"Ein großer Bluff, dem alle aufgesessen sind"
Rückzug vom Rückzug in letzter Minute: 21 Minuten vor Ablauf der Abgabefrist für Vorschläge zum Plan für die städtebauliche Umstrukturierung des Busbahnhofareals hat der Tiroler Investor René Benko doch noch ein Projekt eingereicht. Der Boxer bleibt also doch nicht in der Umkleidekabine, wie Erlebnishaus-Projektant Boris Podrecca befürchtet hat, der Boxkampf kann stattfinden.
Keinen Hehl aus ihrer Erleichterung darüber macht Bozens Urbanistik-Stadträtin Maria Chiara Pasquali: Durch den Vergleich von zwei unterschiedlichen Vorschlägen können die Stadt nur gewinnen, erklärte sie im Anschluss an die Abgabefrist. Nach all der Polemik und Selbstkritik innerhalb der Stadtregierung sieht die Urbanistikstadträtin Benkos Entscheidung auch als Bestätigung: "Die Gemeinde hat gut gearbeitet, die Rahmenrichtlinien, die im Beschluss vorgegeben wurden, erwiesen sich als für die Ausarbeitung von Projektvorschlägen geeignet." Ähnliche Töne auch von Bozens Vize-Bürgermeister und Wirtschaftsstadtrat Klaus Ladinser, der zuletzt kritisiert hatte, dass der Beschluss des Stadtrats eine faire Lösung für beide Interessenten verhindert habe. „Ich bin froh, dass zwei Projekte abgegeben wurden“, kommentierte er gegenüber salto.bz. „Nun gilt es, etwas Ordentliches für die Stadt daraus zu machen.“
Was passiert nun?
Der Weg dorthin? Innerhalb der kommenden zehn Tage muss Bürgermeister Luigi Spagnolli nun eine Dienststellenkonferenz einberufen. Das Gremium aus Führungskräften und TechnikerInnen von Land und Gemeinde hat dann 60 Tage Zeit, um die Vorschläge zu prüfen und eine Programmvereinbarung zu formulieren. Kein Zweifel besteht daran, dass sie dabei unter strenger Beobachtung stehen werden. So forderte SEL-Gemeinderat Guido Margheri bereits am Freitag Nachmittag maximale Transparenz und Unabhängigkeit von jeglicher Einflussnahme für die folgende Projektphase. „Mehrheit, Gemeinderat und VertreterInnen der Wirtschaft, des Sozialen und der Umweltverbände müssen in die Ausarbeitung der Programmvereinbarung eingebunden werden, die dann dem Gemeinderat vorgelegt wird.“
Dass sich die Signa-Gruppe in diesem Prozess nobel im Hintergrund halten wird, ist nicht zuletzt aufgrund der Pressemitteilung zu bezweifeln, die unmittelbar nach der Abgabe des Benko-Projekts aus Heinz Peter Hagers Büro versendet wurde. Darin wird erneut auf die Zweifel einiger Stadtratvertreter an der Fairness der Ausschreibungskriterien verwiesen. „Wir erwarten zwar nicht, dass der gesamte Prozess der Definition der Kriterien neu aufgerollt wird“, heißt es in der Aussendung, „dennoch appellieren wir an die Politik in Bozen, die eigene Einsicht und den politischen und ökonomischen Mut in Zukunft walten zu lassen und für ein modernes und attraktives Projekt in der Stadt einzutreten.“
Keine Überraschung bei Erlebnishaus GmbH
Und wie reagiert die Konkurrenz auf Benkos-Überraschungscoup? Der Sprecher der Erlebnishausgruppe Jakob Brugger wurde erst am späten Nachmittag auf dem Weg in den Urlaub von salto.bz über die Kehrwende der Signa-Gruppe informiert. „Benko? Ich weiß von nichts, ich habe den ganzen Tag keine Nachrichten gehört“, so seine erste Reaktion. Überrascht zeigte sich der junge Rechtsanwalt und Sohn von Siegfried Brugger dennoch nicht. „Das ändert für uns kaum etwas, denn wir sind immer davon ausgegangen, dass er doch noch einreicht.“ Ganz ähnlich die Reaktion von Georg Oberrauch. „Ich habe schon immer gesagt, das ist ein großer Bluff, dem alle aufgesessen sind“, sagt er. „Doch die Ehrlichkeit und die besseren Ideen werden gewinnen.“
Das ist wohl nur noch ein
Das ist wohl nur noch ein Provinz-Posse!
Die Politik spielt dabei noch eine herausragende Rolle. Nachdem Sie 30 Jahre den Garten vor dem Bahnhofsareal sträflich vernachlässigt hat, wollte sie ihn dann als Lösung Benko überlassen mit der Begründung, dass da was gemacht werden muss.
So wurde ein Lex-Benko erschaffen und die Gesamtsituation zwischen dem neuen Areal für das Kaufhaus, das Bahnhofsareal und die Lauben nicht betrachtet.
Dann wurde zurückgerudert, nachdem sich Widerstand von anderer Seite offenbarte. Das Gesatz wurde nochmals angepasst und die Politik versucht nun sich soweit wie möglich da raus zu halten um für sich eigenen Schaden abzuwenden.
Ob eines der Projekte in der Gesamtkomposition überhaupt Sinn macht ist am Ende immer noch offen.