Gesellschaft | Holocaust

Steine des Anstoßes

Zehn Stolpersteine wurden heute in den Straßen der Bozner Innenstadt verlegt: Sie erinnern an jene Familien, die deportiert und in Konzentrationslagern umgebracht wurden.

Zwischen Obstmarkt und der Sparkassenstraße wurden heute, Donnerstag 15. Jänner, die zehn sogenannten Stolpersteine im Straßenbelag verlegt. Es sind Steine des Anstoßes im wahrsten Sinne des Wortes, mit einer Messingplatte versehen, in die die Namen der Holocaust-Opfer aus Bozen eingraviert sind. Die Initiative wurde vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen, er erzählt, dass vor kurzem in Turin der 50.000 Stolperstein verlegt worden war, die Steine gibt es in vielen Städten Europas.

"Wenn verstehen unmöglich ist, so ist doch das Wissen notwendig," Primo Levi

Um 9 Uhr früh wurde in der Rosministraße der erste Stein verlegt. Mit dabei Stadträtin Patrizia Trincanato, Stadthistoriker Hannes Obermair, Joachim Innerhofer vom Jüdischen Museum Meran und die Schüler der 5. Klasse des Gymasiums Pertini. Ebenso mit dabei war Cesare Finzi Molisé, der aus Ferrara angereist kam. Er ist der Neffe und Cousin der Familie Carpi aus Bozen, die in den deutschen Konzentrationslagern ermordet wurde. Erinnern, so sagte er, bedeute zu hoffen, dass das Schrecklich was passiert ist, sich nie mehr wiederholen möge. 

"Diese Stolpersteine werden die Passanten tagtäglich an das erinnern was war und was nie mehr sein darf," sagte Patrizia Trincanato und Hannes Obermair betonte, dass es wichtig sei, all jenen, die kein Grab haben, auf diese Weise mehr Sichtbarkeit zu geben.

Die Standorte der Stolpersteine in Bozen und die Personen an die dort erinnert wird:

Rosministraße 44 - Aldo Castelletti 

Sparkassenstraße 16 - Familie Carpi

Leonardo-da-Vinci-Straße 8 - Familie Landau

Erbsengasse 8 - Adalgisa Ascoli

Leonardo-da-Vinci-Straße 1 - Adolf Schwarz

Mustergasse 17 - Josef Weinstein

Obstmarkt 7 - Wilhelm Alexander Loew-Cadonna

Obstmarkt 9 - Auguste Freund

Lauben 30 - Ada Tedesco

Andreas-Hofer-Straße 18 - Bernhard Czopp

 

Das hat mir diesen Text hier in Erinnerung gerufen, vom November letzten Jahres, aus München, das nun wirklich sowohl räumlich als auch "ideell" recht nahe ist, und der mich ziemlich erschüttert hat:

http://www.zeit.de/2014/46/stolpersteine-muenchen-holocaust

"Er tut es dann aber doch, und nun mit einem wirklich erschütternden Argument. Es gebe bei ihm und vielen anderen in der Israelitischen Kultusgemeinde vor allem "die Angst vor einem Zuviel" des Gedenkens; man müsse doch schon froh sein, dass eine jüdische Gemeinde in München wieder aktiv sei."

Sa., 17.01.2015 - 11:01 Permalink