Politik | Katalonien

Klare Mehrheit für eigenen Staat

1,6 Millionen Katalanen haben sich am Sonntag für die Unabhängigkeit von Spanien ausgesprochen. Das Votum hat jedoch vorerst nur Symbolkraft.

Update: Starkes Ja zu Unabhängigkeit von den Teilnehmenden desr nichtbindenden Volksabstimmung in Katalonien: Mehr als 2,2 Millionen der insgesamt 5,4 Millionen Stimmberechtigten nahmen daran teil; 80 Prozent votierten für einen eigenen Staat, der sich von Spanien abspalten sollen.  Zehn Prozent sprachen sich für die Bildung eines katalanischen Staates aus, der aber weiterhin zu Spanien gehören sollte. 4,6 Prozent stimmten gegen die Unabhängigkeit. Regionalpräsident Artur Mas wandte sich bei einer Pressekonferenz auf Englisch an ausländische Medienvertreter und bat um Unterstützung für sein Vorhaben. "Wir verdienen ein legales Referendum", sagte er.

Trotz schlechten Wetters und der bis zuletzt anhaltenden Ungewissheit hatten die Menschen in Barcelona und  900 anderen katalanischen Gemeinden am Sonntag geduldig in langen Schlangen gewarrtet, um ihre Stimme abgeben zu können. „Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, jetzt macht es mir auch nichts mehr aus, ob ich zweieinhalb Stunden im Regen stehe“, zitierte der Südtiroler Wahlhelfer Lukas Varesco vom Schützenbund einen 98-Jährigen.

Auch Bayern-Trainer Pep Guardiola habe am Votum teilgenommen. „Wenn so viele Menschen abstimmen wollen, gibt es keine Gesetze, die sie daran hindern können“, wurde der Trainer zitiert, der nach dem 4:0-Sieg im Spiel gegen Eintracht Frankfurt eigens in seine Heimatstadt zurückgeflogen war, um an der Befragung teilzunehmen.

40.000 freiwillige HelferInnen

Befragt wurden die Katalonen gleich doppelt: zu der Frage, ob ihre Region ein Staat sein soll, und zu der Frage, ob dieser Staat unabhängig sein sollte. Obwohl die Katalanen ähnlich wie die Schotten ein bindendes Referendum über ihre Unabhänigkeit abhalten wollten, ist nun ein so genannter Prozess der Bürgerbeteiligung daraus geworden. Das spanische Verfassungsgericht hatte die Abstimmung aufgrund einer Verfassungsklage der spanischen Zentralregierung sogar untersagt. Doch der katalanische Regierungschef Artur Mas hielt daran fest. Schließlich tolerierte die Regierung in Madrid die Abstimmung, sofern sich die katalanische Regierung nicht an deren Organisation beteiligt. Die übernahmen schließlich 40.000 freiwillige HelferInnen – darunter auch eine 5-köpfige Delegation des Südtiroler Schutzesbundes und ein Vertreter der Südtiroler Freieheit. Auf der Facebook-Seite „Iatz“  des Schützesbundes wird seit dem Wochenende live aus Barcelona berichtet. 

Ministerpräsident Rajoy hatte schon vor Bekanntwerden des Ergebnisses noch einmal kla gemacht, dass die Abstimmung keinerlei politische Auswirkungen haben werde. "Solange ich Regierungschef bin, wird die Verfassung eingehalten", bekräftigte er. "Niemand wird die Einheit Spaniens zerbrechen."