Politik | Sanität

Der fünfte Bezirksdirektor

Der Sanitätsbetrieb zahlt jetzt gleich zwei neue Führungskräfte. Den neuen Generaldirektor Thomas Schäl und dessen Vorgänger Andreas Fabi. Die Hintergründe.

Dass jemand genau eine Woche vor seinem 65. Geburtstag in einer Spitzenposition der öffentlichen Verwaltung angestellt wird, klingt in Zeiten wie diesen wie ein Märchen.
Für Andreas Fabi ist dieses Märchen wahr geworden.
Der scheidende Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes feierte am 7. Mai 2015 seinen 65. Geburtstag. Am 29. April 2015 fällte der Sanitätsbetrieb Südtirol den Beschluss „2015-A-000066“ mit dem Titel „Wiederaufnahme in den Dienst mit unbefristetem Arbeitsverhältnis als Verwaltungsinspektor“. Der Beschluss ist vom Vize-Generaldirektor Oswald Mayr unterzeichnet. Der Grund dafür ist einfach: Die Maßnahme betrifft Andreas Fabi persönlich.
Mit dem Beschluss wird der 64 Jahre und 51 Wochen alte, hochbezahlte Manager als Angestellter in den öffentlichen Dienst wiederaufgenommen. Auf dem Papier wird Andreas Fabi in Zukunft als Verwaltungsinspektor in der 8. Funktionsebene im Sanitätsbetrieb Bozen tätig sein.
Auf dem Papier. Denn unmittelbar nach diesem Beschluss fällt an diesem Tag eine zweite Entscheidung, die den scheidenden Generaldirektor betrifft. Das Führungsgremium der Südtiroler Sanität beschließt unmittelbar nach der Wiedereinstellung Fabis dessen Versetzung in den Wartestand.
Ich wurde nicht bevorteilt, sondern ich habe nur das bekommen, was mir zusteht“, sagt Andreas Fabi, wenn man ihn direkt danach fragt, ob diese Sonderbehandlung überhaupt rechtens ist.
Schaut man sich die Hintergründe an, so kann die Frage nach der Sonderbehandlung durchaus auch anders beantwortet werden.

Fabihafte Karriere

Andreas Fabi kann auf eine imposante berufliche Karriere zurückblicken. Nach der Pflicht- und Oberschule im Vinschgau, unterrichtet der geborene Malser Mathematik im Lyzeum Schlanders und in den Mittelschulen Schlanders und Mals. Danach arbeitet er drei Jahre lang als Beamter im Zollamt in Taufers im Münstertal. Nebenbei studierte Fabi in Bologna Rechtswissenschaften, wo er 1978 promoviert.
Ein Jahr später beginnt sein Aufstieg im Südtiroler Gesundheitswesen. Ab 1979 ist Andreas Fabi zweieinhalb Jahre lang Leiter der Personalabteilung und Vize-Verwaltungsdirektor des Regionalkrankenhauses Bozen. Danach steht er 10 Jahre lang als Personalchef und Vize-Verwaltungsdirektor der Sanitätseinheit Bozen vor.
Von November 1992 bis März 1994 ist Fabi als außerordentlicher Verwalter der Sanitätseinheit West tätig, am 1. April 1994 wird er zum Generaldirektor des Sanitätsbetriebes Meran ernannt. Dort bleibt er über 12 Jahre, bis er den Schritt nach ganz oben schafft. Mit 1. Jänner 2007 wird Andreas Fabi zum ersten Generaldirektor des Sanitätsbetriebes Südtirol.
Dass der Sanitäts-Manager zwischenzeitlich nebenberuflich als SVP-Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Tisens vorsteht, dürfte seiner Karriere nicht abträglich gewesen sein.

