Politik | Sanität

Arnos Handbremse

Der plötzliche unbezahlte Wartestand von Andreas Fabi ist alles andere als freiwillig. Der Hintergrund: Landeshauptmann Arno Kompatscher hat ein Machtwort gesprochen.

Gut zwei Jahrzehnte lang war er einer der mächtigsten Männer im Südtiroler Gesundheitswesen. Diese Woche wurde Andreas Fabi vom Tagblatt der Südtiroler aber plötzlich zum Opfer dunkler Mächte hochstilisiert. Die Chefreporterin der Dolomiten fühlt sich bemüßigt im Kommentar auf der Titelseite den Lesern zu erklären, dass ein solcher Umgang mit dem langjährigen Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes wirklich nicht „menschlich“ sei.
Was aber ist passiert?
Seit 16. Juni 2015 ist Andreas Fabi in den unbezahlten Wartestand getreten. Vorläufig bis Ende des Jahres. Fabi selbst erklärt in dem Medien, dass es seine freiwillige Entscheidung war, doch zwischen den Zeilen schwingt im Dolomiten-Artikel und Kommentar eine andere Botschaft mit. Die Entscheidung war nicht ganz freiwillig.
Genau das entspricht auch der Wahrheit. Nur dürften die Hintergründe etwas anders gelagert sein, als die Opfer-Geschichte erahnen lässt.

Geschenk Nr. 1

Andreas Fabi war durchaus ein tüchtiger Generaldirektor, aber er wusste auch die Politik in seinem persönlichen Sinne einzuspannen. Als Vinschger war er jahrzehntelang in ein Gesundheitssystem eingebunden, das politisch von seinen Landsleuten geführt wurde. Und unter Vinschger versteht man sich eben leichter.
Andreas Fabi wusste dabei äußerst effizient seine persönlichen Rechte nicht nur zu verteidigen, sondern sich auch Sonderbehandlungen herauszuhandeln. Deutlich wird das an seinem Gehalt.
Fabi gehört seit vielen Jahren in der öffentlichen Verwaltung zu den absoluten Spitzenverdienern. 2014 erhielt der Sanitätsmanager 271.351,60 Euro Brutto. Im Steuerjahr 2013 verdiente Fabi sogar 393.676,57 Euro. Das lag daran, dass der Generaldirektor damals Rückzahlungen bekam.
In diesen Rückzahlungen findet sich ein großzügiges Geschenk, das die Landesregierung dem Sanitäts-General im Jahr 2011 machte.
2007 wurde ein Staatsgesetz erlassen, das verfügte, dass ein Generaldirektor nicht mehr Angestellter im eigenen Betrieb sein kann. Bis zu diesem Zeitpunkt war Fabi Angestellter im Wartestand. Das heißt die Pensions- und Abfertigungsregelung lief weiter, so als würde er als Führungskraft arbeiten.
Andreas Fabi musste deshalb kündigen und arbeitete fortan als Freiberufler. Das heißt, er muss seine Sozial- und Rentenbeiträge selbst einzahlen. Der Generaldirektor ist bis heute der Meinung, dass das eine Ungerechtigkeit ist. „Alle anderen Führungskräfte kosten den Sanitätsbetrieb weit mehr“, sagte Fabi im Juni 2015 zu salto.bz.
Als die Landesregierung am 19. Dezember 2011 den privatrechtlichen Arbeitsvertrag des Generaldirektors für weitere fünf Jahre erneuert, lässt der damalige Gesundheitslandesrat Richard Theiner in den neuen Vertrag eine Klausel einbauen. Der Generaldirektor bekommt rückwirkend eine fixe jährliche Ausgleichszahlung für die angebliche Verschlechterung seiner Rentenposition.

