Politik | Umweltschutz

Eigentor am Brenner?

Der Staatsrat hat den Bau des Windparks am Sattelberg verboten. Nordtirol plant jetzt genau dort die Errichtung von doppelt so vielen Windrädern.

Der Pyrrhussieg ist ein mit letzter Kraft errungener Sieg, der einem so viele Verluste einbringt, dass man leichter verloren hätte. Südtirols Umweltschützer könnten jetzt einen solchen Pyrrhussieg eingefahren haben.
Vor zwei Wochen jubilierte man: Der Staatsrat hat einen Rekurs des italienischen WWF und des österreichischen Alpenvereins gegen die Südtiroler Landesregierung und die Leitner-Windfirma „WPP Uno Spa“ angenommen. Es geht dabei um den von der Landesregierung genehmigten Windpark am Sattelberg am Brenner. Laut Meinung der Richter am höchsten italienischen Verwaltungsgericht sei die Errichtung von 19 Windrädern unmittelbar an der Grenze zu Nordtirol so nicht rechtens. Einer der Entscheidungsgründe der Richter ist die Tatsache, dass Südtirol die Gegenargumente Nordtirols zuwenig berücksichtigt habe.
Was aus umweltschützerisches Sicht eigentlich ein Hochamt sein sollte, könnte sich jetzt aber als unglaubliches Eigentor herausstellen.

Nordtiroler Plan

Auch in Nordtirol werden die Forderungen zur Nutzung der Windenergie immer lauter. Aus diesem Grund hat die Tiroler Landesregierung am 13. März 2012 einen Masterplan und Kriterienkatalog zur besseren Einschätzung des Windkraftpotentials in Tirol angeregt, die der Landespolitik dann als Entscheidungsgrundlage dienen sollen. Der Tiroler Landtag trägt diese Initiative voll mit. Am 9. Mai 2012 wurde eine Entschließung verabschiedet mit der die Tiroler Landesregierung aufgefordert wird, „Grundlagen für die Windkraftnutzung in Tirol zu erarbeiten, auf deren Basis Voraussetzungen für die Errichtung von Windkraftanlagen in Tirol definiert werden können. Neben energiewirtschaftlichen Kriterien sollten auch andere Aspekte wie Nachhaltigkeit, Naturverträglichkeit, Raumordnung und Baurecht sowie Landschaftsästhetik einfließen und entsprechend bewertet werden.
Seit Ende Juli 2014 steht diese Studie. Der „Raumordnungsplan Windenergie in Tirol“ wird demnächst in der Nordtiroler Landesregierung behandelt werden. Ausgearbeitet von einer sechsköpfigen Steuerungsgruppe und zehn amtsinternen und auswärtigen Experten, kommt die Studie zu einem sehr eindeutigen Schluss: Die besten Voraussetzungen und der sinnvollste Ort in Tirol zur Errichtung eines Windparks ist der Sattelberg am Brenner.

Windpark Sattelberg

Bereits das Titelbild der Studie zeigt wohin die Reise geht. Auf den Bergkamm zwischen dem Sattelberg und dem Steinjoch sind elf Windräder eingezeichnet.
Die Experten legen in der Studie zum Windpotenzial in Tirol dar. Wörtlich heißt es in dem Plan: „Unabhängig vom jeweiligen Bezirk werden energiewirtschaftlich nutzbare Windpotenziale in Tirol jedoch erst ab einer Seehöhe von etwa 1.800 m erreicht“. Errechnet haben die Experten, dass Dreiviertel des Windpotenzials südlich des Inntales und Innsbruck liegt. Die optimale Lage: 35 Prozent Hangneigung und über 2.000 Meter Höhe.
Der idealste Ort: Der 2115 Meter hohe Sattelberg. Laut Informationen von salto.bz fasst die Nordtiroler Landesregierung dort an der Grenze zu Südtirol die Errichtung von 36 Windkrafträdern ins Auge.
Demnächst soll in der Regierung der Plan zur Sprache kommen.

Absurde Situation

Fällt diese Entscheidung, dann muss sich auch der Österreichische Alpenverein fragen, in welchem Auftrag er die Klage vor dem Bozner Verwaltungsgericht und dem Staatsrat eingereicht hat. Während man die Südtiroler Pläne blockiert hat, könnte uns dann der Nordtiroler Nachbar die Windräder vor die Nase bauen.
Und Südtirols Berge sind gerettet.

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klemens hacht Di., 14.10.2014 - 12:38

damit hätten wir das erste und wahrscheinlich letzte abschreckungsbeispiel dieser art in den alpen direkt vor unserer nase. aber gar so waghalsig schätze ich die nordtiroler nicht ein.

Di., 14.10.2014 - 12:38 Permalink