Das Weihnachtsgeschenk

Andreas Fabi gehört seit vielen Jahren in der öffentlichen Verwaltung zu den absoluten Spitzenverdienern. 2014 erhielt der Sanitätsmanager 271.351,60 Euro Brutto. Im Steuerjahr 2013 verdiente Fabi sogar 393.676,57 Euro. Das lag daran, dass der Generaldirektor damals Rückzahlungen bekam, die sich über die Jahre angesammelt hatten.
Was man aber nicht öffentlich sagt: In diesen Rückzahlungen findet sich auch ein großzügiges Geschenk, das die Landesregierung dem Sanitäts-General im Jahr 2011 machte.
Andreas Fabi hat seit langem ein Problem. 2007 wurde ein Staatsgesetz erlassen, das verfügte, dass ein Generaldirektor nicht mehr Angestellter im eigenen Betrieb sein kann. Bis zu diesem Zeitpunkt war Fabi Angestellter im Wartestand. Das heißt die Pensions- und Abfertigungsregelung lief weiter, so als würde er als Führungskraft arbeiten.
Andreas Fabi musste deshalb kündigen und arbeitete fortan als Freiberufler. Das heißt, er muss seine Sozial- und Rentenbeiträge selbst einzahlen. Der Generaldirektor ist bis heute der Meinung, dass das eine Ungerechtigkeit ist. „Alle anderen Führungskräfte kosten den Sanitätsbetrieb weit mehr“, argumentiert Fabi.
Denn das Angestelltenverbot gilt nicht für den Sanitätsdirektor und die anderen Führungspositionen. Das heißt, dort sind Ärzte tätig, die zwar ein Managergehalt kassieren, aber als Primar weiterhin vom Betrieb sozial- und rentenversichert werden.
Fabi hat dieses Leid seinen politisch Vorgesetzten so lange geklagt, bis man ein Einsehen hatte.
Am 19. Dezember 2011 erneuerte die Landesregierung den privatrechtlichen Arbeitsvertrag des Generaldirektors für weitere fünf Jahre. Dabei machten Richard Theiner & Co Andreas Fabi ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. In den neuen Vertrag wurde eine Klausel eingebaut, mit der der Generaldirektor eine fixe jährliche Ausgleichszahlung für die angebliche Verschlechterung seiner Rentenposition bekommt.
Im Vertrag heißt es:

„Dem Generaldirektor steht außerdem ein Betrag zu, welcher der Differenz zwischen den theoretischen Beitragszahlungen zu Lasten des Sanitätsbetriebes, für den Anteil des ihm zustehenden Entgeltes, wie oben festgelegt, bei abhängigem Arbeitsverhältnis, ausgedehnt auch auf die Behandlung der Abfertigung INPDAP, und den effektiv vom Sanitätsbetrieb eingezahlten Beträgen, gemäß den geltenden Bestimmungen für die Eintragung in die getrennte NIFS Führung, entspricht“.

Doch damit ist noch nicht genug.

Die Wiederanstellung

Mit dem Wechsel des Sanitätsbereichs von Richard Theiner zu Martha Stocker wurde schnell klar, dass auch die Tage von Andreas Fabi als Generaldirektor gezählt sind. Im November 2014 war es dann soweit. Es wurde öffentlich bekannt, dass im Frühsommer 2015 ein neuer Generaldirektor kommen und Andreas Fabi in „die zweite Reihe“ zurücktreten wird.
Am kommenden Montag tritt der neue Generaldirektor Thomas Schäl sein Amt an. Dann wird Andreas Fabi wieder Angestellter des Sanitätsbetriebes sein. Er hat die vertraglich vorgesehene Probezeit bereits abgeleistet. Auf dem Papier wenigstens.
Denn 2013 wurde das Staatsgesetz, das Andreas Fabi zur Kündigung gezwungen hat, wieder abgeschafft. Es ist dann auch die Grundlage, dass man den Generaldirektor jetzt wieder in den Landesdienst aufnehmen kann.
Der Hintergrund ist auch hier vor allem die Rentenregelung. Denn damit läuft die Angestelltenrente Fabis wieder weiter. „Ich habe bereits über 33 Beitragsjahre“, sagt Fabi zu salto.bz. Er dürfte damit spätestens bis Ende 2016 jene Jahre zusammen bekommen, die er für die Rente braucht.

