Gesellschaft | Aufnahme

Auerer Ängste

In Auer sind Unterkünfte für 50 Asylwerber geplant. "Vernünftige Integrationspolitik schaut anders aus" sagt Gemeinderätin Stefanie Unterweger. Im Dorf ist man skeptisch.

Überrascht sei er gewesen als er von der Ankündigung erfuhr, dass in seiner Gemeinde Flüchtlinge aufgenommen werden sollen, gesteht Roland Pichler. Und mit dem Dorflisten-Bürgermeister von Auer der gesamte Gemeindeausschuss. Die Nachricht wurde den sechs Assessoren von den Zuständigen beim Land auf einem kürzlich stattgefundenen Treffen überbracht. Und seither brodelt es in Auer. Das Land will sich auf den erwarteten Anstieg der Flüchtlingszahlen vorbereiten. 50 Asylantragsteller plant man daher, in Auer unterzubringen. “Zu viele für eine solch kleine Gemeinde”, gibt Bürgermeister Pichler zu bedenken. Bereits jetzt, da die Nachricht noch frisch ist, habe er Ängste in der Bevölkerung verspürt. “Wir glauben, dass eine geringere Anzahl an Menschen leichter wäre zu integrieren”, sagt Pichler. Zum Vergleich: Im benachbarten Eppan, das annähernd vier Mal so viele Einwohner wie Auer hat, ist die Aufnahme von 52 Asylantragstellern geplant.

Auch die Bürgerliste “Insieme/Miteinander/Adum Auer” zeigt sich skeptisch und ablehnend. Nicht gegenüber der Aufnahme von Asylwerbern an sich, sondern gegenüber der Art und Weise, wie “von oben” Entscheidungen getroffen werden, ohne Miteinbeziehung der Gemeindeverwaltung. “Ich verschließe bestimmt nicht die Augen vor der Realität und angesichts der aktuellen Lage muss sicherlich jede Gemeinde ihren Beitrag leisten. Aber doch nicht so!”, empört sich Stefanie Unterweger, die für “Insieme/Miteinander/Adum Auer” im Gemeinderat sitzt auf Facebook. 50 Asylbewerber in einer Gemeinde mit 3.500 Einwohnern fernab des Dorflebens unterbringen sei nicht die Art von Integrationspolitik, die sie sich vorstelle. “Queste questioni vanno affrontate assieme alle amministrazioni comunali, affrontando tutte le problematiche che possono derivare da certe scelte”, ist auch Vize-Bürgermeister Stefano Sgarbossa sicher.


Roland Pichler: “50 sind zu viele für uns”. Foto: Gemeinde Auer

Geplant ist, dass die 50 Personen auf einem Areal nördlich des Auerer Bahnhofes untergebracht werden sollen, in noch zu errichtenden Strukturen. Unterweger macht einen Alternativvorschlag: “Vernünftige Integrationspolitik könnte meines Erachtens so funktionieren, indem man Asylanten in Wohnungen unterbringt, beispielsweise Wohngemeinschaften zu maximal 4 Mitgliedern gründet und dies verteilt auf das gesamte Provinzterritorium – in Proportion zu der Einwohnerzahl jeder Gemeinde.” Gelegenheit, ihre Kritik und Bedenken vorzubringen, aber auch genauere Auskünfte einzuholen, haben Stefanie Unterweger und die gesamte Auerer Bevölkerung am kommenden Dienstag, 12. April. Um 20 Uhr findet eine Informationsveranstaltung für die Bürger in der Aula Magna statt. Erwartet werden auch Soziallandesrätin Martha Stocker und Abteilungsdirektor Luca Critelli.

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Mensch Ärgerdi… Do., 07.04.2016 - 11:28

Wird dieses Areal dann die "tendopoli" von der gesprochen wird, oder werden Immobilien bzw. Container errichtet? In Tisens bei nicht mal 2000 Einwohnern wurden doch auch 40 Flüchtlinge untergebracht, von dort hört man gar nichts mehr, scheint also zu funktionieren.

Do., 07.04.2016 - 11:28 Permalink
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Michael Bockhorni Fr., 08.04.2016 - 12:58

trotzdem ist der Vorschlag mit den Wohnungen durchaus sinnvoll. Die Schutzsuchenden können dort selbständig leben, kommen dadurch auch mehr in Kontakt (und lernen die Sprache schneller) und die Betreuung kann sich auf die Hilfe zur Integration statt aufs Versorgen konzentrieren.

Fr., 08.04.2016 - 12:58 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 08.04.2016 - 13:26

Ich denke, dass die Größe eines Dorfes, einer Gemeinde, sicher ein Kriterium ist, das die Integration erleichtert. Diesbezüglich wären längst Leifers, Lana und Kaltern an der Reihe! Es stimmt aber auch, dass im kleinen Dorf Prissian samt dem nahe gelegenen Tisens das auch gut klappt. Außerdem soll bedacht werden, dass die Menschen, die auf politisches Asyl warten, nach Erhalt dessen, den Ort dann verlassen werden; also geht es nicht um eine dauerhafte Integration.

Fr., 08.04.2016 - 13:26 Permalink