Wirtschaft | Benko

Wiederholte Versprechen

Vor zwei Jahren gegründet, ist der Verein "Zukunft Bozen – Bolzano domani" nach wie vor von den Vorzügen des Kaufhaus-Projekts überzeugt. Und ruft zum "Ja" auf.

Brachliegende Grünflächen vor einem wolkenbedeckten Himmel: Grau in Grau präsentierte sich der Bozner Bahnhofspark am Dienstag Vormittag. Für etwas Farbe sorgte, zumindest für eine kurze Zeit, ein pink leuchtendes Transparent. Pink ist bekanntlich die Lieblingsfarbe jener Dame, die sich am Vormittag mit ihren Mitstreitern vor dem farbenfrohen Banner eingefunden hatte: Anna Pitarelli. Gemeinsam mit dem Bürgerverein “Zukunft Bozen – Bolzano domani” hatte die ehemalige SVP-Gemeinderätin und angehende Bürgermeisterkandidatin zu einer Pressekonferenz geladen. Der Grund: Man will an das eigene Engagement erinnern und für ein “Ja” zum Benko-Projekt werben.

“Vor genau zwei Jahren haben wir unseren Verein gegründet”, eröffnet Anna Pitarelli. Bereits damals habe man die Vorteile, die das Siegerprojekt der Kaufhaus Bozen GmbH “für die Bürger, das Viertel, die Südtiroler Bevölkerung und für die Touristen, die zu uns kommen, bringt”, erkannt. Die in zwei Wochen anstehende Bürgerbefragung sei “eine Chance, die Zukunft Bozens mitzubestimmen und zu ändern”, so Pitarelli. Zu ändern gibt es laut “Zukunft Bozen” eine Menge. Angefangen beim Bahnhofspark, den die Bozner Bevölkerung “zurück will”. Seit Jahren würden die beiden Teilstücke des Parks von den Menschen gemieden. Man fühle sich dort unsicher und bedroht. “Sicherheit müsste der Normalzustand sein, in dem wir leben”, fügt Elmar Pardeller hinzu. Aber wie man tagtäglich aus den Medien vernehmen könne, “ist das nicht so”. Das Kaufhaus-Projekt hingegen würde dafür sorgen, dass “Pendler auch nach 17 Uhr sicher durch den Park gehen können”.

Abgesehen vom Thema Sicherheit sei der Park zu einer “grünen Lunge verkommen, die nicht mehr atmet, sondern im Verkehr erstickt”, warnt Pitarelli. Degrado, ist ein Wort, das immer wieder fällt. Auch Alberto Stenico spricht am Dienstag Vormittag vom “sozialen Verfall” in der Gegend um den Busbahnhof. Das KHB-Projekt, ist Stenico als “Zukunft-Bozen”-Mitglied überzeugt, werde vor allem für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. “In Bozen ist die Arbeitslosenquote doppelt so hoch wie im restlichen Südtirol”, klärt Stenico auf, “jedes Jahr müssen dutzende Unternehmen schließen und für die jungen Menschen gibt es immer weniger Zukunftsperspektiven”. All diesen Entwicklungen würde das Benko-Projekt entgegenwirken. “Nehmen wir die Herausforderung zur Veränderung an”, appelliert Stenico. Als Vertreter der jungen Bozner ist Michael Picarella vor kurzem zu “Zukunft Bozen” gestoßen und will den Bahnhofspark wieder zu einem “Treffpunkt wie früher” machen. Besonders interessant für die Jugend sei der im Kaufhaus-Projekt – das übrigens diese Bezeichnung nicht verdiene, da die Handelsfläche weniger als die Hälfte ausmache – vorgesehene Konzertraum und die eingeplanten Mittelstandswohnungen. “Wer das Projekt nicht befürwortet, ist kurzsichtig”, ist Paul Bacher überzeugt. Ebenso wie für die Jugend sei die Aufwertung des Bahnhofsviertels auch für die Senioren der Stadt attraktiv, so Bacher.  

“Wir werden ‘zustimmend’ ankreuzen”, kündigen die fünf Mitglieder von “Zukunft Bozen” gegen Ende der Pressekonferenz an. Und rufen die Abstimmungsberechtigten dazu auf, es ihnen gleich zu tun. “Ab morgen werden wir mit Stands in allen Vierteln der Stadt unterwegs sein, um die Menschen mit korrekten Informationen zu versorgen”, so die Ankündigung. Information über das Projekt, die Abstimmungsmodalitäten und die Argumente, die dafür sprechen, gibt es seit kurzem auch auf der Internetseite des Comitato riqualificazione Bolzano

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Sigmund Kripp Di., 15.03.2016 - 20:23

Also ich habe bisher Südtirol als eine Insel der Seeligen empfunden: Überall gibt es Nahversorgung, bis in die letzten Dörfer hinaus. Ich habe aber auch 9 Jahre in Deutschland gelebt, auch in Österreich, wo die "fortschrittlichen" Kaufhäuser entstanden sind. Und siehe da! Dort gibt es nirgendwo mehr diese herrlichen kleinen Geschäfte in den Dörfern, in denen man ohne Autobenutzung seine täglichen Einkäufe tätigen kann! Jetzt gibt es eine Gruppe "Zukunftsgläubige", die all diese Nachteile nach Südtirol holen wollen! Und dann reden sie von Arbeitsplätzen! Ein Arbeitsplatz im Kaufhaus eliminiert 2 in Kleingeschäften! Wissen die das alles nicht? Armes Bozen - armes Südtirol!

Di., 15.03.2016 - 20:23 Permalink
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Alfonse Zanardi Di., 15.03.2016 - 21:24

Für peinliche Foto-Termine wie diesen wird die Truppe sicher entsprechend entschädigt werden von ihrem "Sugardaddy".
Wie man sich für ein Kaufhaus so begeistern kann wird letztlich ungeklärt bleiben ...

Di., 15.03.2016 - 21:24 Permalink
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Sigmund Kripp Mi., 16.03.2016 - 07:26

Antwort auf von Alfonse Zanardi

Es ist die Wahnvorstellung, dass man in einem Kaufhaus alles billiger bekommt. Das kann auf einzelne Artikel zutreffen, ja. Aber es wird mit Arbeitsplatzverlusten, mit Geschäftsschließungen, mit mehr Autoverkehr und mit Qualitätseinbußen bezahlt. Ich verstehe in dieser Hinsicht auch die Verbraucherschutzzentrale nicht, die sich ebendiesem Wahn voll hingibt!

Mi., 16.03.2016 - 07:26 Permalink
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alfred frei Mi., 16.03.2016 - 09:33

zur Sache: die angekündigten 1000 neue Arbeitsplätze werden laut Pitarelli 800 (Sender Bozen) 200 Arbeiter finden wahrscheinlich den Weg im Tunnel nicht ! Wenn der Park im Verkehr erstickt: voilà > das Kaufhaus als Sauerstoffoase !!
wie? durch eine konkrete Verkehrserleichterungsmaßnahme am Beispiel Nordtirol : ein sektoriales Fahrverbot für Kaufhauskunden !! Für die Zukunft Bozens einfach genial !

Mi., 16.03.2016 - 09:33 Permalink