„Integration kann nur so funktionieren“
Hellmuth Frasnelli will jede Polemik vermeiden. „Ich will weder jemanden kritisieren noch mich in die Politik einmischen“, sagt der bekannte Unternehmer. „Aber wundern muss ich mich schon.“ Immerhin ist es schon bald drei Monate her, dass Frasnelli dem Verein Volontarius im Beisein von Landesrätin Martha Stocker und dem Direktor der Landesabteilung Soziales die Schlüssel für seinen leerstehenden Hof im Grieser Lagederweg übergeben hat. 35 Flüchtlinge sollten dort so bald wie möglich eine Unterkunft finden. Der Bau- und Energieunternehmer selbst hatte auf eigene Kosten dafür gesorgt, dass der seit 15 Jahren leerstehende Zeilerhof so hergerichtet wird, dass die Bewohnbarkeit und sämtliche Kollaudierungen ausgestellt wurden. „Bei der Übergabe haben wir darüber hinaus erklärt, dass sie sich jederzeit melden sollten, falls es noch etwas braucht“, erzählt Frasnelli. „In einem Tag können wir die nötigen Handwerker hier haben.“
Doch seit Mitte Juni hat der Unternehmer nichts mehr vom Zeilerhof gehört. Und obwohl laut Frasnelli bei der Übergabe davon die Rede war, dass nur mehr Einrichtungsgegenstände fehlen, die in kurzer Zeit besorgt würden, steht die Immobilie in bester Bozner Lage bis heute leer. Wie ist das möglich, wenn die zuständige Landesrätin seit Wochen auf der Suche nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten ist und in der Landeshauptstadt allein mehr als 300 Menschen auf der Straße stehen, die unabhängig von den staatlichen Zuweisungen nach Südtirol gekommen sind?
Römische Bremsen....
Antworten darauf kamen am Montag umgehen aus dem Büro der zuständigen Landesrätin. Was die Asylwerber „fuori quota“ betrifft, scheint nach vielen anderen nun auch Martha Stocker der Meinung zu sein, dass die Situation dieser Menschen nicht mehr tragbar ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass für sie aus eigener Initiative Unterkünfte geschaffen werden, die mit jenen der staatlich zugewiesenen Asylwerber vergleichbar sind. Denn, wie die für Flüchtlingsfragen zuständige Landesrätin die „immer sehr zurückhaltende“ Vorgangsweise des Landes bei der Schaffung von Aufnahmeangeboten für die mittlerweile 300 Asylwerber begründet: Damit vermeide man Anziehungseffekte, die erfahrungsgemäß noch stärkere Bewegungen in Richtung von Grenzregionen wie Südtirol auslösen würden. Vielmehr sollten auch Flüchtlinge, die direkt in Südtirol einen Asylantrag stellen, im staatlichen Verteilungsschlüssel aufgenommen werden. Eine Forderung, die Landeshauptmann Arno Kompatscher bereits mehrfach in Rom deponiert habe. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum Migranten, die in Süditalien ankommen und Asylantrag stellen, auf die verschiedenen Regionen aufgeteilt werden, während solche, die spontan eine Region erreichen und dort Asyl beantragen, nicht aufgeteilt werden“, argumentiert Martha Stocker.
Auch was den Zeilerhof betrifft, schiebt die Landesrätin Rom den Schwarzen Peter zu. Die Verzögerungen bei der Beziehung des Hauses hätten mit baulichen Sicherheitsbestimmungen zu tun, die laut den staatlichen Auflagen vor allem bei Unterkünften für mehr als 25 Personen besonders streng seien. „Die diesbezüglichen staatlichen Vorgaben erscheinen uns zwar oft absolut unverhältnismäßig“, wird Stocker in der Aussendung zitiert. Aber es sei eine Tatsache, dass auch die Betreiber in Sachen Sicherheit sehr vorsichtig sind. „Denn bei eventuellen Problemen zählt leider mehr das Recht als die Vernunft“, so Stocker.
...oder Grieser Widerstand?
Ob damit all jene befriedigt sind, die hinter den Verzögerungen den Widerstand jener Anrainer vermuten, die einst Frasnellis Bauprojekt für den Zeilerhof gerichtlich vereitelten? Hellmuth Frasnelli selbst will solchen Spekulationen nicht zu viel Achtung schenken. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Nachbarn dort etwas dagegen haben sollten, dass armen Leute geholfen wird“, sagt der Unternehmer. „Und ich bleibe der Meinung, dass Integration sehr schwierig wird, wenn man diese Leute nur in Industriehallen und der Peripherie unterbringt.“ Vielmehr kann die auf drei Jahre angelegte Flüchtlingsunterkunft laut Frasnelli eine Bereicherung für ein Viertel wie Gries darstellen.
Öffentlich in Frage gestellt haben dies bislang vor allem CasaPound-Exponenten. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob und wie vehement ein etwaiger Widerstand von Grieser Bürgern ist. „Sich gegen so etwas zu wehren, wäre der ärgste Blödsinn“, nimmt Unternehmer Frasnelli vorweg. Populistische Ansagen, wonach er Flüchtlinge doch besser in oder neben seinem Wohnhaus unterbringen soll, prallen beim Unternehmer in jedem Fall ab. „Ich wohne selbst in einer einfachen Wohnung in der Altstadt, in der nicht einmal Platz dafür wäre“, antwortet er. „Und wer die Situation unter den Lauben und im Bahnhofpark kennt, der in meiner direkten Nachbarschaft liegt, weiß, dass ich genauso mit Flüchttlingen konfrontiert werde.“
„Es ist nicht nachvollziehbar
„Es ist nicht nachvollziehbar, warum Migranten, die in Süditalien ankommen und Asylantrag stellen, auf die verschiedenen Regionen aufgeteilt werden, während solche, die spontan eine Region erreichen und dort Asyl beantragen, nicht aufgeteilt werden“
Vielleicht weil im Süden monatlich, manchmal wöchentlich, Tausende Asylbewerber ankommen? Also manchmal frage ich mich wirklich ob die werten Politiker nachdenken bevor sie was sagen.
Otto Normalverbraucher würde
Otto Normalverbraucher würde die berechtigte Frage stellen: welche Richtlinien, bzw. Unterschiede, bestehen bei "der immer sehr zurückhaltenden Vorgangsweise des Landes" in der Akzeptanz von Aufnahmeangeboten im Hotel Alpi und im Zeilerhof ? Ohne vorzugreifen: keine Antwort ist die eindeutigste Antwort, die man bekommen kann.