Gesellschaft | Sprache

Docenti im Austausch

Südtirols Schüler sollen zwei- und dreisprachig sein, doch mit welchen Methoden wird dies angestrebt? Am Begegnungstag "Docenti im Austausch" wurde Bilanz gezogen.

Das Beherrschen der Landessprachen, besser noch, mehrerer Sprachen darüberhinaus, wird seit Jahren als besonders erstrebenswert gepredigt, nicht nur an der Freien Universität sollen Studenten mindestens dreisprachig sein, auch die Wirtschaft fordert bessere Sprachkenntnisse von jungen Schul- und Studienabgängern; nicht zuletzt betonen Politiker wie Arno Kompatscher und Philipp Achammer immer wieder die Wichtigkeit einer soliden Zwei- und Mehrsprachigkeit, um in der heutigen globalisierten Welt bestehen zu können.

Auch die letzte Umfrage des Landesbeirates für Eltern hat belegt, dass Eltern den Zweitsprachenunterricht in den Schulen äußerst wichtig finden, dass 77 Prozent der deutschsprachigen Eltern sich sogar wünschen, die italienische Sprache möge doch stärker berücksichtigt werden. 

Der Tag des Dozenten- und Direktorenaustausches, der am Montag 13. April an der Freien Universität Bozen stattfand, hat gezeigt, dass es neben jenem der vollständigen Immersion, viele Modelle und Möglichkeiten gibt, die Landessprachen in den Schulen zu fördern, trotz des Gebotes des muttersprachlichen Unterrichts: Über den Austausch von Lehrpersonen, Klassenpartnerschaften, die Anhebung der Unterrichtsstunden in der anderen Sprache wurden Wege und Mittel gefunden, um den Sprachenhorizont der Schüler zu erweitern. Besonders gefördert werden diese Modelle vom italienischen Ressort für italienische Schule und Berufsbildung.

Als eine der ersten Schulen befassten sich die Grundschule Longon und die Mittelschule Archimede mit einer "sperimentazione" in der deutschen Sprache; in den 90er Jahren ein heißes Thema, das man nicht breittreten wollte aus Angst vor einer politischen Blockade. So wurde das Fach Geografie in deutscher Sprache unterrichtet, bald auch Mathematik, mit Lehrern aus der Mittelschule Jenesien und der Aufschnaiter-Schule in Bozen. Dazu sagt die Direktorin Marina Degasperi in der Tageszeitung Alto Adige: "Ein höchst erfolgreiches Modell, die Schülerzahlen sind sofort in die Höhe geschnellt, wir mussten von 4 auf 7 Klassen erweitern." Auch an der italienischen Handelsoberschule Cesare Battisti ist man überzeugt: "Der Lehreraustausch mit der deutschen HOB Kunter hat nicht nur auf der sprachlichen Ebene etwas gebracht, sondern auch auf der sozialen," so Direktor Bruno Franceschini. 

An den Projekten haben teilgenommen: das Istituto di Istruzione Secondaria di Secondo grado "Gandhi" in Meran und das Realgymnasium/Technologische Fachoberschule Meran, l'Istituto Pluricomprensivo von Bruneck und der Schulsprengel Bruneck,  das Istituto di Istruzione Secondaria di Secondo grado und das Realgymnasium Brixen gemeinsam mit der Wirtschaftsfachoberschule "J. und G. Durst"- Brixen, das Istituto Tecnico Economico "Battisti ITE "C. Battisti" - Bozen und die  Wirtschaftsfachoberschule "H. Kunter" - Bozen, das Istituto Comprensivo Bolzano V - Gries I und der Schulsprengel Tschögglberg - Jenesien gemeinsam mit dem Schulsprengel Bozen-Stadtzentrum.

Seit etlichen Jahren wird an Südtirols Oberschulen die Möglichkeit angeboten, das 4. Jahr im Ausland bzw. in einer anderssprachigen Schule im Land zu absolvieren. Ein Angebot, das genutzt wird, das jedoch viel Vorbereitung und vor allem einen gewissen Reifegrad bei den 17- bis 18-Jährigen voraussetzt. Erfolgversprechender findet Professorin Illia Manfredi aus Brixen die Möglichkeit, einzelne Unterrichtsstunden in der jeweils anderen Sprache zu besuchen. "Es gibt die Wahl, Recht und Wirtschaft auch auf Deutsch zu lernen, mit Professoren aus dem Realgymnasium. Auch Geschichte kann man alternativ in der einen oder anderen Sprache erlernen."

In Bruneck wird indes ein anderer, außerschulischer Treffpunkt zwischen deutschen und italienischen Grund- bis Oberschülern geschaffen: In gemischten Gruppen werden dort vor allem in musischen und technischen Werkstätten Fähigkeiten miteinander erprobt, fachliche und sprachlich-soziale. Ein guter Ausgangspunkt zum Kennenlernen.