Geschenk Nr. 2

Mit der Übernahme der Sanitätsagenden durch Martha Stocker sind auch die Tage von Andreas Fabis gezählt. Die Sanitätslandesrätin sagt von Anfang an offen, sie wolle für ihre Sanitätsreform einen neuen Manager. Im November 2014 fällt die politische Entscheidung. Andreas Fabi erklärt, er wolle in die zweite Reihe zurücktreten.
Wie diese zweite Reihe allerdings aussieht, enthüllt salto.bz Mitte Juni 2015.
2013 wurde das Staatsgesetz, das Andreas Fabi zur Kündigung gezwungen hat, wieder abgeschafft. Andreas Fabi sucht deshalb um Wiederaufnahme in den Landesdienst an. Der Hintergrund: Damit läuft seine Rentenregelung als Beamter wieder weiter und der Sanitätsbetrieb kommt für seine Beitragszahlungen auf.
Der Sanitätsmanager soll als Verwaltungsinspektor in der 8. Funktionsebene im Sanitätsbetrieb Bozen wieder eingestellt werden. Es ist jene Verwaltungseinheit, in der er seine Karriere vor fast zwei Jahrzehnten begonnen hat.
Andreas Fabi handelt sich auch ein äußerst fürstliches Gehalt heraus: Er soll dieselbe Entschädigung wie der bestbezahlte Bezirksdirektor bekommen. Das ist Umberto Tait vom Sanitätsbetrieb Bozen und er erhielt 2014 176.514,81 Euro.
Weil eine Wiedereinstellung ab dem 65. Lebensjahr aber nicht mehr möglich ist, musste man die Operation im Stillen genau timen. Am 29. April 2015 fällte der Sanitätsbetrieb Südtirol den Beschluss „2015-A-000066“ mit dem Titel „Wiederaufnahme in den Dienst mit unbefristeten Arbeitsverhältnis als Verwaltungsinspektor“. Der Beschluss ist vom Vize-Generaldirektor Oswald Mayr unterzeichnet. Unmittelbar danach wird ein zweiter Beschluss gefällt mit dem neu eingestellte Verwaltungsdirektor in den Wartestand versetzt wird.
Acht Tage später feiert Fabi dann seinen 65. Geburtstag.

Die Handbremse

Obwohl Thomas Schael als neuer Generaldirektor bereits designiert ist, soll und will Andreas Fabi den Sanitätsbetrieb noch bis zur Amtsübergabe führen. Am 15. Juni 2015 tritt Schael sein Amt an.
Am nächsten Tag soll Andreas Fabi in sein neues Amt als Verwaltungsinspektor wechseln. Am 1. Juli 2015 beschließt das Führungsgremium des Sanitätsbetriebs den unbezahlten Wartestand Fabis rückwirkend mit 16. Juni 2015 zu unterbrechen. Damit steht Andreas Fabi wieder als Angestellter auf der Gehaltsliste des Sanitätsbetriebs.
Doch dann passiert etwas, was Andreas Fabi in seiner gesamten Karriere noch nie passiert ist. Die Politik sagt: Nein.

Doch dann passiert etwas, was Andreas Fabi in seiner gesamten Karriere noch nie passiert ist. Die Politik sagt: Nein

Ausgangspunkt ist der Beitrag „Der fünfte Bezirksdirektor“ auf salto.bz. Drei Tage vor der Amtseinführung von Thomas Schael enthüllt der Artikel die gesamten Hintergründe um die Wiederanstellung von Andreas Fabi. Die Opposition reagiert sofort.
Am 15. Juni 2015 bringt der Freiheitliche Pius Leitner im Landtag eine Anfrage mit demselben Titel ein. Sanitätslandesrätin Martha Stocker muss darauf noch antworten.
Die Geschichte löst aber auch in der SVP und in der Landesregierung Verwunderung, Kopfschütteln und Unbehagen aus. Vor allem bei Landeshauptmann Arno Kompatscher. Nach Informationen von salto.bz soll Kompatscher sehr klar und deutlich auch Andreas Fabi gegenüber erklärt haben, dass es so nicht gehe.
Deshalb hat sich der Sanitätsbetrieb Südtirol am 28. Juli 2015 erneut mit Fabis Wartestand beschäftigt und dem Ansuchen um Versetzung in den unbezahlten Wartestand vom 15. Juni bis zum 31. Dezember 2015 stattgegeben.
Aus „persönlichen Gründen“.

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Salto User
Sepp.Bacher Do., 06.08.2015 - 09:55

Zur Aussage: "Andreas Fabi (...) er wusste auch die Politik in seinem persönlichen Sinne einzuspannen. Als Vinschger war er jahrzehntelang in ein Gesundheitssystem eingebunden, das politische von seinen Landsleuten geführt wurde. Und unter Vinschger versteht man sich eben leichter." möchte ich noch präzisieren, dass nicht in erster Linie Fabi die Politik eingespannt hat, sondern dass Saurer - ein gebürtiger Prader - alle wichtigen Posten mit Vinschgern besetzt hat; in der Sanität eben mit Fabi, der damals als Bezirksdirektor in Meran nicht unumstritten war, Aber er war eben Vinschger!

Do., 06.08.2015 - 09:55 Permalink
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Profil für Benutzer Lorenzo Albarello
Lorenzo Albarello So., 09.08.2015 - 23:57

Bentornato a Franceschini, dopo l'articolo su Claudiana, credevo fosse passato con la Casta, devo ricredermi, se va a fondo vedra', che e' solo l'inizio, di favori ed incarichi ad amici e parenti senza requisiti e' pieno, per non parlare degli incarichi milionari ai pensionati, in particolare ex primari.......... almeno cosi pare, dagli addetti ai lavori........e chi osa parlare, va allontanato immediatamente

So., 09.08.2015 - 23:57 Permalink