Wirtschaft | Tourismus

Wohin soll die Reise gehen?

Warum bocken einige Tourismusverbände bei der geplanten Neuordnung der heimischen Tourismusorganisationen? Weil ein schlüssiges Konzept fehlt, sagt Dieter Wurmböck.

Eine solide Finanzierungsbasis, eine effizientere Vermarktung: Was hat der Präsident des Tourismusverbandes Hochpustertal gegen diese Ziele der Neuordnung von Südtirols Tourismusorganisationen einzuwenden, Herr Wurmböck?
Dieter Wurmböck
: Grundsätzlich gar nichts. Der Tourismusverband Hochpustertal ist klarerweise an Verbesserungen, Optimierungen und einer Steigerung der Effizienz interessiert. Das Problem ist aber, dass uns bislang kein schlüssiges Gerüst vorgelegt wurde, wie das erreicht werden soll.

Immerhin sitzt der Landesverband der Tourismusorgansiationen (LTS) aber auch in der Steuerungsgruppe, die seit Monaten an der Neuorganisation bastelt. 
Dennoch wurden uns Monat vor Monat wieder andere Gerüste vorgelegt. Der Landesregierung ist es bislang einfach nicht gelungen, zu vermitteln, was wirklich ablaufen soll. Wir wissen nicht, wie die Finanzierung laufen soll, was mit überflüssigem Personal  oder der LTS passieren soll. Das wird alles  in den Raum geworfen, aber ohne konkrete Vorstellungen zu vermitteln. Und niemand kann von uns verlangen, dass wir die Neuorganisation unterstützten, wenn wir nicht wissen, wohin der Hase läuft.

Weiß der Tourismusverband Hochpustertal, mit wem er zusammengelegt werden soll, wenn aus den elf Tourismusverbänden tatsächlich vier Regionale Managementeinheiten (RME) gemacht werden?
Nein, auch das wissen wir nicht. Bisher geht es nur um Luftschlösser statt um konkrete Vorschläge. Wir könnten uns zum Beispiel einen  Dolomitenverband mit Gröden und Alta Badia durchaus vorstellen, weil es da viele gemeinsame Interessen und somit auch Synergien geben könnte. Doch wenn man uns nun mit einem Eisacktal zusammenspannen will, können wir uns wenig identifizieren. 

Dann ist es vor allem die Unsicherheit, die den aktuellen Widerstand gegen die Reform schürt?
Ja, es gibt einfach zu viele Unklarheiten und entsprechende Ängste Ich habe zum Beispiel die konkrete Befürchtung, dass man die Ortstaxe, die zur Zeit zu 90 Prozent an die Tourismusvereine und zu zehn Prozent an die Tourismusverbände fließt, nun für die neue SMG oder NewCo kassieren will. Denn die muss schließlich auch irgendwie finanziert werden. Der Landeshauptmann will natürlich die Südtiroler Dachmarke entsprechend pushen, nachdem sie auch zuletzt in einer Studie des HGV nicht gut abgeschnitten hat. 

Doch eine gestärkte Dachmarke würde auch dem Hochpustertal zugute kommen…
Seit ihrer Gründung haben wir noch nie von der Dachmarke profitiert, weil bei der Arbeit immer der Fokus auf den Raum Schlern, Bozen und Meran gelegt wurde. Die SMG hat das Pustertal eigentlich traditionell ignoriert.  Doch in den vergangenen Jahren wurde bei der Dachmarke generell ziemlich versagt. Nachdem lange unklar war, wie und ob es mit der SMG weitergehen soll, war sie einfach auch operativ ziemlich schwach aufgestellt. 

Und eine neue SMG hat nun mehr Potential oder fürchten sie, dass durch die Zusammenlegung die Interessen des Tourismus noch weniger gehört werden? 
Das wird davon abhängen, wer drinnen sitzt. Mit Landesbeamten wird es wieder schwierig werden, wenn wir Vertreter der Wirtschaft drinnen haben, könnte es sicherlich anders funktionieren. 

Wie geht es nun weiter? Wird es einen Schulterschluss mit anderen unzufriedenen Verbänden geben?
Wir haben am morgigen Mittwoch eine Sitzung im LTS, bei der wir alle unsere Forderungen in einem gemeinsamen Katalog bündeln werden. Und mit diesen werden wir dann am Donnerstag geschlossen in die Arbeitsgruppe gehen.