kann man das Einkommen des Landwirts wie jenes eines anderen Unternehmers bewerten. Es ist lächerlich, dauernd Ausreden zu finden, damit Landwirte - ich meine jetzt nicht Bergbauern mit bestimmten Erschwernispunkten, sondern gut verdienenden Tal-, Obst und Wein-Bauern - keine oder geringe Steuern bezahlen müssen.

Mo., 05.09.2016 - 19:10 Permalink
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Albert Hofer Mo., 05.09.2016 - 21:33

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ich vermute sehr stark, ich habe da etwas mehr Einblicke als sie (und nein, ich bin kein Bauer). Immer dasselbe: Jeder sieht die 5 Bauern, die Mercedes fahren und sich eine Villa bauen. Und die übrigen 100 Obst- und Weinbauern liegen leider unterhalb des Aufmerksamkeitsradars der Öffentlichkeit. Und nein, "normale" Unternehmer und Bauern sind leider eben nicht dasselbe, aber ich kann das hier nicht erschöpfend diskutieren. In einem Punkt kann ich sie aber beruhigen: Die Einkommensungerechtigkeiten Südtirols, Italiens, Europas, der modernen Welt und unsere gesamten Gesellschaft im Allgemeinen hängen eher nicht damit zusammen, dass 10 Hanseln im Unterland oder Überetsch angeblich zu wenig besteuert werden. Da gibt es ganz andere Fälle und Themenfelder von Bedeutung. Bei dem immer wieder aufflackernden Bauernhass könnte man aber genau den gegenteiligen Eindruck gewinnen.

Mo., 05.09.2016 - 21:33 Permalink
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Klemens Kössler Di., 06.09.2016 - 09:18

Die Frage ist wo geht es hin mit unserer Autonomie, kommen wir endlich vom Konstrukt der Region los, können wir uns von dem sinkenden Schiff Italien lösen oder müssen wir mit dem Dampfer voller Löcher und einer ineffizienten Kommandobrücke mit launischen Offizieren welche wie kleine Kinder streitend unweigerlich auf den Abgrund zusteuern.
Das kleine Südtirol sollte, so würde ich es mir wünschen, die Europaregion Tirol weiter ausbauen dürfen indem sich die Nationalstaaten weniger einmischen und ein Europa den Mut hat die europäischen Werte in eine Verfassung zu gießen.

Di., 06.09.2016 - 09:18 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Di., 06.09.2016 - 09:24

Lustig wie die Diskussion hier unten um total ein anderes Thema geführt wird als der im Artikel beschrieben.
Um wieder um Thema zu kommen. Ich glaube hier hat es schon ein wenig an der Kommunikation von Seiten der Parlamentarier zum Konvent gemangelt. Der Gesetzesentwurf, der schon seit 2015 in Arbeit ist, hätte ja von Anfang den Konvent präsentiert werden können. Die Frage ob dieser Konvent wirklich nicht viel mehr ist als ein Symposium von Träumern und recycelten Altlandeshauptmännern bleibt offen.

Di., 06.09.2016 - 09:24 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 06.09.2016 - 18:15

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Das Verhalten auch von Zeller und Berger war von vorneherein verdächtig! Welche Rollen spielen eigentlich noch die Kammer-Abgeordneten? Kaum etwas von Ihnen zu hören.
@ albert hofer
Ich glaube das Thema, das Magda Baur hier eingebracht hat, soll und kann schon Thema des Konvents sein. Es geht um soziale Gerechtigkeit und um Abschaffung von Privilegien für bestimmte Kategorien, konkret um die Landwirte. Sie sollen genauso wie anderen Personen und anderer selbständiger Erwerbstätige - unabhängig zum Rest-Italien - entsprechend ihren Einkommen Steuern bezahlen. Das muss man vielleicht zum Teil in Rom und zum Teil in Südtirol regeln.

Di., 06.09.2016 - 18:15 Permalink
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Klemens Kössler Di., 06.09.2016 - 20:01

Antwort auf von Sepp.Bacher

Das liebe Thema Steuergerechtigkeit, sofort soll die Landwirtschaft mehr zahlen wie immer. In ganz Europa hat die Landwirtschaft eine andere Besteuerung, aber den bei Nichtbauern in Südtirol ist dies ständig ein Dauerbrenner. Steuergerechtigkeit ist ein tolles Ziel aber jeder fordert dabei gleich dass der andere zahlen soll, die beste Steuergerechtigkeit ist wohl jene wenn alle weniger Steuern zahlen und dadurch auch weniger verschleudert werden kann.
Herr Bacher welches nutzen haben Sie wenn Ihre Mitmenschen mehr Steuern zahlen und welchen Nutzen haben Sie wenn Sie weniger zahlen ? Ich denke wohl das die einzige Gerechtigkeit die ist dass es weniger Steuern gibt und dadurch die ganze Sache vielleicht sogar transparent wird ansonsten sind es immer die Bauchgefühle welche uns sagen wer zu wenig und wer zu viel.

Di., 06.09.2016 - 20:01 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 06.09.2016 - 22:01

Antwort auf von Klemens Kössler

"....jeder fordert dabei gleich dass der andere zahlen soll .." Richtig wäre die Formulierung: dass der andere AUCH zahlen soll! Lohnempfänger sind die Einzigen, welche keine Steuerschlupflöcher haben. Bezahlen im Verhältnis auch die meisten Steuern.
Den Rest, den Sie schreiben, glauben sie wohl selbst nicht. Wenn alle gerechte Steuern bezahlen - im Prinzip - dann hat die Verwaltung mehr Geld zur Verfügung, oder alle bezahlen weniger. Beim Verschleudern meint man immer, es wird zu viel Geld für die "Anderen" oder "Anderes" ausgegeben.

Di., 06.09.2016 - 22:01 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 07.09.2016 - 14:14

Antwort auf von Sepp.Bacher

"Lohnempfänger sind die Einzigen, welche keine Steuerschlupflöcher haben."
Soll das heißen Sie hätten gern Steuerschlupflöcher? damit Sie Steuern hinterziehen können?
"Bezahlen im Verhältnis auch die meisten Steuern" von welchem Verhältnis sprechen Sie?
Steuerschuld zu haben heißt nicht gleich Steuern zahlen, der Gesetzgeber hat gerade in letzter Zeit sehr viele Möglichkeiten geschaffen um Lohnabhängige zu fördern indem sie die geschuldete Steuer nicht einzahlen müssen wenn sie dafür kleine Investitionen zugunsten der Energieersparnis tätigen. Wenn sie nun geschickt vorgehen bleibt von der errechneten Steuerschuld nicht mehr viel zum zahlen übrig sondern können einen beachtlichen Teil für private Investitionen tätigen.
Dass Lohnempfänger am meisten Steuern zahlen ist ein Slogan der Gewerkschaften welche selbst immer dabei tragen dass die Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber steigen was wiederum zu Lasten der Lohnabhängigen geht.
Mit zu viel verschleudert meine ich es wird zu viel ausgegeben ganz einfach weniger ausgeben ist mehr haben, es hat sich aber eingebürgert das Steuergeld ausgegeben wird bevor man es hat, das ist verschleudern.

Mi., 07.09.2016 - 14:14 Permalink