Neuen Gegenwind für die in knapp zwei Monaten anstehenden Gemeinderatswahlen bekommt Luigi Spagnolli nicht nur durch die unerwartete Wieder-Kandidatur seines alten Gegenspielers Giovanni Benussi. Auch aus den eigenen Reihen bläst ihm eine raue Brise entgegen. Seine Koalitionspartner gehen hart mit dem Bozner Bürgermeister ins Gericht: “Inakzeptabel” seien die von Spagnolli gegen Teile seiner aktuellen Mehrheit ausgesprochene Diktate.

“Li rispediamo al mittente” – zurück an den Absender–, so heißt es in einer Aussendung der Stadträte Patrizia Trincanato (Grüne) und Luigi Gallo (Rifondazione Comunista). Diese waren von Spagnolli wegen ihres hartnäckigen Widerstands gegen das Kaufhaus-Bozen-Projekt als Initiative eines Privaten kritisiert worden. “Se su questo punto non ci saranno possibilità di mediazione, saranno i miei compagni rossi e verdi a tirarsi fuori dalla coalizione”, hatte BM Spagnolli Mitte der Woche auf einer Pressekonferenz verkündet. Und prompt ein Wahlbündnis mit dem jungen Apotheker Matteo Bonvicini heraufbeschworen. Neben Bonvicini wird auch Robert Oberrauch auf der Bürgerliste antreten. Der ehemalige Profi-Hockey-Spieler war bereits bei den Wahlen 2010 für das Mitte-Rechts-Lager als Bürgermeisterkandidat angetreten, hatte damals aber gegen Spagnolli verloren.

Wenn Gigi Spagnolli  ein „Benko Ja oder Nein“ tatsächlich zur Gretchenfrage macht und damit Benkokritiker in seiner Regierungs-Koalition von vorneherein ausschließt, dann hat er von mir und meiner Ratsfraktion gleich ein NEIN.
(Rudi Benedikter)

“Il Sindaco e il suo Partito sono ancora disposti a una coalizione di centrosinistra?” Diese Frage stellen sich neben Trincanato und Gallo auch die restlichen Regierungspartner Spagnollis: Tobe Planer und Wally Rungger von den Grünen, Rudi Benedikter (Projekt Bozen-Grüne), Guido Margheri und Matteo degli Agostini von Sel und Oreste Galletti (Rifondazione Comunista) – allesamt Unterzeichner des Aufrufs an Spagnolli, einen neuen Plan für die strategische Entwicklung Bozens zu entwerfen. Einen, der im öffentlichen Interesse sei. Dabei stellen sie klar: “Niemand von uns ist gegen die physiologische und notwendige Zusammenarbeit mit den Privaten, wenn diese in einer öffentlichen, gesamtheitlichen und langfristigen Planung erfolgt.” Das Stadtentwicklungsprogramm für die nächsten fünf Jahre könne sich einfach nicht nur auf die Frage der PSU (Pläne für eine städtebauliche Umstrukturierung) und des “privilegierten Verhältnisses” zu privaten Investoren und Unternehmern beschränkt werden. “Aus diesem Grund haben wir zu jedem Anlass und an allen Stellen gegen den PSU von Benko und die ‘kleine Reform’ des städtebaulichen Gesetzes gestimmt”, betonen Spagnollis Koalitionspartner.

Ein klares Zeichen setzten sie am Donnerstag Abend. Die Stadträte Trincanato und Gallo sowie Gemeinderatspräsident Margheri nahmen nämlich an der von den Kaufhausgegnern organisierten Demonstration am Rathausplatz teil. Und doch bekunden sie dem Bürgermeister ihre Bereitschaft, sich nach wie vor mit ihm an einen Tisch setzen zu wollen, um über ein gemeinsames Programm zu befinden: “Siamo pronti e non da oggi a confrontarci su un programma che al momento ancora non c'è e che non si vede all'orizzonte nonostante ripetute richieste.” Ob sich der eisige Wind noch legen und einer milden Brise weichen wird? Oder werden die Ökosozialen einen eigenen Kandidaten ins Rennen um den Bürgermeistersessel schicken? Einen entsprechenden Hinweis lieferte die Grünen-Vorsitzende Brigitte Foppa – man könne sich durchaus vorstellen, mit einem Kandidaten aus den eigenen Reihen im Mai anzutreten.

Der Reigen jener, die sich um den Posten als Bozner Bürgermeister bewerben, hat indes erneut Zuwachs bekommen: Die Lega Nord wird den 32-jährigen Freiberufler Carlo Vettori ins Rennen schicken.