Politik | Neuwahlen

Grödner Frühling

St. Ulrich rüstet sich für die Neuwahlen. "Lista Unica" hat ihre Kandidaten für das Bürgermeisteramt und den Gemeinderat präsentiert. Auch die Blauen treten an.

Die Grödner SVP wird sich am 15. November warm anziehen müssen. Nicht nur, weil die Temperaturen in St. Ulrich dann bereits an der Null-Grad-Grenze kratzen werden. Sondern weil die Volkspartei bei den in gut einem Monat anstehenden Neuwahlen ordentlich Konkurrenz bekommt. Stand die SVP am 10. Mai mit ihren 17 Kandidaten noch allein auf weiter Flur, bleibt ihr bei den kommenden Gemeinderatswahlen zumindest dieses Debakel erspart. Im Dorf hat sich seit dem demokratischen Tiefpunkt im Frühjahr einiges gerührt.


Bürgerbewegung will mitmischen

Als erste bewegten sich die Promotoren der Einheitsliste. In offenen Vorwahlen riefen sie die Bürger von St. Ulrich dazu auf, partei- und interessenübergreifend geeignete Kandidaten für den Gemeinderat vorzuschlagen. Diese sollten dann im November auf einer gemeinsam Liste, der “Lista Unica” antreten. “Mit der Einheitsliste wollen wir den Menschen eine alternative Idee von Politik, fern der Parteienlogik vermitteln”, so die Ursprungsidee der Arbeitsgruppe “Lista Unica”. “Weder Partei noch Bürgerliste” wollte man sein, sondern eine Bürgerbewegung. Als solche hat man sich inzwischen auch einen Namen gegeben: Als “Per la Lista Unica/Für die Einheitsliste” wird man sich den Wahlen im November stellen. Knapp einen Monat nach Abschluss der Vorwahlen stehen nun auch die Kandidaten, die auf der Liste antreten werden, fest.

Tobia Moroder: Er führt die Einheitsliste als Bürgermeisterkandidat an. Foto: Facebook

Als Bürgermeisterkandidat wird nicht Ivan Senoner, der bei den Vorwahlen am meisten Stimmen erhalten hatte, sondern Tobia Moroder antreten. Auf einer Sitzung unter den endgültigen 27 Kandidaten der Einheitsliste wurde der 33-jährige Angestellte im öffentlichen Dienst zum Kandidaten für das Bürgermeisteramt erkoren. Interessantes Detail: Tobia Moroder ist der Kusin von Lara Moroder, die als Bürgermeisterkandidatin für die SVP antritt. Die restlichen 26 Kandidatinnen und Kandidaten bilden ein Querschnitt durch die Gesellschaft im Dorf. Vom 23-jährigen Student über die 38-jährige Lehrerin und den 46-jährigen Maurer bis hin zum 59-jährigen Bildhauer sind alle vertreten. “Es ist uns gelungen, eine ausgewogene Gruppe an Kandidaten zu finden, die die wichtigsten Bereiche wie Tourismus, Wirtschaft, Kultur, Soziales und Kunsthandwerk, aber auch Landwirtschaft abdecken”, freuen sich die Promotoren der Einheitsliste.


Drei Alleingänge

Etwas Wehmut herrscht innerhalb der Gruppe jedoch darüber, dass man es nicht geschafft hat, alle politischen Kräfte im Dorf zu bündeln. “Neben einigen neuen Namen und neben den Promotoren der Initiative für die Einheitsliste wurden bei den Vorwahlen Kandidaten aller drei Parteien der letzten Legislaturperiode – SVP, Lista Urtijëi und Freiheitliche – gewählt”, teilt die Bewegung am Montag Vormittag mit. Doch trotz dem Versuch, mit der Volkspartei ins Gespräch zu kommen, hätten sich die SVP-Kandidaten geweigert, auf der Einheitsliste anzutreten. Und die Freiheitlichen? Die versucht es im Alleingang. Hatte man im Mai dieses Jahres noch Schwierigkeiten, Leute zu finden, die für die Blauen antreten wollten, scheint sich das Blatt inzwischen gewendet zu haben. Vor etwa zehn Tagen kündigten die Freiheitlichen an, in St. Ulrich für (noch) mehr Auswahl sorgen zu wollen. “Im Moment haben wir eine Kerngruppe von vier Leuten, doch wir sind noch mit anderen Bürgern im Gespräch”, informierte der Blaue Listenführer Manuel Kasslatter. “Wir bieten den Bürgern eine klare Alternative, wir haben konkrete Ideen und Vorschläge. Bei uns kauft man nicht die Katze im Sack”, kündigt er an.

“Eine transparente und bürgernahe Gemeindepolitik” ist auch eine Priorität der Kandidaten der Bürgerbewegung “Für die Einheitsliste”. Dort blickt man optimistisch auf November: “Wir haben eine motivierte Kandidatenliste, die mit viel Engagement der Wahl im Herbst entgegenblickt, in der Hoffnung das programmatische Ziel einer Einheitsliste, das heißt einer konstruktiven Zusammenarbeit auch nach den Wahlen, umsetzen zu können.” Mit der SVP, den Freiheitlichen und der Einheitsliste werden sich also drei politische Kräfte den zweiten Gemeinderatswahlen des Jahres im Grödner Hauptort stellen. Und St. Ulrich einen demokratischen Frühling bescheren – mitten im Herbst.