Ich hätte auch auf die Einhaltung meines Vertrages bestehen können, dann wäre es dem Betrieb viel teurer gekommen

Gut verhandelt

In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass der neue Generaldirektor Thomas Schäl nur mehr 240.000 Euro verdienen wird. Was man aber bei der Sparnachricht vergessen hat: Dazu kommt für die nächsten eineinhalb Jahre auch ein fürstliches Gehalt für Andreas Fabi.
Der scheidende Generaldirektor hatte einen Vertrag bis Ende 2016. Fabi hat sich den freiwilligen Ausstieg aus diesem Vertrag vergolden lassen. „Ich habe gut verhandelt“, sagt er selbst offen.
So hat sich Andreas Fabi nicht nur die Wiedereinstellung eingehandelt, sondern auch festlegen lassen, was er in den nächsten eineinhalb Jahren tun wird. In seiner neuen Position wird sich der scheidende Generaldirektor vor allem um drei Bereiche kümmern:

  • Personal- und Gewerkschaftsangelegenheiten

  • Die Hofübergabe an seinen Nachfolger

  • Mithilfe am Reformprozess der Südtiroler Sanität.

Dazu kommt ein wirklich lukratives Gehalt. Fabis Forderung: Er will dieselbe Entschädigung wie der bestbezahlte Bezirksdirektor. Das ist Umberto Tait vom Sanitätsbetrieb Bozen und er erhielt 2014 176.514,81 Euro.
Dieses Gehalt bekommt jetzt auch Andreas Fabi. Er selbst sieht darin kein Problem: „Ich hätte auch auf die Einhaltung meines Vertrages bestehen können, dann wäre es den Betrieb viel teurer gekommen“.
Mag diese Begründung rein rechnerisch stimmen, so ist die ganze Aktion politisch doch äußerst fragwürdig. Seit langem redet man von Rationalisierung, Sparmaßnahmen und einen groß angekündigten Stellenabbau an der Spitze der Sanititätsbetriebe.
Mit dieser Lösung aber passiert genau das Gegenteil. Ab kommender Woche wird Südtirols Sanität neben einem Generaldirektor nicht mehr vier, sondern fünf Bezirksdirektoren auf dem Gehaltszettel haben.
Auch so kann man Südtirols Sanität reformieren.

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Oskar Egger Fr., 12.06.2015 - 07:22

Ich frage mich immer wieder, wie sich jemand das zurechtlegt, daß ihm sowas zusteht. Welche Hybris muß einen Menschen antreiben in der Bewertung des eigenen Tuns? Welche Wichtigkeit schreibt da jemand der eigenen Person zu? Und wie kann jemand ruhig schlafen, der solche Summen kassiert (ausgeben kann er sie ja nicht), während seine Untertanen wegrationalisiert werden?

Fr., 12.06.2015 - 07:22 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 12.06.2015 - 09:20

Fabi: „Ich habe bereits über 33 Beitragsjahre“. Wie kann das sein? Er ist seit 1979 im Sanitätsdienst, das währen schon mal 36 Jahre; plus die Jahre, die er vorher in der Schule und beim Zoll gearbeitet hat. Warum kann er nicht direkt pensioniert werden?

Fr., 12.06.2015 - 09:20 Permalink
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G G Fr., 12.06.2015 - 11:44

UNGLAUBLICH... immer wieder unglaublich, welche Auswüchse unsere moderne Gesellschaft mittlerweile auch hier im kleinen Südtirol hervorbringt...

Im Großen ziehen grad die Mächtigsten während der Bilderberg-Konferenz in Telfs mal wieder an den Fäden, aber im Kleinen läuft es hier in unserem idyllischen Ländchen ganz genau so schräg.

Fr., 12.06.2015 - 11:44 Permalink