Gesellschaft | Frauenmagazin

Go Gana go

Zuwachs für Südtirols Webpublikationen: Das ladinische Frauenmagazin Gana feiert nach einer Schaffenspause seine Wiederaufstehung im Netz.

Schön ist es. Und mehrsprachiger als alle Portale, die sich wie auch salto.bz der Überwindung der Südtiroler Sprachzäune verschrieben haben. Ladinisch, Italienisch, Deutsch, Englisch, Russisch – für alle ist Platz im neuen Webmagazine von Gana. Acht Jahre nachdem die drei Journalistinnen bzw. Publizistinnen Lucia Gross, Ingrid Runggaldier und Olimpia Rasom beschlossen haben, sich den Luxus eines eigenen Frauenmagazins zu leisten, wagen sie erneut einen Sprung – und gehen nach einer Pause von mehr als zwei Jahren mit ihrem Produkt online.

Eine Lösung, die wie auch die 2012 eingelegte Gana-Pause, eng mit den Finanzierungsproblemen zusammenhängt, die so vielen Medienprojekten gemein ist. 21 Nummern hat das ladinische Frauentrio zwischen 2007 und 2012 herausgebracht, vier Ausgaben im Jahr, in einer Auflage von 4500 Stück und mit grafisch wie inhaltlich hohem Anspruch. Der Begriff Frauenmagazin stand bei Gana dabei nie für Schönheitstipps, Promi-Stories oder Modestrecken. Vielmehr ging es den drei Herausgeberinnen von Beginn an darum, ein Produkt zu schaffen, in dem sie ihre Lebensrealität und Interessen widergespiegelt fanden, in dem Frauenkultur und Frauenwissen geteilt werden. Ob in Sparten wie Politik und Wirtschaft, mit Porträts interessanter Frauen und Reiseerzählungen oder auch dem einen oder anderen ansprechenden Kochrezept.

Nicht unwesentlich ist dabei auch der sprachliche Aspekt: Denn in den ladinischen Tälern gibt es nur das Wochenmagazin Usc di Ladins – „und uns war es auch wichtig, hier mehr mediale Vielfalt zu schaffen“, sagt Ingrid Runggaldier. Doch wie die Übersetzerin, Buchautorin (Frauen im Aufstieg) und Filmemacherin gleichzeitig einräumt: die Vielfalt hat auch ihren Preis. Den hatten vor allem die drei Zeitungsmacherinnen zu bezahlen, die bereits ihre redaktionelle Arbeit mit Unterstützung eines über die Jahre gewachsenen Stocks an Mitarbeiterinnen ehrenamtlich machen. Zusätzlich mussten sie aber auch noch für jede Ausgabe die Finanzierung für Druck und Grafik auftreiben. Beim Vertrieb wurden sie von den Kollegen der Usc unterstützt, an die sich die vier Gana-Ausgaben bei der Verteilung anhängen durften. Dennoch war für das Herausgeberinnen-Trio 2012 klar: Jetzt ist erst einmal eine Pause angesagt.

"Andere gehen in ihrer Freizeit Skifahren oder Kartenspielen. Wir machen dagegen ein Magazin."

Mit der Vorstellung ihres neuen Produkts am vergangenen Donnerstag ist diese nun wieder offiziell beendet. Das Webmagazine Gana bietet gegenüber seiner Papierausgabe, die übrigens weiterhin einmal im Jahr erscheinen soll, nicht nur den Vorteil, keine Druck- und Vertriebskosten zu verursachen. Es bringt auch sprachlich und partizipativ neue Möglichkeiten mit sich. Wurden bisher Artikel von Mitarbeiterinnen oder Expertinnen, die auf Deutsch, Italienisch oder in anderen Sprachen verfasst waren, von den Redakteurinnen ins Ladinische übersetzt, sollen sie nun so weit wie möglich in der Originalsprache erscheinen. Neben jedem Text steht jedoch ein mehr oder weniger langer Abstract in einer der anderen drei Landessprachen - oder auch einmal auf Englisch. Somit wird Gana auch für seine vielen Sympathisantinnen außerhalb der ladinischen Täler lesbarer.

Von überall willkommen ist Partizipation. In eigenen Rubriken können Fotos oder Ideen und Gedanken veröffentlicht werden. Doch auch über Beiträge sind Lucia Gross, Ingrid Runggaldier und Olimpia Rasom dankbar. Denn ein Webmagazine lebendig zu halten, erfordert noch weit mehr Einsatz als vier Print-Ausgaben pro Jahr zu füllen. „Andere gehen in ihrer Freizeit Skifahren oder Kartenspielen“, sagt Runggaldier. „Wir machen dagegen ein Magazin.“ Wer sie dabei unterstützen will, kann das primär als „Freundin von Gana“ tun – für einen Jahresbeitrag von 10 Euro. Damit werden auch der Zugang zum reservierten Teil der Website sowie die aktive Teilnahme am Projekt möglich. Außerdem erhalten Gana-Mitfrauen die jährliche Printausgabe gratis und werden zu Veranstaltungen der Gruppe eingeladen. 

Doch wie bereits 2007 wagen sich die drei Herausgeberinnen auch diesmal ohne Sicherheitsnetz aufs Seil. „Es ist ein Experiment“, räumt Ingrid Runggaldier ein. Bei dem Leidenschaft und Freude, gemeinsames Tun und Bewegenwollen im Vordergrund stehen. „Go Gana go“, heißt der dynamische Slogan, den sich die Publizistinnen verpasst haben. Auf dass es gut für sie laufe.