Gesellschaft | Zusammenleben

Fair Play

Die steigendenden Temperaturen heizen auch die ethnischen Spannung im Land an. Lasst uns damit aufhören, preschen nun die Italiener vor.

Bauen wir die Grenzen in unseren Köpfen ab: Eine Aufforderung, die in diesen Wochen und Monaten in vielen Facetten zu hören und zu lesen ist. Gebrauch davon machte an diesem Wochenende auch der SVP-Obmann. Philipp Achammer bezog sich dabei aber weder auf die  symbolische Brennengrenze noch auf seine Aufgaben als Integrationslandesrat, sondern auf die Nachwehen des samstäglichen EM-Spiels Italien gegen Deutschland. Dem hatten Achammer und seine Freundin Nicole Uibo am Samstag ">auf Facebook im Deutschland-Dress entgegengefiebert. Und damit offenbar Öl auf ein Feuer gegossen, das in der vergangenen Woche schon ausreichend neuen Brennstoff erhalten hatte. Immerhin war auf die Landtags-Diskussionen um die „Nazionale des Sudtirolo“  und die Abschaffung des Begriffs „altoatesino“ am Samstag im Konvent der 33 noch ein weiterer Vorstoß gefolgt, der so manchem als anti-italienisch aufstieß: Denn dort hatten sich Vertreter der deutschsprachigen Rechten mit Unterstützung von Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder einmal mehr für die Abschaffung der Region stark gemacht. „Mi chiedo a cosa servono provocazioni di questo tipo se non a irritare le persone e a mettere in cattiva luce la nostra autonomia“, kommentierte PD-Vertreter Roberto Bizzo. Olfa Sassi ging noch einen Schritt weiter: „Se verrà eliminata noi saremo in pericolo di essere sotto un regime di macro regione che parte da Monaco a Padova con capoluogo una città della Lombardia“, warnte die Vertreterin der italienischen Sprachgruppe im Corriere dell’Alto Adige.

Ein SVP-Obmann und Landesrat im deutschen Fußballdress war dann am Samstag so mancher und manchem zu viel. „Ein Südtiroler Politiker, der teilweise vom italienischen Topf frisst, sollte sich etwas in Zurückhaltung üben und nicht so ungeniert das deutsche Trikot zur Schau zu tragen, da er in Südtirol auch von Italienern gewählt wird“, heißt es da etwas unter dem Achammer-Selfie. „Spero che quando avrai la tua nazionale del sudtirol continuerai a tifare germania“, ätzte ein User. „Dann zieh doch aus“, ein anderer.

„Wann werden wir endlich kapieren, dass Fußball nichts, aber schon rein gar nichts mit Politik zu tun hat, oder besser gesagt zu tun haben sollte“, konterte der SVP-Obmann am Sonntag Abend. Es gebe 1000 Gründe, warum man der einen oder anderen Mannschaft die Daumen drückt, schreibt Achammer auf seiner Facebook-Seite. Und solange diese nicht benutzt werden, um bewusst zu provozieren, verletzen oder abzugrenzen, sei das auch gut so.

"Fair play" heißt etwas anderes - nebeneinander sitzen zu können, ganz egal welcher Fanreihe man angehört, und friedlich den Fußball zu feiern - denn es gibt nichts Schöneres als die Verständigung von Staaten und Nationen über den Sport!"

Verso un modello paritetico

Doch das Prinzip des Fair Play soll sich nicht nur auf die Welt des Sports beschränken. In diese Richtung kann ein Dokument interpretiert werden, dass Achammers Landesregierugs-Kollege Christian Tommasini im Konvent der 33 vorlegte. Darin macht sich die italienische Sprachgruppe über ihre Kulturvereine dafür stark, bei der Überarbeitung des Autonomiestatutes stark auf die Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt des Landes zu setzen. Um diese als kulturellen und wirtschaftlichen Wachstumsmotor zu nutzen, müssten laut dem Vorwort des italienischen Landesrates aber so gar manche bisherige Grenzen fallen.

„Ciò significa superare sempre di più i blocchi proporzionali e andare verso un modello paritetico di pari dignità nella partecipazione e nella rappresentanza, a partire dal settore culturale. La pariteticità può essere un elemento per valorizzare tutte le nostre culture in tutto il nostro territorio“.

Gerade in diesen Tagen scheint der Schritt dorthin groß zu sein. Doch vielleicht kann auch ein neuer Sportsgeist den Horizont erweitern.

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Marcus A.

Einmal davon abgesehen, dass es am Ende wirklich egal wem jemand seine Daumen drückt, gibt die "intelligente" Einschätzung etwaiger Folgen vom Landesrat für Bildung und Kultur sehr zu denken.......

Mo., 04.07.2016 - 11:40 Permalink